Wie das Hamburger Abendblatt in seiner heutigen Ausgabe berichtet, hat die Hamburger Justizbehörde seit 2002 fehlerhafte Zahlen in den Strafvollzugssstatistiken veröffentlicht. Demnach sank der Anteil der Haftstrafen, die bei jugendlichen Straftätern zu einer Bewährung ausgesetzt wurden von rund 60% im Jahr 2001 auf 30% in den Folgejahren.
Wie die Justizbehörde jetzt einräumen musste, lag ein Erfassungsfehler vor, der mit der Einführung eines neuen Computersystems im Zusammenhang steht.
Für das Jahr 2006 legte die Justizbehörde jetzt die korrigierten Zahlen vor. Demnach wurden nur in 32% der Fälle Haftstrafen für jugendliche Straftätern nicht zur Bewährung ausgesetzt – und nicht , wie in der fehlerhaften Statistik zu lesen war, in 80% der Fälle.
Die Opposition im Hamburger Senat wirft der Regierung vor, den Fehler, der bereits im September 2007 aufgefallen war, bewusst verschleiert zu haben. Erst eine Studie des Hamburger Strafrechtsprofessors Dr. Villmow – Weltstadt Hamburg – kriminalstatistische Provinz? – brachte den Stein ins Rollen.
Sein positives Resümee lautet:
Trotz aller Vorwürfe, die auf die angeblich zu laschen Jugendrichter in Hamburg eingeprasselt sind, haben sie eins nicht gemacht: sich in ihrer Urteilsfindung öffentlichem Meinungsdruck gebeugt. Sie sind genau das geblieben, was sie der Verfassung nach auch sein sollen: nämlich unabhängig. [Quelle: Hamburger Abendblatt]
Nachtrag [10.01.2008]:
Herr Prof. Dr. Villmow hat uns dankenswerter Weise den Artikel „Weltstadt Hamburg – kriminalstatistische Provinz?“ (erschienen in: Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe 2007, Heft 4, S. 408 bis 413.) zur Verfügung gestellt. Die PDF-Datei ist hier einsehbar.