Laut eines Berichts, den Amnesty International am Dienstag dieser Woche vorgestellt hat, wurden im Jahr 2010 weltweit mindestens 527 Hinrichtungen in 23 Ländern vollstreckt. Hinzu kommen vermutlich noch einige Tausende weitere vollstreckte Todesstrafen durch die Volksrepublik China. Die Volksrepublik gibt keine Statistiken bekannt. Die Zahlen beruhen auf Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen.
Neben der Zahl der vollstreckten Hinrichtungen gibt der Bericht auch darüber Aufschluss, dass im vergangenen Jahr 2.024 Todesstrafen in insgesamt 67 Ländern verhängt wurden. Damit sitzen weltweit wenigstens 17.833 Menschen in Haft und warten auf ihre Hinrichtung.
Amnesty International berichtet neben diesen deprimierenden Zahlen auch von einer positiven Entwicklung: Zunehmend mehr Staaten weltweit haben in den vergangenen Jahren die Todesstrafe abgeschafft oder aber zumindest keine Hinrichtungen mehr vollstreckt.
Seit zehn Jahren zeigt sich ein eindeutiger Trend zu einer Welt ohne Todesstrafe. Immer weniger Staaten, die noch an der Todesstrafe festhalten, richten auch tatsächlich Menschen hin“, sagt Oliver Hendrich, Experte zum Thema Todesstrafe bei Amnesty International in Deutschland. „Wer im 21. Jahrhundert noch Menschen hinrichtet oder zum Tode verurteilt, ist international zunehmend isoliert.
Dieser Trend zum Abolitionismus der Todesstrafe wird anschaulich auf der interaktiven Weltkarte Death Penalty Abolition Worldwide Since 1961 illustriert.
Den vollständigen Bericht stellt Amnesty International auf dieser Webseite zur Verfügung.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=7F-PCDopKBk&feature=player_embedded[/youtube]
SvenK schreibt
Die Karte stimmt, zumindest soweit sie die Bundesrepublik Deutschland betrifft, nicht. Die Todesstrafe gibt es in D seit 1949 nicht mehr.
Christian Wickert schreibt
Die Angabe bezieht sich vermutlich auf das Gebiet der DDR, wo die Todesstrafe erst 1987 abgeschafft wurde. Das letzte Todesurteil in der DDR wurde noch 1981 vollstreckt.
SvenK schreibt
Vermutlich, trotzdem peinlich. Auch wenn der Fleck nicht besonders groß ist.
Andreas Prokop schreibt
Zur letzten Hinrichung in der DDR, die Werner Teske betraf, gibt es übrigens unter diesem Namen einen Eintrag bei Wikipedia. Es gibt auch ein Radio-Feature über Mielke, das einige von dessen sadistischen Ausbrüchen in diesem Zusammenhang wiedergibt. Teske war MfS-Mitarbeiter und hatte zur Vorbereitung seiner Flucht nach Westdeutschland Akten gesammelt, die dann im Gefolge der erfolgreichen Flucht von Werner Stiller und der entsprechend verschärften Sicherheitsrichtlinien gefunden wurden. Die Todesstrafe war gesetzlich nur bei vollendeten Delikten vorgesehen, nicht aber bei lediglich versuchten wie im Fall Teske. Es handelte sich hier also weniger um den Vollzug einer (gesetzlichen) Todesstrafe, als um einen vorsätzlichen Justizmord.
Achim K. schreibt
Die Karte ist tatsächlich etwas verwirrend… Sie stellt eben nur da, wo Todesstrafengesetze von 1961 bis heute existieren und wie sie ausgeführt werden.
Demnach stelle ich also fest: Die nördlichen Länder Südamerikas sind neben Island mit gutem Beispiel vorran gegangen. Dem war ich mir irgendwie noch gar nicht bewusst – interessant!