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just-in-time, Fahndungserfolge zur richtigen Zeit

Am 11. August 2009 gepostet von Umut

Umfassende Geständnisse und neue Informationen aus der Sauerland-Gruppe machen in den letzten Tagen die Runde. Die Behörden baden sich im Ruhm des Erfolges, die Medien berichten begeistert, ja nahe zu euphorisch vom Erfolg der deutschen Justiz. Gut einen Monat vor den Bundestagswahlen und nur wenige Tage vor der heißen Phase im Wahlkampf sorgen diese Schlagzeilen einerseits für gute Stimmung und gleichzeitig für viel Gesprächsstoff.

Das freiwillige Geständnis der Angeklagten liest sich wie ein packender Krimi oder doch eher wie ein Märchen???

Unser Innenminister wird sich auf jeden Fall freuen, da seine Behörden wieder einmal gut gearbeitet haben und die Erkenntnisse zeigen, wie gefährlich und unberechenbar die Terrozellen in Europa sind. Die Angeklagten um den konvertierten Fritz Gelowicz haben in ihren umfassenden Geständnissen ihr genaues Vorgehen und ihre Absichten geschildert. Demnach ist der ehemalige Student zum Dschihadisten geworden um gegen die Ungläubigen zu kämpfen, vor allem gegen die USA. Egal wo und egal wie. Obwohl er die Verantwortung für die geplanten Anschläge übernimmt und sich als Kopf der Zelle zum Hauptangeklagten macht, kann man mit Hilfe seiner Aussage nur wenig neues über die Dschihad-Organisationen sagen. Fritz G.beschreibt seinen Weg zum heiligen Krieger als einen zufälligen bzw. nicht intendierten Prozess. Zufällige Begegnungen und situative Möglichkeiten haben ihn quer durch den Orient geführt und zum Terroristen gemacht. Auch der Plan in Deutschland Anschläge  zu verüben ist nach den Schilderungen von Fritz G. eher auf Umwegen an die Beschuldigten getragen worden.

Wie muss man mit solchen Aussagen und Informationen umgehen? Entsprechen die Geständnisse der Wahrheit? Haben die Beamten den Angeklagten ihre Wunschaussagen in den Mund gelegt?? Oder handelt es sich nur um eine geschickte Täuschung der Islamisten im ewigen Dschihad???

Reue zeigen die Islamisten keine, dies wird in den vielen Artikeln und Beiträgen deutlich gemacht. Wahrscheinlich damit ja keiner auf den Gedanken kommt, Verständnis für die Angeklagten zu fordern. Denn schließlich sind die freundlich guckenden jungen Männer böse und unberechenbare Terroristen, die die halbe Nation in Angst versetzt haben.

Trotzdem, irgendwie komisch ist das ganze schon. Ein Terrorist im Kampf gegen die Ungläubigen. Junge Männer, die einen Eid geschworen haben und bereit waren in den Tod zugehen, haben nun Angst vor der deutschen Justiz und gestehen ihre Taten, damit sie nicht zu hart bestraft werden. Wirklich beliebt machen die Dschihadisten aus der Sauerland-Gruppe sich bestimmt nicht in Terror-Kreisen. Aber dafür bei den deutschen Behörden. Ob dies sich in dem Urteil zeigen wird bleibt offen.

Die freiwilligen Aussagen der Dschihadisten werden wohl noch einige Tage die Medien bestimmen, was die neuen Erkenntnisse für einen Wert haben bleibt offen. Merkwürdig finde ich nur den Zeitpunkt. Immer wenn Wahlen oder andere wichtige Ereignisse anstehen wird die Öffentlichkeit mit Fahndungserfolgen, Befreiungen o.ä. beglückt.  Saddam wurde gefasst kurz bevor George W. wiedergewählt wurde. Die Sauerland-Gruppe wurde wurde gefasst kurz bevor das Budestagsmandat in Afghanistan verlängert werden sollte. Obama hat zu seinem Geburtstag  vor kurzem die Befreiung der Journalisten verkünden dürfen. Die SPD feiert die Auslieferung des Waffenlobbyisten Schreiber und hofft auf negative Schlagzeilen für die CDU. Doch Herr Schäuble hat vorgesorgt und kontert prompt mit der Terror-Karte.

Diese ist global noch immer das höchste Ass, das es zur Zeit gibt.

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Kategorie: Devianz und Kriminalität, Polizei/ Policing, Recht und Gesetz, Strafjustiz, Terrorismus Stichworte: Sicherheit, Terrorismusbekämpfung

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