Bereits vor einiger Zeit haben wir an dieser Stelle auf die Arbeit der AG Kriminologie und die Online Petition zur Erhalt der Lehre am IKS hingewiesen.
Die AG Kriminologie hat seither ihre sehr engagierte Arbeit fortgesetzt. Ihren vielleicht bislang öffentlichkeitswirksamsten Auftritt hatte die AG Kriminologie am gestrigen Mittwoch: Vor dem „Pferdestall“ in Hamburg, in dem der Fachbereich Sozialwissenschaften untergebracht ist, wurde der Tod der Kriminologie inszeniert. Den Tatort sicherten Spurenermittler ab, die nebenbei auch Kaffee, Kuchen und Informationsflyer an Passanten verteilten. Die AG Kriminologie konnte die Protest- und Informationsveranstaltung als großen Erfolg verbuchen. Im Verlauf der mehrstündigen Aktion konnten hunderte Flyer verteilt und dutzende Unterschriften für den Erhalt der kriminologischen Lehre in Hamburg gesammelt werden.
Die nachstehenden Bilder vermitteln einen Eindruck von der Protestaktion. Weiter unten findet sich der Informationsflyer der AG Kriminologie, der einen guten Überblick über den aktuellen Sachstand vermittelt.
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Die prekäre Situation des Instituts für Kriminologische Sozialforschung (IKS)
Problemlage
Das IKS bietet an der Universität Hamburg kriminologische und devianzsoziologische Lehre im Rahmen eines Masterstudiengangs, eines weiterbildenden Masterstudiengangs sowie der Soziologiestudiengänge an. Obwohl dieses Angebot bei den Studierenden auf großes Interesse stößt und das IKS in der Forschungslandschaft gut verankert ist, befindet es sich in einer zunehmend prekären Lage.
Mittelfristig ist sogar der Bestand des IKS und seiner Lehre und Forschung gefährdet: Sobald der Programmdirektor und Inhaber der aktuell einzigen festen Professur in Pension geht, besteht angesichts universitärer Stellenstreichungsauflagen das Risiko, dass schlicht nicht nachbesetzt und der Lehr- und Forschungsbereich Kriminologie geschlossen wird. Dies würde den Verlust eines gesellschaftlich und politisch hoch relevanten, stark nachgefragten und deutschlandweit einzigartigen Studienganges bedeuten, ebenso wie den Wegfall devianz- und kriminalsoziologischer Lehre in den Soziologiestudiengängen.
Zunehmende Prekarisierung, fehlende Planungssicherheit
Eine zweite, aus Studiengebühren finanzierte Professur wurde dem IKS seitens der Universität zunächst fix zugesagt, ein Berufungsverfahren bereits eingeleitet. Nun, nach dem Wegfall der Studiengebühren, ist (trotz entsprechender Kompensationszahlungen an die Uni) davon keine Rede mehr. Diese studiengebührenfinanzierte Stelle wurde, solange sie vorgesehen war, von Dr. Nils Zurawski vertreten. Die Vertretungsstelle fiel ab dem WS 2011/12 jedoch weg. Um akute Engpässe in der Lehre abzufedern, wurde Dr. Zurawski als Gastprofessor berufen – eine Notlösung, die im Wintersemester 2012/13 aller Voraussicht nach nicht fortgeführt werden kann. Die Folge: Das kriminologische Lehrangebot wird darunter wahrscheinlich schon ab dem kommenden Herbst leiden, die Studierenden sehen sich mit immer unsichereren Studienbedingungen konfrontiert. Ein solcher Wegfall von Nils Zurawskis Stelle ab nächstem Semester, zeitgleich mit dem Weggang von Wiebke Bruns, macht leider auch ein Ende des beliebten Schwerpunktes „Abweichendes Verhalten – Soziale Kontrolle“ in den Soziologiestudiengängen, dessen Lehre in erster Linie von beiden angeboten wurde, absehbar.
Eine nachhaltige Entlastung der angespannten Situation würde eine zweite unbefristete, devianzsoziologisch ausgerichtete Professur bringen. Das Ausschreibungsverfahren für diese Stelle wurde jedoch, obwohl vom Fachbereichsvorstand einstimmig beantragt, seit langem immer wieder verzögert. Das bisherige Vorgehen der dafür Verantwortlichen wirkt an vielen Stellen intransparent und nimmt auf die Interessen der Studierenden und des IKS kaum Rücksicht. Mittlerweile kam es zudem seitens des Präsidiums zu einem generellen Stopp aller Professur-Ausschreibungsverfahren an der Uni Hamburg, bis über die neuen universitären Leitlinien entschieden wird. Die devianzsoziologische Stelle ist davon ebenfalls betroffen, eine mittelfristige Entschärfung der prekären Situation der Kriminologie und Devianzsoziologie scheint dadurch fast unmöglich.
Wir, die Arbeitsgruppe “TatOrt Uni Hamburg”, sorgen uns um die Zukunft kriminologischer und devianzsoziologischer Lehre an der Universität Hamburg und sind an einem dauerhaften Fortbestand des IKS interessiert. Die Arbeitsgruppe besteht aus engagierten Studierenden der Sozialwissenschaften und steht allen Interessierten offen.
Was kannst DU tun?
Informiert sein. Erfahre mehr über die Hintergründe auf http://kriminologiehamburg.wordpress.com, unterzeichne unsere Online-Petition und sprich mit deinen KommilitonInnen darüber.
Der Universitätsverwaltung dein Interesse zeigen. Sei als ZuseherIn anwesend, wenn in Gremien und Versammlungen über die zukünftige Ausrichtung der Uni bzw. die Zukunft des IKS diskutiert und entschieden wird. Zeige den Verantwortlichen, dass dir Transparenz und die Berücksichtigung studentischer Anliegen wichtig sind. Die Termine findest du auf http://kriminologiehamburg.wordpress.com
Mitmachen. Komm doch zu einem unserer wöchentlichen
Vernetzungstreffen. Näheres dazu findest du auf http://kriminologiehamburg.wordpress.com.