Die von einigen CDU und CSU Politikern entfachte Debatte um den adäquatem Umgang mit jugendlichen Straftätern, erscheint einem Kriminologen wie ein Paradebeispiel für den punitiven Trend, den David Garland für Amerika und England bereits diagnostiziert hat. Eine politisierte, populistische Debatte um die Kriminalität einer Gesellschaft anstatt einer sachlichen, wissenschaftlichen ist einer von 12 Indikatoren, die diesen Trend empirisch belegen sollen. Mit Äußerungen wie „einige Tage, im schlimmsten Fall ein bis zwei Wochen, im Arrest zu sein, ist besser als der Beginn einer kriminellen Karriere.“ (Roland Koch, CDU) werden der Bevölkerung fragwürdige Behauptungen über die Wirkung von Strafe und Abschreckung verkauft. Wie nicht anders zu erwarten regt sich in der SPD heftiger Widerstand gegen Kochs „unseriöse“ (Brigitte Zypries, SPD) Äußerungen. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht ein bloßer wahlkampfstrategischer Reflex ist, sondern eine ernsthafte Debatte geführt werden kann.
tagesschau.de hat einige Kernfragen zu diesem Thema zusammengestellt und knapp beantwortet.
http://www.tagesschau.de/jugendkriminalitaet8.html
http://www.tagesschau.de/jugendkriminalitaet2.html
Zum Thema wurde ebenfalls ein Interview mit dem Kriminologen Fritz Sack geführt.
Ich bereite mich gerade auf eine Diskussion zu dem Thema vor. Dabei finde ich im Interview mit Fritz Sack aus der „Jungen Welt“ den Hinweis, dass man den Tatablauf des Münchner Falles erst einmal genauer rekonstruieren müsse – und dazu die Mitteilung:
„Am Mittwoch hörte man z. B., daß der später getretene Rentner die beiden Täter zuvor geohrfeigt haben soll. Das wirft ein ganz anderes Licht auf das Tatgeschehen“.
Meine Frage: Hat noch jemand davon gehört, dass das 76-jährige Opfer die beiden jungen Täter durch körperliche Gewalt provoziert haben soll? Und wenn ja: wie sind die Quellen dieser Information zu beurteilen?