Die nachstehende Auflistung stellt eine Auswahl an Publikationen dar, die im Umfeld des Instituts für kriminologische Sozialforschung (IKS) der Universität Hamburg entstanden sind. Die Auflistung ist nach alphabetischer Reihenfolge der Autorennamen geordnet.
A-H
Kerrin Sina Arfsten (2010): The Minuteman Civil Defense Corps: Border Vigilantism, Immigration Control and Security on the US-Mexican Border
Using the Minuteman Civil Defense Corps as a case study, this work explores the emergence and recent proliferation of civilian border patrol groups at the U.S.-Mexico border. The link between the emergence of these groups and an increasing criminalization and securitization of immigration on the one hand, and globalization and its associated forces of political and economic liberalization on the other hand, are analyzed. It is argued that these changes have transformed the security landscape in such a way that this form of citizen activism is not only tolerated, but arguably even encouraged.
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Sybille Becker-Oehm (2010): Die Kriminologische Regionalanalyse: Notwendige Ausgangsbasis für die Kommunale Kriminalprävention?
Das Phänomen der ‚Kommunalen Kriminalprävention‘ existiert in der Bundesrepublik Deutschland nun seit annähernd 20 Jahren. Vielerorts haben sich Sicherheitspartnerschaften, Runde Tische und Kriminalpräventive Räte aus Vertretern verschiedener Behörden, Vereine, Kirchen, Schulen und diverser anderer Institutionen zum Ziel gesetzt, die Sicherheitslage in den Städten bzw. Kommunen sowie die Lebensqualität der Bürger zu verbessern. Die ‚Kommunale Kriminalprävention‘ soll Partizipation, die Einbindung vielfältigen Sachverstandes sowie Synergieeffekte durch regelmäßige Interaktion und Kooperation, Orientierung an konkreten, regionalen (Kriminalitäts-) Problemen, innovative Lösungsmöglichkeiten sowie die Eröffnung neuer Perspektiven durch viele unterschiedliche Akteure ermöglichen und folglich zur Wiederbelebung sozialer Netzwerke beitragen. Leider fehlt es jedoch häufig an einer stabilen datenmäßigen Ausgangsbasis, von der ausgehend man zielgerichtete Strategien planen könnte und ferner an der Evaluation durchgeführter Strategien. Potential bergende Projekte verlaufen nach kurzer Zeit häufig im Sande. Es wird hier untersucht, ob und inwiefern diesen Problemen durch das Erstellen sog. ‚Kriminologischer Regionalanalysen‘, einer spezifischen Form der Lagebilderstellung, im Vorfeld kommunaler Präventionsaktivitäten Abhilfe geschaffen werden kann und ob diese eine effektivere, ökonomischere und zielgerichtete kommunale Kriminalprävention ermöglichen.
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Gisela Best (2010): Zur Aktualisierung des Inzestverbots. Eine Erörterung anlässlich des Urteils des Bundesverfassungsgerichts
Einvernehmlicher Geschlechtsverkehr ist, so könnte anzunehmen sein, kein Thema für die Kriminologie. Doch ein Fall des freiwilligen Beischlafs zwischen erwachsenen Geschwistern erregte bundesweit großes Aufsehen und gipfelte in einem umstrittenen Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Die vorliegende Arbeit verbindet diesen Fall mit kriminologischen Gegenwartsanalysen und Foucaults machtanalytischen Konzepten, um die Frage zu beantworten, was diese Strafnorm so beharrlich macht. Übergeordnet wird das Verständnis von Verwandtschaft, Familie, Moral, Recht und sexueller Selbstbestimmung im 21. Jahrhundert reflektiert.
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Rebekka S. Henrich (2010): Sicherheit im Sexmilieu – Ethnografie des Sexmilieus Hamburg St. Pauli.
Käuflicher Sex – kein Kassenschlager mehr auf Hamburgs jahrzehntelang umkämpfter Meile, jedoch trotz moderner Sexualmoral und sexualisierter Öffentlichkeit längst kein Auslaufmodell. Angesichts der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland untersucht diese ethnografische Milieustudie die Reaktionen des Sexmilieus Hamburg St. Pauli. Insbesondere die Sicht männlicher Verantwortungsträger gewährt ungeschminkte Einblicke in das Gewerbe einer unanständigen Randkultur. Die Skizze von Geschichte, Sprachcode, Institutionen, Akteuren und Rahmenbedingungen ermöglicht Fragen nach hierarchischen Organisationsstrukturen, Formen sozialer Kontrolle und Sondermoral oder Konfliktregelungsmechanismen.
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Ilsabe Horstmann (2010): Gefängnis und Popkultur: Die Besichtigung zweier Lebenswelten
Der geschlossene Strafvollzug und das öffentliche Unterhaltungswesen sind auf verblüffend-verstörende Weise durch Gemeinsamkeiten und Wechselwirkungen miteinander verbunden. Jeder der beiden Kulturräume generiert Ikone und die Berühmten und Berüchtigten beider Welten sind gleichermaßen medial präsent. Die Autorin zeigt in ihren eigenen Worten „in welchen Popkulturprodukten und mittels welcher Codes auf das Thema Strafvollzug und Gefängnis Bezug genommen und auf der anderen Seite, wie populäre Kultur ihrerseits im Gefängnis rezipiert oder produziert wird“. Schwerpunktartig geht die Verfasserin auf HipHop-Kultur und auf Modifikationen des eigenen Körpers ein (Tätowierungen, Mode); sie vergisst aber auch nicht das Gefängnis als Inszenierung und die Ikonografie der Heroen und Bestien. Die Kombination von viel Kreativität mit kühler Analytik macht das Ergebnis informativ, unterhaltsam und vor allem aufschlussreich. Kurz gesagt: Ilsabe Horstmann präsentiert cultural criminology at its best. (Prof. Dr. Sebastian Scheerer)
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K-P
Gerritt Kamphausen (2009): Unwerter Genuss: Zur Dekulturation der Lebensführung von Opiumkonsumenten
Opiumkonsum ist kulturfähig! Warum dies so ist, zeigt Gerrit Kamphausen anhand der Kultur- und Kriminalsoziologie des Opiumgebrauchs und einer kritischen Analyse von Drogendiskursen und der Drogenpolitik im 20. Jahrhundert.
Dabei steht die Wirkung von »Unwertideen« auf Formen der Drogenkultur und der Lebensführung der Konsumenten im Vordergrund. Die Untersuchung zeigt, dass sowohl der massenhafte Vertrieb von Drogen als moderne Konsumgüter wie auch das Totalverbot des Genusskonsums nicht geeignet sind, zu einem kulturell integrierten und damit möglichst schadfreien Drogengebrauch beizutragen.
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Mareile Kaufmann (2010): Ethnic Profiling and Counter-Terrorism. Examples of European Practice and Possible Repercussions
This work introduces examples of ethnic profiling in European counter-terrorism and analyzes possible after-effects on a theoretical basis. Primary effects, which are generally considered positive, are contrasted with secondary effects and methodological breaches, for instance the over- and under-inclusion of a profile, substitution and negative effects on the social life of the targeted group. The implications are documented with examples taken from the European counter-terrorism context and discussed in relation to European legal standards. The discussion closes with a proportionality test.
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Leon Hempel, Susanne Krasmann, Ulrich Bröckling (Hrsg.) (2010): Sichtbarkeitsregime. Überwachung, Sicherheit und Privatheit im 21. Jahrhundert
Sicherheits- und Überwachungstechnologien etablieren Sichtbarkeitsregime, die sich ihrerseits der Einsehbarkeit und damit der Kontrolle entziehen. Während Bevölkerung und Individuen in neuer Weise lesbar gemacht werden – als Gefahrenträger, die kontrolliert, als Gefährdete, die geschützt, als Konsumenten, deren Präferenzen erhoben, als Angestellte, deren Leistungen evaluiert werden –, bleibt die gesellschaftliche Funktionalität der Technik zu dechiffrieren. Im Zeichen von Prävention vollzieht sich ein radikaler Innovationsschub, der die Verfasstheit liberaler Gesellschaften in Frage stellt und traditionelle Grenzziehungen auf dem Feld der Sicherheit untergräbt. Kriminalität, Terrorismus, Krieg und Naturkatastrophen werden zu einem Kontinuum der Bedrohung verknüpft. Neben den staatlichen Organen treten private Sicherheitsagenturen, Anwender von Sicherheitstechnologien wie Verkehrsunternehmen, kommerzielle Datensammler und die Think Tanks der Sicherheitsforschung. Der Sonderband nimmt dieses Zusammenspiel von Akteuren, Technologien und strategischen Wirkungen ebenso in den Blick wie die gesellschaftlichen Bewegungen, die Privatheit als Residuum gegen Überwachung und Kontrolle neu entdecken.
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Ulrich Bröckling, Susanne Krasmann, Thomas Lemke (Hrsg.) (2010): Governmentality: Current Issues and Future Challenges: 1 (Routledge Studies in Social and Political Thought)
Examining questions of statehood, biopolitics, sovereignty, neoliberal reason and the economy, Governmentality explores the advantages and limitations of adopting Michel Foucault’s concept of governmentality as an analytical framework. Contributors highlight the differences as well as possible convergences with alternative theoretical frameworks. By assembling authors with a wide range of different disciplinary backgrounds, from philosophy, literature, political science, sociology to medical anthropology, the book offers a fresh perspective on studies of governmentality.
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Susanne Krasmann: Die Kriminalität der Gesellschaft (2003): Zur Gouvernementalität der Gegenwart (Theorie und Methode)
Anknüpfend an Michel Foucaults Begriff der Gouvernementalität untersucht die Autorin, wie sich Formen der Menschenführung mit den Konzepten von Staat und Gesellschaft verändern. Denn so, wie sich gegenwärtig das Verhältnis von Staat, Ökonomie und Sozialem entlang gesellschaftlicher Kräfteverhältnisse neu formiert, werden auch die Adressaten des Regierens neu konfiguriert.
Ein Beleg hierfür sind die gesellschaftlichen Problematisierungen von Abweichung und Kriminalität. War der „Delinquent“ im 19. Jahrhundert die Kategorie, mit der die Kriminologie sich als Wissenschaft zur Verteidigung des Sozialen etablieren konnte, so bringt die „Ökonomisierung des Sozialen“ diese Kategorie eher zum Verschwinden. Soziale Probleme werden weniger an individuellen Tätern und Pathologien als an Risikomerkmalen und -gruppen festgemacht. Exemplarisch kommt diese Tendenz etwa im flächendeckenden Einsatz von Videoüberwachung in Einkaufszentren oder an öffentlichen Plätzen zum Ausdruck. Im Medium der Kamera wird Devianz zu einer Frage von Sichtbarkeiten und kontextabhängigen Ordnungen. Technische Formen der Kontrolle ermöglichen nicht nur die Identifizierung und Inkriminierung bestimmter Gruppen, die dann zu Adressaten neuer Strategien des Verantwortlichmachens und des Ausschlusses werden. Sie scheiden abweichendes und nicht abweichendes Verhalten entlang einer neuen, flexiblen Funktionslogik.
Die Autorin analysiert, inwiefern diese Entwicklungen systematisch das alltägliche Leben der Gegenwart bestimmen und damit auch die Konzepte der Soziologie neu auszuloten wären: Das „Soziale“ ist nicht nur als ein Referenzfolie von Politik fragwürdig geworden, sondern auch als das bestimmende Element soziologischer Theorien.
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Prof. Dr. Lorenz Böllinger (Hrsg.), Dr. Michael Jasch (Hrsg.), Prof. Dr. Susanne Krasmann (Hrsg.) et al. (2010): Gefährliche Menschenbilder. Biowissenschaften, Gesellschaft und Kriminalität
In einem weit gespannten Spektrum führen Kriminalwissenschaften, Human-, Gesellschafts-, Geschichts- und Gesundheitswissenschaften in diesem Buch einen transdisziplinären Diskurs mit den Neuro-Wissenschaften. Es geht um die neuere Entwicklung von Hirnforschung und bildgebenden Verfahren und deren Hinwendung zu weit reichenden kriminologischen und kriminalpolitischen Aussagen, zum Beispiel über die Vorhersagbarkeit kriminellen Verhaltens mit Hilfe von Magnetresonanztomografie.
Die Resultate bisheriger Forschung zeigen: Es geht nicht mehr nur um die Frage eines „Monismus“, der Dominanz oder des Übergewichts einer Disziplin in der Fundierung gesellschaftlichen Umgangs mit Kriminalität. Es geht um die grundsätzliche Frage des Verhältnisses von Staat und Individuum, um die Frage des Menschenbildes in der post-industriellen, globalisierten Gesellschaft.
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Susanne Krasmann (Hrsg.), Ulrich Bröckling (Hrsg.), Thomas Lemke (Hrsg.) (2004): Glossar der Gegenwart
Das Glossar der Gegenwart versammelt die Leitbegriffe von heute. Rund fünfzig Artikel untersuchen Konzepte von »mittlerer Reichweite«, aber hoher strategischer Funktion, die in den aktuellen Debatten eine Schlüsselstellung einnehmen: Deutungsschemata, mit denen die Menschen sich selbst und die Welt, in der sie leben, interpretieren; normative Fluchtpunkte, auf die ihr Selbstverständnis und Handeln geeicht sind; schließlich konkrete Verfahren, mit denen sie ihr Verhalten zu optimieren suchen. Die Artikel präparieren die Antinomien gegenwärtiger Selbst- und Sozialverhältnisse heraus und verbinden wissenschaftliche Analyse mit politischer Diagnostik und Kritik. In der Summe ergibt sich ein Register zeitgenössischer »Menschenregierungskünste« (Foucault). Stichworte (Auswahl): Assessment Center / Biopolitik / Coaching / Commitment / Cool / Empire / Erlebnis / Evaluation / Flexibilität / Good Governance / Humanitäre Aktion / Just-in-Time / Kreativität / Kundenorientierung / Lebenslanges Lernen / Leitbild / Nachhaltigkeit / Performance / Risiko / Synergie / Wellness / Zukunftsfähigkeit
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Susanne Krasmann (2007): Rationalitäten der Gewalt
Moderne Gesellschaften beruhen auf dem Selbstverständnis, Gewalt einzuhegen; zugleich sind das Recht und die Pflicht zur Gewaltanwendung Grundprinzipien moderner Staatlichkeit. Gewalt, Ordnung und Staatlichkeit sind demnach konstitutiv aufeinander bezogen – und ihr Verhältnis ist prekär. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erscheint das Konzept moderner Staatlichkeit umstrittener denn je. »Rettungsfolter«, »gerechte Kriege« oder »Sicherheitsstaat« sind Stichworte aus Diskussionen, die aktuelle Verschiebungen anzeigen. Der Band bietet interdisziplinäre Perspektiven auf historische Kontinuitäten und Brüche staatlicher Ordnungspolitik in der Gegenwart.Mit Beiträgen u.a. von Judith Butler, David Garland und Alf Lüdtke.
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Cindy Krebs, Thomas-Gabriel Rüdiger (2010): Gamecrime und Metacrime. Strafrechtlich relevante Handlungen im Zusammenhang mit virtuellen Welten.
Gibt es Kriminalität im Zusammenhang mit virtuellen Welten? Wie sind die Erscheinungsformen, das Aufkommen im Hell- und Dunkelfeld? Sind die Delikte vergleichbar zu denen der realen Welt in der wir tatsächlich leben? Obwohl World of Warcraft, Herr der Ringe Online oder auch Second Life bereits Bestandteile unseres Lebens sind, blieben diese Fragen von der Kriminologie bisher weitestgehend unbeantwortet. Mit dieser ersten kriminologische Grundlagenarbeit zu Kriminalität im Zusammenhang mit virtuellen Welten für den deutschsprachigen Raum werden die bisher offenen Fragestellungen beantwortet und erstaunliche Ergebnisse aufgezeigt. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen es Praktikern der Strafverfolgungsbehörden und im sozialen Bereich engagierten Personen ermöglichen, einen tieferen Einblick in diesen Phänomenbereich zu erlangen und ihnen die Gelegenheit bieten, den bislang im Verborgenen weilenden Blick auf Gefahren zu schärfen. Auch den allgemein an virtuellen Welten oder Kriminologie interessierten Leser eröffnet dieses Buch einen erstaunlichen Blick auf ein neuartiges Themenfeld.
Krebs und Rudiger nehmen sich eines Themas an, welches im Alltagsgeschehen der letzten Jahre einen immensen Stellenwert eingenommen und dennoch (noch) nicht als kriminologisches Thema erkannt wurde.
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Gabi Löschper (1999): Bausteine für eine psychologische Theorie richterlichen Urteilens
Die kriminologische Analyse der strafrichterlichen Urteilsbildung wäre ohne Berücksichtigung der psychologischen Ebene unvollständig. Eine kritische Bestandsaufnahme der bisherigen rechtspsychologischen Forschung zum richterlichen Urteilen zeigt, daß eine kognitivistische und individualistische Betrachtung vorherrscht, die strafrichterliches Urteilen als Vorgang der Abbildung von Realität und Verarbeitung von Informationen auffaßt. Die Arbeit stellt dieser Sichtweise Theoriemodelle und Studien aus verschiedenen Disziplinen (Sozialpsychologie, Linguistik, Rechtswissenschaft) gegenüber, die Konstruktionsprozesse im Strafprozeß fokussieren. Die so entworfene Skizze einer psychologischen Theorie erfaßt einerseits die Struktur des richterlichen Urteilens und enthält auch ein Konzept des Richters als darin aktiv handelndem Akteur. Dabei weist sich strafrichterliches Urteilen als sozial regulierte Narrations- oder Diskurspraxis aus, mittels der im täglichen Handeln der Richter soziale Strukturen hergestellt und reproduziert werden.
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Gabi Löschper (2000): Kriminalität und soziale Kontrolle als Bereiche qualitativer Sozialwissenschaft
Zusammenfassung: Die Eigenschaft „kriminell“ wohnt einem Vorfall nicht inne, sondern ist Resultat sozialer Beurteilungsprozesse – „Kriminalität“ wird in Interaktions- und Aushandlungsprozessen in und mit den Instanzen sozialer Kontrolle und in gesellschaftlichen Diskursen konstituiert. Daher kann „Kriminalität“ sinnvoll nur qualitativ untersucht werden. Der Beitrag nennt Beispiele der Anwendung qualitativer Forschung (Ethnographie, hermeneutische Wissenssoziologie, Ethnomethodologie/Konversationsanalyse, Diskursanalyse und Erzählmodell) vor allem zu devianten Subkulturen, Anzeigeverhalten und polizeilicher Ermittlung und Strafgerichtsprozeß.
- online verfügbar: Forum Qualitative Sozialforschung, Vol 1, No 1 (2000)
Gunnar Meinecke (2005): Zur White-Collar-Kriminalität im Gesundheitswesen am Beispiel der Zahnmedizin
In diesem Buch geht es um die Ursachen und Erscheinungsformen der Kriminalität im Bereich der Zahnmedizin. Behandelt werden in dieser mehrperspektivisch angelegten Pilotstudie unter anderem die folgenden Themen: a)Eigendynamische Prozesse der Entstehung und Verstärkung von abweichendem Verhalten b) personelle, strukturelle und prozedurale Aspekte der White-Collar-Kriminalität c) die Bedeutung der Latrogenesis, d.h. der durch die Medizin selbst erzeugten Krankheiten d) die Ineffektivität der Kontrollmechanismen e) das enorme Dunkelfeld und die Barrieren gegen seine Aufhellung f) Chancen und Risiken von Patienten-Initiativen.
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Bettina Paul (2004): Drogenschmuggel. Hamburger Ansichten einer klandestinen Tätigkeit. Eine Analyse der Außenbetrachtung des Schmuggels legaler und illegaler Drogen seit Mitte des 20. Jahrhunderts.
Schmuggel ist nicht nur ein traditionsreiches Unterfangen – er beschäftigt auch seit jeher den Zoll, die Polizei, die Justiz, die Medien und über diese die Phantasie der Menschen. In Hafenstädten spielt der Schmuggel eine besonders große Rolle – vor allem dort, wo es lebhafte Freihäfen gibt, wie etwa in Hamburg. Die Autorin untersucht am Beispiel der Hansestadt Hamburg die Veränderungen und Widersprüche in der Betrachtung des Schmuggels seit den 1950er Jahren. Dabei stehen die Sicht des Zolls und der Massenmedien auf den Drogenschmuggel im Mittelpunkt der Werkes. Behandelt werden unter anderem folgende Themen: – Phänomenologien der Kontrollinstanzen (vom Liebesgaben- zum Intelligenzschmuggel) – Gefahreneinschätzung des Schmuggels durch den Zoll (von staatsbedrohlicher Steuerunehrlichkeit bis zur Organisierten Kriminalität) – Entstehung des so genannten „Schmuggelprivilegs“ – Verwerflichkeit und Legitimität des Schmuggelaktes (Erklärungskonzepte der Presse) – Bedeutung der Arbeitsökonomie von Strafverfolgung und Medien im Bedingungsgefüge der Außenbetrachtung – Kontinuitäten und Brüche im Schmuggelimage – Parallelen im Umgang mit dem Schmuggel illegaler und legaler Drogen
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Bettina Paul (Hrsg.), Henning Schmidt-Semisch (Hrsg.) (2010): Risiko Gesundheit: Über Risiken und Nebenwirkungen der Gesundheitsgesellschaft
Gesundheit bezeichnet einen der zentralen Werte in unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Sowohl das öffentliche wie auch das persönliche Interesse an Gesundheit hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Dabei werden immer mehr Probleme einer medizinischen Lösung zugeführt und immer mehr Verhaltensweisen (falsche Ernährung, Rauchen, Bewegungsmangel etc.) als gesundheitsschädlich bezeichnet und bekämpft Hinter jedem Zipperlein wird die Manifestation, zumindest aber der Beginn einer ernst zu nehmenden Krankheit vermutet, immer öfter werden eigentlich gesunde Prozesse (etwa Alterung) problematisiert und medizinalisiert und jede noch so lustvolle Tätigkeit wird vor dem Hintergrund ihrer immanenten Gesundheitsrisiken taxiert. Jede Entscheidung, die wir treffen, so wird suggeriert, ist zugleich eine Gesundheitsentscheidung.Gesundheit bezeichnet einen der zentralen Werte in unserer gegenwärtigen Gesellschaft: Sowohl das öffentliche wie auch das persönliche Interesse an Gesundheit hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Dabei werden immer mehr Probleme einer medizinischen Lösung zugeführt und immer mehr Verhaltensweisen (falsche Ernährung, Rauchen, Bewegungsmangel etc.) als gesundheitsschädlich bezeichnet und bekämpft: Hinter jedem Zipperlein wird die Manifestation, zumindest aber der Beginn einer ernst zu nehmenden Krankheit vermutet, immer öfter werden eigentlich gesunde Prozesse (etwa Alterung) problematisiert und medizinalisiert und jede noch so lustvolle Tätigkeit wird vor dem Hintergrund ihrer immanenten Gesundheitsrisiken taxiert. Jede Entscheidung, die wir treffen, so wird suggeriert, ist zugleich eine Gesundheitsentscheidung.
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Philip Polleit (2012): Netzwerke in der Polizei am Beispiel der International Police Association (IPA): Vertrauens- und Freundschaftsbildung in polizeilichen Netzwerken
Berufliche Herausforderungen und Karriere ganz allein bewältigen? „Networking“ ist aus der heutigen Berufswelt nicht mehr wegzudenken. Tragfähige Kontakte beeinflussen nicht selten beruflichen Erfolg und Vorankommen. Gilt das auch in einer hierarchisch strukturierten Behörde wie der Polizei? Finden hier ähnliche Prozesse statt? Welchen Zielen könnten sie dienen? Welche Grenzen zeigen sich? Der Kriminalpolizist und Kriminologe Philip Polleit geht diesen Fragen nach. Als Untersuchungsbeispiel dient ihm die IPA, die weltweit größte berufliche Vereinigung von Polizeibediensteten. Das Buch beleuchtet die rasante Entwicklung dieser Organisation und liefert Einblicke in die Mechanismen innerpolizeilicher Vertrauensbildung.
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Andreas Prokop (2010): Aggression, Scham und metakognitive Fähigkeiten: Zur Mikroanalyse der Kultur der Kontrolle
Was bringen Programme zur Gewaltprävention? Inwieweit ist es realistisch, von standardisiertem pädagogischen Einwirken auf Kinder und Jugendliche ein besseres Zusammenleben, gerade in Schulen, zu erwarten und insbesondere auch Gewaltexzessen vorzubeugen? Empirische Evaluationen erbringen hier ganz unterschiedliche Ergebnisse, offenbar nicht unabhängig vom jeweiligen Interesse. Es erscheint also sinnvoll, über den Schein der Zahlen und Kurven hinauszugehen und theoretische Perspektiven unterschiedlicher Disziplinen für ein besseres Verständnis von Gewaltphänomenen zu nutzen. Das kann auch helfen, bloße Mimikry von wirklicher Veränderung zu unterscheiden. Entscheidend ist also ein holistisches Verständnis von Gewaltphänomenen, das sowohl individuelle Entwicklungsprobleme als auch gesellschaftliche bzw. soziale Rahmenbedingungen in ihrer Verschränktheit zu begreifen sucht. Als zentrales Moment wird hierbei traumatisches Schamerleben herausgestellt, dass das Verhältnis von Selbst und Welt vorstrukturiert und Phänomenen wie personenbezogener Gewalt, aber auch Überanpassung zugrunde liegen kann. Bloße Verhaltenskontrolle bringt hier wenig, kann unter Umständen ein exzessives Ausleben sogar befördern. Wichtig sind Beziehungsstrukturen, die über angemessene Affektspiegelung ein System der Selbstregulierung ermöglichen, wie es für ein gelingendes Zusammenleben unerlässlich ist.
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Q-Z
Sybille Reinke de Buitrago (2010): Threat Images in International Relations: American and German Security Policy on International Terrorism
What has changed since the terrorist attacks of 9/11? Certainly our view of threats has – what and whom we perceive as threatening. But threat perceptions and threat images, and especially enemy images, also frame our interpretation of events and issues and thereby restrict policy choices seemingly available to us. The analysis of threat perceptions in their various forms is therefore an important avenue, not only for our understanding of how policy is shaped by them, but also for offering ways to improve policy. With this book Sybille Reinke de Buitrago aims to increase the understanding of current threat perceptions and enemy images in American and German security policy on international terrorism.
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Sebastian Scheerer (2002): Die Zukunft des Terrorismus: Drei Szenarien
Bekämpfung des internationalen Terrorismus ist zum obersten Ziel einer weltweiten Allianz von Staaten geworden. Mit einer in dieser Größenordnung bisher unbekannten Anstrengung soll die Verkörperung des „Bösen schlechthin“ niedergerungen werden. Eine nur dem kleinen Kreis von Eingeweihten bekannte Zahl so genannter „Schurkenstaaten“ steht auf der Liste potentieller Angriffsziele. Die Dämonisierung des Terrorismus aber hat zur paradoxen Konsequenz, dass bestätigt und verstärkt wird, was mit allen zu Gebote stehenden militärischen und geheimdienstlichen Mitteln bekämpft werden soll. Sebastian Scheerer wechselt in dieser Abhandlung daher die Perspektive von der einer unmittelbaren militärischen Bekämpfung zu der des Verstehens. Verstehen bedeutet dabei weder gutheißen, noch verzeihen. Scheerer will gedanklich nachvollziehbar machen, was Menschen zu terroristischen Handlungen motiviert und sie gegen alle Hindernisse und inneren Skrupel auch ausführen läss t. Nur in dieser Perspektive werden monströse Taten wie die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon der Ratio zugänglich. Und nur in dieser Perspektive wird die Frage nach der Zukunft des Terrorismus überhaupt bearbeitbar. Betrachtet man Terroristen aber als auch rationale Akteure und Terrorismus als eine gelegentlich durchaus erfolgreiche Strategie der symbolischen Nutzung physischer Gewalt, kann auf ihn intelligenter reagiert werden. Während eine Welt ohne Raub und Mord kaum denkbar ist, muss die Hoffnung auf eine Welt ohne Terrorismus nicht von vornherein als unrealistisch gelten. Er entsteht nur unter sehr spezifischen Bedingungen. Starke gesellschaftliche Spannungen sind ebenso nötig wie die Existenz einer scheinbar unerschütterlichen Hegemonialmacht, eine extrem motivierende Ideologie und eine wirkungsmächtige Organisation. Erst wenn diese Bedingungen nicht mehr sind, kann auch der Terrorismus überwunden werden – nicht aber durch blinde militärische Bekämpfung.
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Claudia Stierle: Entscheidung zu Crack? (2006): Eine handlungstheoretische Erklärung des Crackkonsums
Konsumenten von Crack: Selbstbestimmte Entscheider oder Marionetten ihrer Sucht? Letzterem entsprechend wird in der medialen Darstellung Crack häufig als „teuflische“ Droge dargestellt, deren Gebrauch in eine sofortige und unwiderrufbare Sucht mündet. Die Konsumenten entwickeln sich dabei zu aggressiven und unkontrollierten Wesen. Die Gründe für diese öffentliche Sichtweise über die Folgen des Crackkonsums ist dabei vor allem auf die mediale Berichterstattung in den USA in den 80er Jahren zurückzuführen.
Welche der beiden möglichen Sichtweisen zutrifft, wird mit Hilfe einer Befragung von 30 Cracknutzern anhand folgender forschungsleitender Fragestellungen untersucht: Handelt es sich bei Crack um eine Droge, welche die Konsumenten unausweichlich zu aggressiven und unkontrollierten ‚Marionetten’ ihrer Sucht werden lässt oder kann der süchtige Konsum dieser Substanz vielmehr als Endstadium einer langen vorausgegangenen Drogenkarriere betrachtet werden, der nur auf einen kleinen Konsumentenkreis zutrifft? Welche Konsummodi existieren tatsächlich unter den Crackkonsumenten und inwieweit lassen sich diese handlungstheoretisch i. S. bewusster Wahlalternativenentscheidungen interpretieren? Welche gesellschaftlichen Determinanten beeinflussen den Handlungs- und Entscheidungsprozess der Crackkonsumenten? Inwiefern wirken das Setting und die vorhandenen Restriktionen der Konsumenten auf deren Konsummodus sowohl zum Zeitpunkt des erstmaligen Crackgebrauchs als auch zum Zeitpunkt des fortgesetzten bzw. beendeten Konsums dieser Droge ein?
Die meisten bisher vorhandenen Studien zum Substanzmissbrauch erheben Daten zu Art und Ausmaß des Konsums, um Entwicklungstrends im Konsumverhalten aufzeigen zu können. Die lebensweltorientierten Hintergründe und Ursachen des Drogengebrauchs werden dabei weitestgehend ausgeblendet, so dass empirisch fundierte Aussagen zu den Erklärungsvariablen des Rauschmittelkonsums hierdurch nicht möglich sind. Die Untersuchung überwindet durch die Berücksichtigung der konsumbeeinflussenden Lebenswelt der Konsumenten die Grenzen der quantitativen Studien und gibt Aufschluss über die motivationalen und kognitiven Ursachen des Drogenkonsums.
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Gesa Thomas (2006): Helden rauchen nicht!?
Comics spiegeln – wie andere Medien auch – durch deren Thematisierung die gesellschaftliche und kulturelle (Be-)Deutung von Drogen durch deren Thematisierung wider. Mit der von Gesa Thomas am Institut für Kriminologische Sozialforschung der Universität Hamburg erarbeiteten Studie liegt erstmals eine Untersuchung des Mediums Comic vor, in der der Umgang mit der Drogenthematik im Comic aus kriminologischer Perspektive betrachtet wird. Das Buch bietet nicht nur Comicliebhabern, an der Drogenthematik Interessierten oder Kriminologen aufschlussreiche Blicke auf die gesellschaftlichen Dramatisierungs-, Skandalisierungs- und Kriminalisierungsprozesse in Bezug auf die Darstellung von Drogen im Comic und die bestehenden Annahmen über deren Rezeption. Am Beispiel der seit 60 Jahren erscheinenden Comicserie Lucky Luke wird aufgezeigt, wie formelle und informelle Zensur die Darstellung von legalen und illegalen Drogen im Comic beeinflusst. Die Drogendarstellung wird in den Kontext der Drogengeschichte gesetzt, um festzustellen ob die Darstellung frei gestaltet wird oder den bestehenden moralischen Ansprüchen angepasst werden muss.
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Jan Wehrheim (2009): Der Fremde und die Ordnung der Räume
Die Soziologie des Fremden ist auch eine Soziologie der Großstadt. Große Städte zeichnen sich dadurch aus, dass sie Orte des Fremden sind. Deshalb stehen sie gleichzeitig für Fortschritt, Emanzipation und Verunsicherung. Wie aber beeinflussen Räume die Begegnungen von Fremden und wie Fremde die Wahrnehmung von Raum? Welche Rolle spielt dabei Kontrolle? Lässt sich öffentlicher Raum auch als Mosaik denken? Eine soziologische Standortbestimmung. Der Autor stellt dar, wie Verhalten vor allem über die Gestaltung und funktionale Ausrichtung von Raum kontrolliert und gelenkt wird, und wie neben sozialer Kontrolle Institutionalisierung und lokale Sozialisation die Wahrnehmung von Räumen und Fremden beeinflussen. Neben großstadttypisches indifferentes Verhalten treten unterschiedliche Formen von Disziplinierung, dörflicher Vertrautheit, Selbstanpassung und Exklusion. Die Art und Weise, wie unterschiedliche Räume produziert werden und die jeweils zugrunde liegenden Herrschaftstypen bilden Ausgangspunkte für entsprechende räumliche Differenzierungen, und sie bestimmen darüber hinaus Möglichkeiten, Räume abweichend von ihrer Produktionsintention zu konstruieren. Dabei werden traditionelle, bürgerliche Vorstellungen von öffentlichem Raum hinterfragt und gezeigt, dass selbst der Normalismus von Shopping Malls als Teil eines „flüssigen Mosaiks“ urbaner Öffentlichkeit begriffen werden kann. Die Öffentlichkeit der Großstadt resultiert erst aus der Summe ihrer segregierten Teilöffentlichkeiten.
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Jan Wehrheim (2005): Die überwachte Stadt
Im Buch werden Zusammenhänge zweier aktueller Entwicklungen in europäischen und nordamerikanischen Städten untersucht: zwischen Prozessen „sozialer Ausgrenzung“ einerseits und neueren Ausprägungen räumlich orientierter sozialer Kontrolle andererseits. Die erste Auflage erschien 2002 bei Leske + Budrich, Opladen.
Mauern, Videoüberwachung und andere Inszenierungen von Sicherheit markieren neue Grenzen in europäischen und us-amerikanischen Städten. Armutsquartiere entstehen neben strahlenden Einkaufszentren, Business Improvement Districts und Quartieren der Wohlhabenden. Gated Communities sind das schnellst wachsende Segment auf dem amerikanischen Wohnungsmarkt. In ihnen wie in Shopping Malls oder Bahnhöfen wird das private Hausrecht der Eigentümer durch kommerzielle Sicherheitsdienste durchgesetzt. Ästhetik und Architektur öffentlicher Räume beeinflussen die Möglichkeiten ihrer Nutzung und wirken als soziale Filter. Die Verrechtlichung des Verhaltens in de jure privaten wie öffentlichen Räumen reglementiert zunehmend deren Nutzungsmöglichkeiten, beeinflusst ihre Zugänglichkeit und befördert dabei neue Kriminalisierungsprozesse von Personen und Handlungen. Dabei scheinen zwei Entwicklungen komplementär zu verlaufen: die soziale – und räumliche – Polarisierung in Städten einerseits und die zunehmende Kontrolle konkreter Räume andererseits. Soziale und kulturelle Segregation werden sicherheitstechnisch überhöht. Es entstehen unterschiedliche, aber zeitlich und räumlich parallele Normativitäten. In dem Maße, in dem die Schere zwischen arm und reich in den Städten sichtbar auseinander geht und sich Politik primär an ökonomischen Kategorien orientiert, in dem Maße steigen auch die Bestrebungen, neu entstehende, reale oder imaginäre, Grenzen zwischen den Räumen der Gewinner der Modernisierung und denen der Verlierer zu kontrollieren. Das Buch verdeutlich anhand neuer Raumtypen das Zusammenspiel der Dimensionen raumbezogener Kontrolle – Technik, Recht, Organisation und Architektur und zeigt die Konsequenzen für die Stadtgesellschaften auf.
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Karl Weilbach (2009): AMOK Es sieht so aus, als würde ich der Wolf sein: Eine kriminologische Einzelfallstudie zur Amoktat von Zug (CH)
Am 27. September 2001 tötete der 57-jährige Friedrich Leibacher im Kantonsparlament von Zug (CH) 14 Abgeordnete; 15 weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Der Täter ließ seinen Opfern keinerlei Möglichkeit der Gegenwehr und erschoss sich auf dem Regierungspodest selbst.
Amoktaten gelten gemeinhin als besonders irrational, unvorhersehbar und unverständlich, sind damit aber kaum einer Prävention zugänglich. Demgegenüber versucht die hier vorliegende kriminologische Studie, die Möglichkeiten zur Erklärung vorgängiger Prozesse auszuloten. Diese Einzelfallanalyse stellt eine Ausnahme in der deutschsprachigen Amokforschung dar: Zur Untersuchung der Zuger Ereignisse konnte auf die vollständigen Ermittlungsakten, aber auch auf zahlreiche Originalschriften des späteren Täters zurückgegriffen werden.
Die Anwendung von verschiedenen Theorien unterstützt zwar die Einblicknahme in das Denken, Fühlen und Handeln des späteren Mörders. Dennoch bleiben Fragen zur Entscheidung und Umsetzung seiner Mehrfachtötung offen. Deshalb wird in einem weiteren Schritt ein sogenanntes Fragmentierungs-Entgrenzungs-Modell (FEM) entworfen. Mit dessen Hilfe lässt sich rekonstruieren, wie der Täter in sich jegliche Tötungshemmung abbaut und zielgerichtet zum Gestalter seines mörderischen Handelns wird. Die Untersuchung des Falls Friedrich Leibacher vermittelt fruchtbare Anregungen für die weitere kriminologische Erforschung von Amok und ist ein Beitrag zur Kriminalprävention.
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Nils Zurawski (Hrsg.) (2011): Überwachungspraxen – Praktiken der Überwachung. Analysen zum Verhältnis von Alltag, Technik und Kontrolle.
Überwachung ist nicht einfach da, sondern passiert. Durch eine Vielzahl von Tätigkeiten und Handlungen wird sie als soziale Tatsache erst hergestellt. Überwachung bringt Menschen über Technologien oder durch Gesetze und Vorschriften vermittelt in Berührung und stellt soziale Beziehungen her. Kurz: Es wird gehandelt und Praxen bilden sich heraus.
Die hier versammelten Beiträge erkunden, wie diese Praxen und Handlungen konkret aussehen. An einem gewissen Punkt innerhalb einer Abfolge von Entscheidungen und rechtlichen Rahmenbedingungen, theoretischen Annahmen und technologischen Voraussetzungen ist Überwachen eine Tätigkeit, mit der Menschen miteinander oder über Technologien oder durch Gesetze und Vorschriften vermittelt in Berührung geraten, durch die gehandelt wird, mit der sich Praxen herausbilden. An diesen Stellen kann man Überwachung sehen auch wenn sie dann vielleicht nicht so bezeichnet wird oder auf den ersten Blick als solche zu erkennen ist. Die Betonung liegt deshalb auf den Praktiken von Überwachung (Kontrolle, Überprüfung), weil damit die tatsächlichen Aushandlungsprozesse deutlich werden, anhand derer Überwachung im Großen analysierbar wird. So wichtig auch theoretische Betrachtungen und Reflexionen sind, so entscheidend sind die vielen kleinen Bausteine, die sich aus den alltäglichen Handlungen und den Konstanten des Alltags ergeben können.
Aus dem Inhalt
- Nils Zurawski, Die praktischen Dimensionen von Überwachung, Kontrolle und Überprüfung
- Dietmar Kammerer, Das Werden der Kontrolle : Herkunft und Umfang eines Deleuze’schen Begriffs
- Oliver Bidlo, 1414 – Ins elektronische Panoptikum der sozialen Kontrolle oder: Das Bild hat immer recht
- Kendra Briken, Safety never takes a holiday Überwachungspraxis im und als Arbeitsalltag
- Nils Zurawski, Budni, ist doch Ehrensache! Kundenkarten als Kontrollinstrument und die Alltäglichkeit des Einkaufens
- Inga Klein, Überwachte Sicherheit oder sichere Überwachung? Kulturelle Deutungsmuster im Diskurs um den biometrischen Reisepass
- Thorsten Benkel, AUGEN OHNE GESICHT. Videoüberwachung zwischen Kontrolltechnik und Ordnungsutopie
- Christian Lüdemann und Christina Schlepper, Der überwachte Bürger zwischen Apathie und Protest. Eine empirische Studie zum Widerstand gegen staatliche Kontrolle
- Peter Ullrich und Gina Rosa Wollinger, Videoüberwachung von Versammlungen und Demonstrationen – Blick auf ein verwaistes Forschungsfeld
- Gaby Temme, Die Polizeiliche Kriminalstatistik als Instrument der Inszenierung und disziplinierenden Überwachung
- Katalogeintrag in der Deutschen Nationalbibliothek
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groegel schreibt
Durch einen Kollegen wurde ich auf Ihre Seite aufmerksam. Für den Praktiker im Bereich „Privatermittlung“ eine gute Quelle für Fachliteratur. Ich werde meinen Kollegen aus dem Fachverband empfehlen, Ihre Seite als Empfehlung für Interessenten in der Verbandshomepage (deutscher-detektiv-verband.de) aufzunehmen.
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S. Groegel