Predictive Policing ist ein Neologismus und Sammelbegriff für Praktiken, die darauf abzielen, kriminalistische Daten zu sammeln, zu analysieren und auf sie zu reagieren. Seit einigen Jahren werden verschiedener solcher Instrumente in den USA erprobt. Keines wird so aggressiv vermarktetet, wie die Software predpol. Die Medien haben mit einer gewissen Eintönigkeit über die Möglichkeiten und Probleme von Predictive Policing Technologien berichtet. Nahezu reflexartig stellt fast jede Zeitung oder Nachrichtensender den Bezug zum Film Minority Report her. So bspw. die Tagesschau, The Economist, BBC, The Telegraph, N24, Der SPIEGEL, 3Sat, Der Standard, und criminologia 😉
Der Vergleich hinkt allerdings etwas, und wäre auch gar nicht nötig, denn die wahre Hintergrundgeschichte von predpol ist fast ebenso spannend, wie Steven Spielbergs Film. Kürzlich bin ich auf einen ausgezeichneten Artikel in der SF Weekly gestoßen, der das Phänomen predpol ganz im Stile einer journalistischen „Story“ mitreißend beschreibt. Die beiden Autoren Darwin Bond-Graham und Ali Winston berichten über politischen Lobbyismus, fragwürdige Vermarktungsmethoden, und die persönlichen Verstrickungen von Polizeichefs, Silicon Valley Prominenz und distinguierten Wissenschaftlern. Der Artikel geht weit über das bisher von den Medien berichtete hinaus und liefert dabei noch richtig gute Unterhaltung. Wer sich über die technologischen Hintergründe von Predictive Policing Anwendungen informieren will, kann diesen Report der RAND Corporation lesen.