Krise am IKS – Stellungnahme der Studierenden
Die kriminologische Lehre am Fachbereich für Sozialwissenschaften der Universität Hamburg, die sowohl in den beiden kriminologischen Master-Studiengängen des Instituts für Kriminologische Sozialforschung (IKS), dem M.A. ‚Internationale Kriminologie‘ einerseits, dem Weiterbildungs-Master ‚Kriminologie‘ andererseits, als auch in den soziologischen Studiengängen im Rahmen der Schwerpunktmodule (‚Kriminalität und Kontrolle‘ bzw. ‚Cultural and Visual Criminology‘) angeboten wird, befindet sich in einer zunehmend prekären Situation.
Kurzfristig bezieht sich dies auf das Lehrangebot im kommenden Sommersemester, das in einem reduzierten Umfang angeboten werden muss. Mittelfristig ist sogar der Bestand des IKS und der von ihr durchgeführten Lehre und Forschung gefährdet. Ursächlich hierfür sind die personellen Restrukturierungspläne innerhalb der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg, die von der Universitätsleitung angedacht wurden und vom Dekanat unterstützt werden.
Ausgangssituation und Problemlage
Derzeit steht für die kriminologische Lehre am Fachbereich nur eine feste Professur zur Verfügung, die durch die Tätigkeit dreier Wissenschaftlicher Mitarbeiter unterstützt wird. Bislang wurden diese vier kriminologischen bzw. kriminalsoziologischen Stellen ergänzt durch die Lehre von Dr. Nils Zurawski, der im Rahmen einer Vertretungsprofessur die vergangenen fünf Semester in den genannten Studiengängen kriminologische Seminare angeboten hat.
Da die Vertretungsprofessur gegenwärtig nicht mehr zur Verfügung steht, kann Dr. Nils Zurawski im kommenden Sommersemester nur reduziert Seminare anbieten, weil die Gastprofessur, die er nun besetzt, mit einem geringeren Lehrdeputat verbunden ist. Daraus ergibt sich, dass die kriminologische Lehre im kommenden Sommersemester in einem begrenzten Umfang angeboten werden muss und zunehmend einen für die Studierenden inakzeptablen Zustand erreicht. Verschärfend wirkt sich zusätzlich die Tatsache aus, dass die Gastprofessur auf ein Semester begrenzt ist und danach nicht höchstwahrscheinlich mehr zur Verfügung stehen wird.
Neben dieser akuten Problematik, ergibt sich hieraus auch ein mittelfristiges Problemszenario: Da der Institutsleiter des IKS, Prof. Sebastian Scheerer, im Jahre 2016 in den Ruhestand verabschiedet wird und unter der Voraussetzung – wonach es zur Zeit aussieht –, dass bis zu diesem Zeitpunkt keine zweite kriminologische bzw. kriminalsoziologische Professur eingerichtet worden ist, muss befürchtet werden, dass auch eben diese, letzte verbliebene, kriminologische Stelle gestrichen wird. Das würde die Zukunftsperspektive für die kriminologische und kriminalsoziologische Lehre, aber auch für das IKS im Allgemeinen, erheblich verschlechtern und ein Fortbestehen dieser Art von Lehre und Forschung am Fachbereich für Sozialwissenschaften der Universität Hamburg wäre mehr als ungewiss.
Forderungen der AG Kriminologie

Insbesondere bei den Studentinnen und Studenten, die sich im Rahmen ihres Studiums an der Universität Hamburg mit sozialwissenschaftlich-kriminologischen Themen auseinandersetzen, treffen die oben skizzierten Entwicklungen auf Unverständnis: Die kriminologische Lehre, die im Rahmen der genannten Studiengänge angeboten wird, ist bei den Studierenden äußerst beliebt; die entsprechenden Schwerpunkte in den Soziologie-Studiengängen zählen zu den am stärksten nachgefragten – genau diese können nun jedoch nur mit einem eingeschränkten Seminarangebot aufwarten.
Wir sind der Meinung, dass die Interessen der Studentenschaft im Kontext der von den Universitätsverantwortlichen formulierten Restrukturierungsplänen nicht adäquat berücksichtigt werden und möchten mit unserem Engagement unseren Missmut über die Entwicklungen der letzten Jahre kund tun, sowie unsere Interessen – vor allem gegenüber der Universitätsleitung – artikulieren.
Es ist für uns das oberste Ziel, dass die kriminologische Lehre am IKS und in den entsprechenden Soziologie-Schwerpunkten dauerhaft und in adäquater Weise sichergestellt wird.
- Wir fordern deshalb von den Verantwortlichen der Universität Hamburg, für ein umfassendes kriminologisches Lehrangebot Sorge zu tragen und den Studierenden eine breite und gleichermaßen fundierte Ausbildung zu garantieren.
- Wir fordern weiterhin die Universitätsleitung auf, sich an den eigenen Zielen messen zu lassen, die u.a. im Struktur- und Entwicklungsplan der Universität festgehalten sind. Die dort formulierten Ziele beinhalten u.a. die Stärkung des Aspektes der Weiterbildung, der Internationalisierung und der Forschungsorientierung. Diese Ziele unterstützt das IKS mit seinen akademischen Aktivitäten bereits seit mehreren Jahren erfolgreich.
- Weiterhin ist es uns wichtig, dass die Universitätsleitung ihre grundsätzliche Verantwortung gegenüber den Interessen der Studentenschaft anerkennt. Diese beinhaltet auch die Verpflichtung, die Wünsche der Studierenden adäquat zu würdigen und für ein ausreichendes Betreuungs- und Lehrangebot zu sorgen.
Die AG Kriminologie ist aus dem Umkreis des Fachschaftsrats Kriminologie der Universität Hamburg entstanden und besteht aus engagierten Personen, die sich um die Zukunft kriminologischer Lehre am Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Hamburg sorgen und an einem dauerhaften Fortbestehen des Instituts für Kriminologische Sozialforschung (IKS) interessiert sind.
Die Homepage der AG Kriminologie, die weiterführende Informationen enthält, relevante Termine bekannt gibt und wichtige Dokumente zum Download bereitstellt – z.B. unser Positionspapier, das alle relevanten Informationen enthält –, kann unter folgende Webadresse aufgerufen werden: www.kriminologiehamburg.wordpress.com.
Wer die Online-Petition ‚Für den Erhalt der kriminologischen Lehre in Hamburg‘ unterzeichnen möchte, kann dies unter folgendem Link tun:
http://openpetition.de/petition/online/fuer-den-erhalt-der-kriminologischen-lehre-in-hamburg.
Bei eventuellen Rückfragen, sind wir unter der E-Mail-Adresse AG-Kriminologie@gmx.de zu erreichen.
Simon Egbert
(stellvertretend für die AG Kriminologie Hamburg)
bitte petition auch bei der zuständigen hamburgischen bürgerschaft einreichen.
grüße
robert wenzel
volljurist
diplomkriminologe