Am 19. Juni wurde der deutsche Dokumentarfilm Gangsterläufer auf ARTE ausgestrahlt und ist noch bis morgen in der Mediathek einzusehen.
Der Film folgt dem 14-jährigen aus dem Libanon stammenden Yehya, selbsternannter ‚Boss von der Sonnenallee‘ und vielfach vorbestrafter Intensivtäter in Berlin-Neukölln. Der Filmemacher Christian Stahl zeichnet in seiner 89-minütigen Dokumentation die kriminelle Karriere des jungen Mannes nach, der mit 17 Jahren zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt wird.
Ein Messer in der Tasche, Adrenalin im Blut und einen Traum im Kopf: Gangster sein, und zwar der größte überhaupt. Yehya war 14 Jahre alt und nahe an seinem Traum, als der Filmemacher Christian Stahl ihn im Treppenhaus kennenlernte. Yehya war nicht nur der nette Nachbarsjunge, sondern auch „Boss von der Sonnenallee“ – einer der sogenannten Gangsterläufer von Berlin-Neukölln. Und Gangsterläufer wollen Gangsterkarrieren machen. In den Augen der Behörden ist er ein „Intensivstraftäter“, in seinen eigenen „einer der ersten zehn von Neukölln. Ich hab ’nen eigenen Staatsanwalt!“ Yehya ist der Sohn palästinensischer Flüchtlinge aus dem Libanon, ist ein Rütli-Schüler mit Bestnoten, und er ist Häftling. Im Alter von 17 Jahren wird Yehya nach einem Raubüberfall zu drei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Filmemacher Christian Stahl begleitet Yehya über die Jahre im Gefängnis und parallel dazu seine Familie in Neukölln. Er zeigt, wie Yehyas Welt- und Gangsterbild wackelt, wie er in der Knasthierarchie schnell aufsteigt, sich dem Islam zuwendet und im Gefängnis plötzlich selbst zum Opfer wird. Yehyas Vater versucht mit einer Mekka-Pilgerfahrt, die Familienprobleme zu lösen, Yehyas Brüder treten in seine Fußstapfen, der Staat will Yehya abschieben oder zurückschicken ins Flüchtlingslager nach Beirut. Die Eltern, die als Flüchtlinge in Deutschland 14 Jahre lang nicht arbeiten durften und in ihrer Welt blieben, verzweifeln. Und Yehya? Er analysiert sich und seine gesellschaftliche Realität sehr genau und kann doch nicht raus aus seiner Haut. Der Dokumentarfilm zeichnet das eindringliche Porträt eines „Intensivstraftäters“, dessen Charme, kriminelle Energie und Reflexionsvermögen verblüffen und schockieren zugleich. Zwischen muslimischer Tradition und Gangsterträumen, Macho-Image und Moschee, dem allgegenwärtigen Krieg in der fremden Heimat der Eltern und dem Überleben in Europa.
Ich danke Julian für den Hinweis.