Auf der Webseite Surveillance under Surveillance können Besucher den Standort von Überwachungskameras auf der digitalen Weltkarte von Open Street Maps eintragen. Hierbei lässt sich differenzieren, um welche Art der Kameraüberwachung es sich handelt. Verkehrskameras, Überwachungskameras, die im Außen- oder im Innenbereich zum Einsatz kommen, sind durch unterschiedlich farbige Icons kenntlich gemacht; auch der Blickwinkel von Kameras ist in Einzelfällen auf der Karte eingetragen.
Das Projekt nimmt – nicht zuletzt auch durch die eindeutigen Anleihen im Namen – Bezug auf die Sousveillance-Bewegung. Die ‚Überwachung von unten‘ kehrt den Blick und damit das in die Überwachungstechnologie eingeschriebene Machtverhältnis um. Der Überwachte wird zum Überwacher. Der vormals – oft aus dem Verborgenen – Überwachende wird enttarnt und seine Aktivitäten bloßgestellt.
Wie Dr. hab. Nils Zurawski auf Twitter kommentiert, ist trotz der detaillierten Angaben zu den einzelnen Überwachungskameras auf Open Street Maps der Wert einer solchen Datensammlung beschränkt, sofern nicht offensichtlich ist, wer, wann, wie und mit welchem Zweck einen Raum überwacht.
sind Kameras gleich Kameras=?was filmen sie wann, für wen, wie, wo, mit welchem Zweck – nur dann lässt sich bewerten https://t.co/LjGfsXEV9W
— Nils Zurawski (@doctornilz) 11. August 2016
Zudem lässt die Übersicht augenblicklich leider auch noch keinen verlässlichen Vergleich der Verteilung der Überwachungskameras in unterschiedliche Städte zu. Für Hamburg sind derzeit 229 verzeichnet. Hingegen sind für Hannover 1.194 Kamerastandorte bekannt. Diese Diskrepanz ist vermutlich jedoch weniger auf eine niedrigere Dichte an Überwachungskameras in der Hansestadt zurückzuführen als vielmehr auf eine lebendigere Open-Streetmap-Gemeinschaft in der niedersächsischen Hauptstadt, wie Vanessa Vu mutmaßt.
Trotz dieser Kritik ist es das Verdienst des Projekts Surveillance under Surveillance dem Betrachter die Allgegenwart und Mannigfaltigkeit der Überwachung des öffentlichen, halbprivaten und privaten Raums zu vergegenwärtigen. Gerade wenn das vermeintliche sicherheitspolitische Allheilmittel ‚Kameraüberwachung‘ von Politikern jeglicher Couleur aus dem Hut gezaubert wird, ist diese Transparenz vonnöten. Die Überwachungstechnologie, an deren Omnipräsenz wir uns im Alltag längst gewöhnt haben, wird hier als farblich hervorstechend als ein invasiver ‚Fremdkörper‘ auf der Landkarte enttarnt.
Nähere Hintergrundinformationen zum Projekt sowie eine Anleitung zur Veröffentlichung weiterer Kamerastandorte werden in diesem Beitrag auf netzpolitik.org gegeben.