Der britische Sozialwissenschaftler Stuart Hall verstarb am gestrigen Montag 82-jährig in London. Der in Kingston, Jamaika geborene Kulturtheoretiker zählte zu den führenden linken Intellektuellen Großbritanniens.
Stuart Hall kam 1951 als Stipendiat nach England und studierte in Oxford. Seit 1964 arbeitete er am Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) der Universität Birmingham und löste dort 1968 Richard Hoggart als Direktor des Instituts ab. Von 1979-1997 lehrte er als Professor für Soziologie an der Open University. Von 1995 bis 1997 war er Präsident der British Sociological Association.
Stuart Hall zählt ohne Zweifel zu den einflussreichsten Kulturtheoretikern der letzten Jahrzehnte. Dennoch hat er zeitlebens keine einzige Monographie veröffentlicht. Seine zahlreich veröffentlichten Aufsätze und Beiträge in Sammelwerken sind Standardlektüre in den Sozial- und Medienwissenschaften. Zu seinen bekanntesten Werken zählen sein Kodieren/Dekodieren-Kommunikationsmodell (Encoding/Decoding, 1977) und der Sammelband Policing the crisis: mugging, the state, and law and order (1978).
Stuart Halls Werk war stets politisch und von einer marxistisch orientierten Idee von sozialer Gleichheit und Gerechtigkeit angetrieben. Als Herausgeber der Zeitschrift The New Left Review (1960-1962) prägte er das Bild der gerade entstehenden Neuen Linken in Großbritannien und in Kontinentaleuropa entscheidend mit. Zeitlebens setzte er sich gegen Rassismus, Imperialismus und negative Auswüchse des Neoliberalismus ein (zuletzt als Mitherausgeber des Kilburn Manifesto).
Der 2013 erschienene Dokumentarfilm The Stuart Hall Project porträtiert den Ausnahme-Intellektuellen.
Ein ausführlicher Nachruf auf Stuart Hall ist auf The Guardian zu lesen.
Christian Wickert schreibt
Hier ein Link zu einem hörenswerten halbstündigen Radiobeitrag auf BBC Radio 4 anlässlich xdes Todes von Stuart Hall: BBC Radio 4 – Thinking Allowed, Stuart Hall (1932-2014)