Philip Zimbardo, emeritierter Psychologie-Professor in Stanford und Studienleiter des berühmt gewordenen Stanford-Prison-Experiments, setzt sich in seinem Buch „The Lucifer Effect: Understanding How Good People Turn Evil“ mit der Frage auseinander, welche Bedingungen dazu führen können, dass gewöhnliche Menschen in ungewöhnlichen Situationen zu ungewöhnlichen Dingen fähig sind. Während der Prozesse gegen einige Militärpolizisten vom Militärgefängnis Abu Graib fungierte Zimbardo als Experte der Verteidigung eines Angeklagten.
Gegenüber Wired Magazin gab er Ende Februar ein Interview zu seinen Ausführungen in „The Lucifer Effect“ im Allgemeinen und der Misshandlung Gefangener in Abu Graib.
Zimbardo meint, dass die Militärpolizisten Ihren Aufgaben nicht gewachsen waren, da sie sich selbst einer extremen Stresssituation ausgesetzt sahen und für das Verhör von Gefangenen nicht (ausreichend) ausgebildet waren. Diese Bedingungen führten schließlich zu
dehumanization, the lack of personal accountability, the lack of surveillance, the permission to get away with anti-social actions.
Das komplette Interview gibt es hier nachzulesen. Der Beitrag im Wired Magazin enthält ebenfalls eine Diashow Zimbardows, in der – bisher unveröffentlichte – Aufnahmen der Misshandlung von Gefangenen in Abu Graib zu sehen sind. Die Bilder sind ausgesprochen schockierend und nichts für schwache Nerven.
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Der Dokumentarfilm „Taxi to the Dark Side“ (dt. Titel: „Taxi zur Hölle“), jüngst bei der Oscarverleihung als bester Dokumentarfilm 2007 ausgezeichnet, handelt von dem afghanischen Taxifahrer Dilawar, der nach seiner Verhaftung durch amerikanische Soldaten ins Militärgefängnisse Bagram geschafft wird und dort kurze Zeit später unter nicht geklärten Umständen verstirbt.