Amok ist ein explosionsartiger Ausbruch besinnungsloser und schrankenloser Gewalt: für die meist arg- und wehrlosen Opfer kommt der Angriff auf ihr Leben vllig überraschend – für den meist männlichen Täter ist die Gewalt der Abschluss eines oft sehr langen – manchmal jahrelangen – Prozesses des Grübelns und der Vorbereitung, der im wesentlichen zwar innerpsychisch verläuft, sich aber in manchen Fällen auch nach außen Ausdruck verschafft (in sogenannten „leakages“, also „Lecks“ der psychischen Druckkammer). KriminologInnen unterscheiden Amokläufe von Spree-Killings (bei denen der Täter verschiedene Orte aufsucht) und anderen Formen entgrenzter Gewalt wie z.B. Pogromen, repressivem Terrorismus durch Staaten oder parastaatliche Einheiten oder auch Genoziden.
Andreas Prokop schreibt
Der Psychiater Reinhard Haller bietet in seinem etwas wuchtig „Die Seele des Verbrechers“ betitelten Buch eine „wissenschaftliche Definition für Amok“ an. Sie lautet: „Ein nicht materiell-kriminell motivierter, tateinheitlicher, mindestens in selbstmmörderischer Absicht durchgeführter, auf den unfreiwilligen Tod mehrerer Menschen zielender plötzlicher Angriff.
Meines Erachtens ist die physische Zerstörung von Menschen nichts weniger als „materiell-kriminell“. Mir ist natürlich bewusst, dass mit „materiell“ in einem stark verengten Begriff das liebe Geld (oder Geldwert) bzw. der Kosten-Nutzen-Maximierer gemeint ist. Das ist aber gerade bei einem wissenschaftlichen Anspruch etwas zu alltagstheoretisch gedacht. Allerdings sprengt wohl der Amokläufer auch das entsprechende Sinngefüge (Zweckrationalismus) in die Luft.
Im Übrigen scheint Haller die alte Lombrososche Epilepsie-These wieder aufleben lassen zu wollen.