Verkehrspolitik zum Selbermachen könnte die alternative Überschrift zu dieser ordnungspolitischen Posse lauten, die sich die vergangenen Wochen in der Hauptstadt zugetragen hat. Ende Mai haben Unbekannte in der Rigaer Straße in Berlin Friedrichshain/ Kreuzberg einen Zebrastreifen auf die Straße gemalt. Dieser fand sowohl bei Fußgängern Anklang als auch bei den Autofahrern Beachtung, die – ganz nach deutscher Sitte und Verkehrsrecht – ordnungsgemäß anhielten um Fußgänger passieren zu lassen. Einzig die Polizei und das Straßenbauamt waren von so viel Eigeninitiative wenig begeistert und entfernten die Farbe von der Fahrbahn. Die unbekannten Verkehrsberuhigungsaktivisten erwiesen sich jedoch als hartnäckig und so berichten Anwohner, dass der Zebrastreifen in den vergangenen Tagen bereits mehrfach aufgemalt und wieder entfernt wurde.
Nachdem am Ort des Geschehens Unbekannte ebenfalls versuchten Mülleimer in Brand zu setzen und Flaschen auf die Straße warfen, ermittelt nun die Berliner Polizei. Da nach Polizeiangaben „eine politische Motivation bei der Tatbegehung nicht ausgeschlossen werden kann„, hat nun sogar der Polizeiliche Staatschutz des Landeskriminalamtes die Ermittlungen aufgenommen. Ohne Zweifel gehören Zebrastreifen neben Haftpflichversicherungen, Schweinebraten und Fußball zu den Grundpfeilern deutscher Kultur, aber als außenstehender Betrachter habe ich doch meine Schwierigkeiten, eine staatsbedrohende Tragweite in dem Aufmalen eines Zebrastreifens zu sehen.
Der Autor des Berlin Blogs Fenster zum Hof weist in seinem Posting zu den Zebrastreifen-Guerillas auf eine vergleichbare Aktion hin, die sich Ende April auf dem Rosenthaler Platz in Mitte ereignet hatte. Dort hatten zwei Unbekannte mehrere Eimer bunter Farbe auf der Fahrbahn verschüttet. Auto- und Fahrradfahrer verteilten die Farbe auf der Fahrbahn und sorgten kurzfristig für ein etwas bunteres Stadtbild (siehe Video unten).