Am 12. März 2014 hielt Jan Philipp Reemtsma an der Universität Hamburg einen Vortrag über die Problematik der „Gewalt gegen Tiere“. Fragen, die auch KriminologInnen interessieren können: Gibt es das überhaupt? Was ist davon zu halten? Warum ist das nicht strafbar?
In einem bis zu Ovid und Pythagoras zurückgehenden Beitrag kam Reemtsma zu dem Schluss, dass es schon immer die Utopie eines menschlichen Lebens ohne Gewalt gegen Tiere gegeben habe.
Die Frage, ob Tiere – ähnlich wie Kinder – trotz ihrer Unfähigkeit, diese wahrzunehmen und zu artikulieren, eigene Recht hätten (oder ob man sie ihnen zuerkennen sollte, so wie man sie Kindern zuerkannt habe), sei aber nicht so leicht zu entscheiden.
Bei Kindern handelt es sich um Wesen, die man irgendwie kennt: man ist selbst Kind gewesen und hat vielleicht Kinder und hat jedenfalls eine gewisse Vorstellung davon, was Kinder als Interessen und Gefühle hätten.
Bei Tieren sei das nicht so. Was ein Tier zum Beispiel zum Thema freiwilliger Sklaverei im Vergleich zur Tätigkeit als Arbeiter sagen würde, könne man sich als Mensch einfach nicht vorstellen. „Ein Mensch hätte sagen können, daß er ein Leben in Sklaverei auf einer Plantage einem in Freiheit unter den Bedingungen, unter denen Industrieproletarier 1860 zu leben hatten, vorziehe (..) Was ein Tier (…) sagen würde, wissen wir nicht, und die Behauptung, wir könnten uns das aber vorstellen, ist absurd.“
Das Tier ist für Reemtsma ein Schutzbefohlener. Die Art und Weise, wie wir mit Tieren umgehen, ist eine Frage der Art und Weise, wie wir uns selbst vor Verrohung schützen.
Wer Tiere schrecklich leiden lässt, ist ein Mensch, der so ist, wie wir – hoffentlich – nicht sein wollen. Das ist der Grund für den Tierschutz und für das, was wir Tierrechte nennen.
Andreas Prokop schreibt
Ich kann mich noch gut an den Biologieunterricht meiner Schulzeit erinnern, wo die absurde cartesianische These vertreten wurde, Tiere seien so eine Art Maschinen. Das sagt allerdings viel über Menschen aus, die solche Thesen erstellen und vertreten. Nimmt man das Begriffsdenken weg, bleibt nichts mehr übrig als mechanisches Sichverhalten…
Für die Juristen waren Tiere bekanntlich ja zunächst Sachen bis die entsprechende Vorschrift dahingehend geändert wurde, sie seien zwar keine Sachen, würden aber rechtlich als solche behandelt…
Ich glaube übrigens, dass wir als kleine Kinder besser wussten, wie Tiere empfinden; letztlich aber können wir ja nicht einmal sicher sein, zu wissen, wie andere Menschen empfinden…