Also vielleicht doch nicht ein „Amoklauf“, sondern ein „Massaker“, eine „Massentötung“ oder ein „Massenmord“? Wie könnte man so etwas nennen, ohne in dem dafür benutzten Wort schon Urteile zu fällen über die Frage der Einzeltäterschaft, der Verrücktheit, der sozialpsychologischen Normalität eines verrückten Krieges, die sich hierin ausdrückt? Wenn der Krieg verrückt wird, sollte man nach Hause gehen. In Afghanistan haben alle früheren Besatzer diese Maxime früher oder später zu ihrer eigenen gemacht – oft auch erst, nachdem es für viele zu spät war. Nur die Internationale Schutztruppe ISAF noch nicht. Und ihr Pate, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Barak Obama. Doch auch für sie kommt die Stunde der Erkenntnis. Je später, desto mehr „Gefallene“ wird sie zu beklagen haben – und, wichtiger noch, desto mehr Frauen, Kinder und andere Menschen, die nichts taten, als am falschen Ort der Welt in der falschen Minute in ihren Häusern zu schlafen, werden zwar nicht der Ehre teilhaftig geworden sein, „gefallen“ zu sein und Kanzlerinnenbesuch zu empfangen, sondern auf Pritschenwagen in armselige Decken gehüllt zu ihrer Bestattung gefahren worden sein. So will man nicht gefahren werden. Und schon gar nicht, wenn man nur von Schutztruppen erschossen wurde.