In den vergangenen Jahren wurde in sieben deutschen Städten im Rahmen des sog. bundesdeutschen Modellprojekts zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger Diamorphin an schwerst abhängige Heroinsüchtige vergeben.
In Die Zeit (12/2008) ist ein lesenswerter Artikel zum Modellprojekt und den persönlichen Erfahrungen eines Studienteilnehmers erschienen: Heroin für Arne B.
Ziel der Studie war die Überprüfung der Wirksamkeit einer heroingestützen Behandlung für die Gruppe der Heroinabhängigen, die bisher nicht vom Drogenhilfesystem erreicht wurden bzw. unzureichend von der bestehenden Substitutionsversorgung mit Methadon profitieren konnten.
Hauptzielkriterien des Modellprojekts war die Verbesserung des gesundheitlichen Zustandes unter der heroingestützten Behandlung sowie der Rückgang des Beikonsums von Straßenheroin.
In einer quantitativen und qualitativen kriminologischen Studie konnte gezeigt werden, dass die heroingestützte Behandlung zu einem deutlichen Rückgang der Delinquenz führte (Ergebnisse der kriminologischen Spezialstudien).
Das Modellprojekt wurde 2007 erfolgreich beendet (Ergebnisse der Hauptstudie). Seitdem herrscht politische Uneinigkeit, ob die heroingestützte Behandlung – in die Regelversorgung übernommen – weitergeführt werden kann. Politiker aus den Reihen der CDU/CSU sperren sich gegen die vermeintliche „Enttabuisierung einer harten Droge“ und bezweifeln – entgegen der ExpertInnen der übrigen Parteien – die Finanzierbarkeit der Behandlung.
Ja, so ist das mit den C-DemokratInnen.
Die Fakten sprechen für sich, doch sie halten die Sucht weiter für einen korrigierbaren Persönlichkeitsmakel. Jeder könne doch, wenn er nur wolle, ein anständiges* Leben führen.
Das einzige Contra-Argument, dass nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft und der gesellschaftlichen Einstellung noch greift, ist (wie immer) das Finanzielle. Das Totschlagargument der CDU und ihrer „Partnerunternehmen“. Und solang genau das greift, wir also nicht abrücken vom Zwang, den Wert eines Menschen errechnen und bilanzieren zu wollen, solang wird es diesen Parlamentsquacksalbern verdammt einfach gemacht.
Was wäre wenn? Wenn wir also das Heroin kontrolliert abgäben?
– Kein Beschaffungszwang ergo sinkende Beschaffungskriminalität
– Hygienisierung des Konsums
– Senkung der (Neu-)Infektions- und Sterberaten (HEP A-Z, AIDS, Geschlechtskrankheiten, etc.)
Um nur einige Folgen zu nennen… Der Wert für die Gesellschaft: Unermesslich!
Man darf nur in der Folge das Auflegen zwangsweise notwendiger, tagesstrukturierender Programme nicht vernachlässigen. Was mache ich, wenn ich keine Beschaffungskriminalität mehr ausübe mit meiner übrigen Zeit? Wenn einem langweilig ist, kommt man ohnehin leichter auf „dumme Gedanken“ – da sollte man also auch nicht aufhören zu denken.
Bleibt zu hoffen… Die Studien waren ja nun wirklich ein riesiger Erfolg.
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*Definition n.d. Handbuch für einen redlichen Christen. (bla-Verlag)