Im Spiegel vergangener Woche (Der Spiegel 48/2007) wird in dem Artikel „Unwillig und überfordert“ über den vereitelten Amoklauf zweier Schüler am Kölner Georg-Büchner-Gymnasium berichtet. Die zwei Gymnasiasten hatten offensichtlich einen Amoklauf an ihrer Schule geplant, waren von ihrem Vorhaben aber wieder abgerückt. Mediales Interesse erregte der Fall, nachdem bekannt wurde, dass einer der Verdächtigen sich nach einem polizeilichen Verhör vor die Straßenbahn warf und verstarb. Es bestand der Vorwurf,
die Polizei habe den angeblich vereitelten Amoklauf öffentlichkeitswirksam hochgejazzt, um vom Selbstmord des Schülers abzulenken. (Der Spiegel, 48/2007)
Trotz dieser offensichtlichen Fehleinschätzung der beteiligten Behörden, stellt sich das Problemfeld Amoklauf an deutschen Schulen als reale Bedrohung dar. Seit 1999 fanden an deutschen Schulen sechs Amoktaten statt. Der Spiegel weiß zu berichten, dass Deutschland damit hinter Kanada und den USA den dritten Platz in dieser nicht sehr rühmlichen Hitliste einnimmt.
Dr. Frank Robertz, ehemaliger Diplom-Absolvent am Institut für kriminologische Sozialforschung in Hamburg wird zitiert mit dem Hinweis
Früherkennung [ist] gerade in Bezug auf mögliche Amoktaten das wichtigste Mittel, das den Schulen zur Verfügung steht.
Der Kriminologe weiß wovon er spricht, denn er ist Leiter des Instituts für Gewaltprävention und angewandte Kriminologie (IGaK) in Berlin und hat jüngst ein Fachbuch zum Thema Gewaltprävention und Krisenintervention an Schulen veröffentlicht.
Das Buch „Riss in der Tafel. Amoklauf und schwere Gewalt in der Schule“ ist im Springer Wissenschaftsverlag erschienen. Auf der Internetseite des Instituts steht eine Leseprobe zur Verfügung.
Dr. Robertz hat sich mit der Institutsgründung ein für Kriminologen nicht gerade typisches Berufsfeld erschlossen, das aber offensichtlich eine große Nachfrage nach praxisorientierten Inteventions- und Gewaltpräventionsmaßnahmen an deutschen Schulen deckt.