
Prof. Dr. Jock Young erlag am Samstag seiner Krebserkrankung und verstarb im Kreise seiner Familie in einem Krankenhaus in New York.
Der britische Soziologe und Kriminologe erwarb seinen Bachelor- und Masterabschluss sowie Ph.D. an der London School of Economics. Er lehrte an der Middlesex University und der University of Kent in England. Zuletzt war er Distinguished Professor am John Jay College of Criminal Justice in New York.
Jock Young zählt zu den einflussreichsten (Kritischen) Kriminologen und Devianzsoziologen der letzten 40 Jahre. In seiner Promotion, einer ethnographischen Studie zu DrogennutzerInnen in Notting Hill (The Drugtakers: The Social Meaning of Drug Use), entwickelte er das Konzept der Moral Panic.
Als Gründungsmitglied der National Deviancy Conferences zählt er zu den Kritischen Kriminologen der ersten Stunde. 1973 veröffentlichte er mit The New Criminology: For a Social Theory of Deviance das wegweisende Werk für eine marxistisch orientierte Kritische Kriminologie. Ausgehend von dieser herrschaftskritischen Position entwickelte Young gemeinsam mit John Lea und Roger Matthews und anderen britischen Kollegen in den 80er Jahren das Konzept des Left/ New Realism.
In den letzten Jahren veröffentlichte Young eine Buchtriologie, die sich mit gesellschaftsanalytischen Frage- und Problemstellungen befasst (The Exclusive Society (1999), The Vertigo of Late Modernity (2007) und The Criminological Imagination (2011)). Gemeinsam mit Jeff Ferrell und Keith Hayward schrieb er das 2008 erschienene, vielbeachtete Buch Cultural Criminology: An Invitation.
Jock Young erhielt im Laufe seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen – u.a. den Sellin-Glueck Award der American Society of Criminology (1998) und den Lifetime Achievement Award der Critical Criminology Division der American Society of Criminology (2003).
Jock Young war zuletzt in diesem Frühjahr Teilnehmer der Common Session an der University of Kent und hielt dort einen – wie gewohnt – spannenden, klugen und gleichermaßen unterhaltsamen Vortrag, in dem er die vielen für die Kritische Kriminologie wegweisenden Stationen seines beruflichen Lebens passieren ließ. Die Hamburger Kriminologinnen und Kriminologen werden den liebenswerten Menschen und den scharfsinnigen Beobachter und Analytiker Jock Young vermissen.
Nachruf auf Jock Young, verfasst von Keith Hayward and Roger Matthews für The Guardian (04.12.2013): http://www.theguardian.com/education/2013/dec/04/jock-young