Big Brother is Rocco and his brothers are watching you!
Das Künstlerkollektiv Rocco und seine Brüder haben mit einer Guerilla-Aktion auf die Allgegenwart der Videoüberwachung aufmerksam gemacht und 32 Überwachungskameras in einem einzelnen Waggon der U-Bahn-Linie U7 in Berlin installiert. Durch die zahlenmäßige und optisch auffällige Präsenz wird der Zustand der Überwachung nicht wie ansonsten üblich verschleiert, sondern drängt sich dem beobachteten Objekt auf. Die Kunstaktion, die von den Berliner Verkehrsbetrieben naturgemäß nicht sonderlich wohlwollend aufgefasst wurde, stellt so infrage, ob ein Mehr an Überwachung mit einem gesteigerten Sicherheitsgefühl einhergeht oder vielmehr das Unbehagen der Überwachten nach sich zieht. Zugleich wird durch die Aktion die politische Forderung nach einer Ausweitung der Videoüberwachung persifliert. Die Initiatoren der Aktion haben die Installation der Kameras und vor allem die Reaktionen der Fahrgäste in einem Video festgehalten.
Fast 15.000 Kameras überwachen Berlin, allein 13.640 sind im Öffentlichen Nahverkehr installiert. Es gibt kaum Winkel auf Bahnhöfen, in Zügen, Bussen oder Trams, die nicht überwacht werden.
Wie bei Antiterrorgesetzen und Maßnahmen zur Inneren Sicherheit im Allgemeinen werden sie von den Verantwortlichen nicht nur mit der Aufklärung von Straftaten begründet, sondern auch mit der angeblichen Abschreckung, die Delikte verhindere.
Die kleinen Kameras werden von den Menschen oft nicht bemerkt. Die Beobachteten fühlen sich unbeobachtet, während ihre Handlungen aufgezeichnet werden. Und Straftaten werden dennoch begangen.
Ist ein total überwachter öffentlicher Raum nun wirklich sicherer?Es besteht ein konstantes Spannungsverhältnis zwischen dem Sicherheitsbedürfnis einerseits und dem Verlust der Privatsphäre andererseits, und entsprechende Maßnahmen müssen von der Gesellschaft legitimiert sein.
Werden mit zunehmender Überwachung Ängste wirklich beruhigt oder gerade erst geschaffen, weil der öffentliche Raum als potentielle Gefahrenzone gestaltet wird?Was würde passieren, wenn statt zwei Kameras ganze 32 in einem U-Bahn-Wagon hingen?
– Er wäre leer, um 10 Uhr morgens während der Rushhour in Berlins Stadtzentrum, während die Menschen in den Nachbarwagons um Sitzplätze kämpfen.