Unter dem US-amerikanischen “Freedom of Information Act” werden regelmäßig Regierungsdokumente (teilweise geschwärzt) veröffentlicht. Am 13.November wurden 18, ehemals vertrauliche oder geheime Dokumente freigegeben, die Aufschluss über die Führungsebene der Taliban zwischen 1996 und 2002 geben. Der Taliban Reader kann auf der Homepage des National Security Archieve eingesehen werden.
Dazu gibt es auch einige kommentierende Anmerkungen. Anhand der Dokumente lässt sich der Disput nachvollziehen, der innerhalb der Regierungsgremien der Taliban darüber geführt wurde, ob man Bin Laden und andere ausländischen Mujahideen weiterhin als Alliierte im Land dulden sollte. Ägyptische und Saudische Einflüsse in Afghanistan wurden von einigen Taliban Führern kritisch verfolgt, da die Ausländer häufig eine politische Agenda verfolgten, die den Zielen der Taliban zuwider lief.
Ob sich in den Dokumenten wirklich neue spektakuläre Informationen finden lassen, kann ich nicht einschätzen. Viele der Details über Streitigkeiten innerhalb der Taliban und AQ finden sich jedenfalls bereits an anderer Stelle wie Beispielsweise in dem exzellenten Buch „The far enemy. Why Jihad went global“ von Fawaz Gerges. Gerges bezieht seine Erkenntnis aus ausführlichen Interviews unter anderem mit dem ehemaligen Leibwächter Bin Ladens Nasser al-Bahri. Jüngere Entwicklungen in der Beziehung zwischen den Taliban und AQ werden von Anne Sternsen in dem Aufsatz „Blood brothers or a marriage of convenience? The ideological relationship between AQ and the Taliban“. Ein Blick auf das Material des National Security Archieves lohnt sich aber allemal schon um Madeleine Albrights handschriftlichen Kommentare in einem der Dokumente zu sehen.