Filme über das Graffiti-Sprühen gibt es wie Sand am Meer. Ohne ein ausgewiesener Szenekenner zu sein, erscheint mir der Dokumentarfilm „Unlike U – Trainwriting in Berlin“ einer der besseren Filme zum Thema darzustellen. Der 90-minütige Dokumentarfilm von Henrik Regel und Björn Birg aus dem Jahr 2011 zeigt sowohl von Sprühern selbst gefilmtes Material, als auch ausführliche Interviewpassagen mit einer Vielzahl Berlinern Sprayern, in denen die Interviewten sich zu ihrer Motivation für ihre illegalen Aktivitäten äußern.
Was einen auch ultimativ dazu motiviert hat, war einfach das Abenteuer, das Katz-und-Maus-Spiel in Schächten, das Illegale – etwas zu tun, was man eigentlich nicht darf und positiver Nebeneffekt war dabei einfach auch, dass man währenddessen seine Kreativität so ausleben konnte.
Es ist bei weitem aber nicht bloß dieser Reiz des Verbotenen (sneaky thrills, Jack Katz), der die Interviewten antreibt, sondern auch die – bereits im Titel des Filmes angedeutete (Unlike U) – Zugehörigkeit zu einer eingeschworenen Gemeinschaft.
Im Prinzip ist es mir schon wichtig, dass es illegal ist, weil ansonsten könnte ja jeder einen Zug malen und man macht es ja schon auch, weil es ein Mythos ist, etwas Geheimnisvolles in sich birgt. Und ich denke schon, da würde etwas verloren gehen, wenn es jeder machen würde oder könnte.
Von kriminologischer Relevanz ist jedoch nicht bloß der Inhalt, sondern auch der Film als solcher. Die Berliner Verkehrsbetriebe versuchten nach Erscheinen, die Veröffentlichung des Filmes zu verhindern, da die Dokumentation nicht genehmigte Filmaufnahmen von Verkehrsmitteln bzw. Betriebsanlagen zeige. Das Kammergericht Berlin hob mit Verweis auf die Kunstfreiheit der Filmemacher die Entscheidung des Langgerichts auf und kippte hiermit das zwischenzeitliche Verkaufsverbot.