Der deutsche Dokumentarfilm „Musik als Waffe“ von Tristan Chytroschek und Susanne Mertens hat am 19. November den begehrten US-amerikanischen Fernsehpreis International Emmy in der Kategorie Arts Programming gewonnen. Der vom ZDF und Arte produzierte Film erzählt vom Einsatz von Musik im Krieg. Als eine Form der no-touch-torture wurden Gefangene im Strafgefangenenlager Guantanamo einer Dauerbeschallung ohrenbetäubend lauter Musik ausgesetzt.
Der Dokumentarfilm folgt dem Komponisten Christopher Cerf, der jahrelang Musik für die amerikanische Sesamstraße produziert hat. Fassungslos darüber, dass seine Kinderlieder für Musikfolter in Guantanamo verwendet wurden (/ immer noch werden?), besucht der Liedermacher mit dem Kamerateam ehemalige Folteropfer und Gefängnisaufseher, die an der Folter beteiligt waren und wagt schließlich einen Selbstversuch. Cerf muss den Versuch bereits nach wenigen Minuten abbrechen; Gefangene in Guantanamo wurden hingegen bis zu 72 Stunden einer Dauerbeschallung ausgesetzt.
Der Autor und Regisseur des Filmes äußert sich in einem Fernsehinterview nach seiner Ehrung zur Wirkung der Musikfolter und Auswahl der Musikstücke. (Das komplette Interview ist in der ARD-Mediathek anzuschauen.)
Musikfolter funktioniert mit jeder Art von Musik. Man kann Bach nehmen, man kann Kinderlieder nehmen, man kann Rockmusik nehmen. Die amerikanischen Geheimdienste haben meistens amerikanische Musik verwendet, was auch eine gewisse kulturelle Bedeutung hat: wir spielen unsere Musik, wir foltern dich mit unserer Musik. Das ist unsere Macht. Du gehörst uns. Das letzte Räumchen Freiheit, das Du noch im Kopf hast, wird jetzt auch noch von uns besetzt.
Die Dokumentation wurde im Juli 2011 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt und ist in kompletter Länge auch auf YouTube zu sehen.
Christian Wickert schreibt
Der Dokumentarfilm „Musik als Waffe“ wird am Dienstag, 15. Januar 2013 um 23.05 Uhr auf ARTE ausgestrahlt.