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(China I) Schutzfunktionen im Wandel der Zeit

Am 2. Juli 2009 gepostet von Umut

Foto: Robysan
Die chinesische Mauer ist eine historische Grenzbefestigung, die das chinesische Kaiserreich und seine Bevölkerung vor nomadischen Reitervölkern aus dem Norden schützen sollte. Sie ist mit ca 8.800 km Länge und auch hinsichtlich Volumen und Masse das größte Bauwerk der Welt. Der chinesische Name Li lange Mauer bedeutet:  unvorstellbar lange Mauer und verdeutlicht die grenzenlose Bemühung der Staatsführung, sein Volk vor den Feinden zu schützen. Heute ca. 500 Jahre nach der Ming-Dynastie, welche im wesentlichen den Mauerbau voran getrieben hatte, haben sich die Rolle der Mauer und die Aufgaben des Staates geändert.

Die Schutzfunktion der Mauer ist nichtig geworden, das Reich der Mitte braucht keine klassische Grenzbefestigung mehr. Die Gebiete der ehemaligen Feinde sind mittlerweile längst annektiert, Nomaden gibt es kaum noch und eine zunehmende militärische Aufrüstung hilft der Atommacht im fernen Osten ihre Vormachtstellung zu manifestieren. China hat keine ernstzunehmenden Feinde oder existentielle Bedrohungen durch benachbarte Nationalstaaten zu befürchten. Schutz und Sicherheit haben im 21 Jhdt. neue Formen und Aufgaben. Denn die Gefahren der Moderne sind nicht reitende Turkstämme und wilde Mongolen, sondern Grippeviren, Wirtschaftskrisen und vor allem das eigene Volk.

Das größte Bauwerk der Welt hat seine Schutzfunktion verloren und ist zum beschützenswerten Objekt geworden. Der Staat kümmert sich auch hier, wie immer in der Volksrepublik. Überall Videokameras und Wachleute, die Mauer schützt nicht mehr das Volk sondern muss vor dem Volk beschützt werden. Jeder Winkel, jedes Gebäude und jede noch so unscheinbare Straße wird durch das totalitäre Regime beobachtet und kontrolliert. Kameras, Wachleute, Geheimpolizei und Militär sind genauso allgegenwärtig im modernen China wie die graue Smogwolke über den Städten.

Konformität und Gehorsam verlangt der Staat von seinem Volk und verspricht zugleich Individualität, Reichtum und Luxus zur Legitimation der totalen Kontrolle. Auch Gäste müssen sich benehmen in China! Dies wird gleich zu Beginn der Einreise deutlich gemacht. Eine ganze Armee von Sicherheitsbeamten begrüßt Reisende an den Flughäfen der Volksrepublik. Maskierte junge Chinesinnen im weißen Krankenschwester-Look messen zunächst Fieber, ganz im Zeichen der Schweinegrippe und der weltweiten Pandemieangst. Die Passkontrolle ähnelt mehr einer Quarantänestation, überall Uniformierte mit Atemschutz und Plastikhandschuhen, Metalldetektoren, Thermokameras und noch mal Fiebermessen. Die Bemühungen enden nicht am Flughafen. Kontrollmaßnahmen und Datenaquise gibt es im ganzen Land. Jedes Hotel hat die Pflicht bei seinen ausländischen Gästen täglich Fieber zu messen . Die Eingänge zu den Metrostationen gleichen den Eintrittsschlangen vor Fußballstadien, erneut Quarantänestimmung, jeder  muss sich das Fiebermessen gefallen lassen. Ein modernes Lasergerät, welches für ca. 3 sec. an die Stirn gehalten wird und anschließend penetrant laut piept.

„Merkwürdiges Gefühl“ kann ich nur sagen: als würde man in den Lauf einer Pistole schauen. Ein Laserscanner der unseren inneren Barcode liest oder unseren Chip formatiert: beam me up Scottie, willkommen im modernen China!

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Kategorie: Kontrolle und Sanktionen, Polizei/ Policing, Prävention, Recht und Gesetz, Überwachung Stichworte: China, Sicherheit

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