
In London wurde heute der vom Institute for Economics & Peace (IEP) erstellte Global Terrorism Index (GTI) vorgestellt.
Auf Grundlage der Global Terrorism Database (GTD) des National Consortium for the Study of Terrorism and Responses to Terrorism (START) der University of Maryland bildet der Index terroristische Aktivitäten in 158 Ländern und für eine Zeitspanne von zehn Jahren ab. Dabei fließen Informationen über die Anzahl terroristischer Vorfälle ebenso wie die Anzahl der Todesopfer und Verletzten sowie die Höhe des entstandenen Schadens in die Kennziffer ein (den sog. GTI-Wert), der dann als Grundlage von Ländervergleichen dient.
In der zur Vorstellung veröffentlichten Pressemitteilung heißt es, der GTI analysiere „noch viele weitere Faktoren und hat festgestellt, dass auch Kriterien wie die Kohäsion zwischen Gruppen, Menschenrechte, Gruppenkonflikte, Korruption und Regierungsführung mit dem Phänomen des Terrorismus in Verbindung stehen.“ Diese Kriterien sind jedoch nicht der interaktiven Aufbereitung zu entnehmen, sondern lediglich den vielzähligen Reports.
Mit einem GTI von 1.74 rangiert Deutschland aktuell auf Rang 62 zwischen Schweden und Frankreich.
Der Index gibt darüber Auskunft, dass für Deutschland sechs terroristische Vorfälle mit einem damit einhergehenden Sachschaden der Stufe „1“ berücksichtigt wurden.
Wenig überraschend wird der globale Terrorismus Index von Irak (GTI 9.56 und 1228 gezählten terroristischen Vorfällen), Pakistan (GTI 9.05 und 910 gezählten terroristischen Vorfällen) und Afghanistan (GTI 8.67 und 364 gezählten terroristischen Vorfällen) angeführt. Am unteren Ende der Rangliste stehen 43 Länder, in denen kein terroristischer Vorfall in den letzten zehn Jahren zu verzeichnen war.
Die USA rangieren auf Platz 41 der Rangliste. Statistisch ist Nordamerika die Region mit der geringsten Wahrscheinlichkeit von einer Terrorattacke betroffen zu sein. Das Mortalitätsrisiko liegt ein Vielfaches unter dem in Westeuropa.
Der Seite Global Terrorism Index sind noch viele weitere spannende Analysen zu entnehmen. Ich möchte abschließend lediglich noch auf die für den Index zugrunde liegende Terrorismusdefinition hinweisen. Die lautet gemäß der unten verlinkten offiziellen Präsentation
An intentional act of violence by a non-state actor for political purposes.
Dass diese Definition zumindest problematisch ist, wird deutlich, wenn wenige Klicks später auf den norwegischen Attentäter Anders Bering Breivik verwiesen wird. Schließlich hat das norwegische Gericht in den wochenlangen Verhandlungen die Frage klären müssen, ob Breivik zum Zeitpunkt des Attentats als zurechnungsfähiger, rationaler Akteur mit political purposes hat gelten können.
Ein noch größeres Defizit mag die definitionsgemäße Eingrenzung auf nicht-staatliche Akteure sein. Terroristische Akte gegen die eigenen Bevölkerung (wie z.B. derzeit in Syrien) oder andere völkerrechtlich bedenkliche Einsätze (z.B. von US-amerikanischen Drohnen gegen pakistanische und afghanische Bürgerinnen und Bürger) bleiben so im globalen Index des Terrors unberücksichtigt.
So gestand Steve Killelea, Vorsitzender des Institute for Economics & Peace bei der heutigen Vorstellung des Global Terrorism Index auch ein, dass
viele Länder, die am meisten unter dem Terror leiden, auch unter ausländischen Militärinterventionen leiden oder gelitten haben. Obwohl die ‚Verantwortung zum Schutz‘ Priorität hat, ist Vorsicht hinsichtlich unerwünschter Folgen angezeigt. Ich rufe die politischen Entscheidungsträger dazu auf, die Ergebnisse dieses Berichts zu berücksichtigen, um die Strategien zur Terrorbekämpfung neu zu gestalten und den Fokus verstärkt auf den Frieden auszurichten.