Louk Hulsman (richtig: Lodewijk Henri Christian Hulsman; * 8. März 1923 in Kerkrade/NL, † 28.01.2009 in Dordrecht/NL) war und wird zusammen mit Thomas Mathiesen und Nils Christie zu den prominentesten Vertretern des strafrechtlichen Abolitionismus gezählt. Er war Mitbegründer der Coornheert Liga. Seiner Ansicht nach ist „Kriminalität“ nicht etwa das Objekt, sondern ein Ergebnis von Kriminalpolitik. Kriminalität bezeichne allerdings weder eine ausserordentliche Gruppe von Ereignissen mit gemeinsamen Eigenschaften, die sie von nicht-kriminellen Ereignissen unterscheide – noch machten „Kriminelle“ eine besondere Gruppe von Menschen aus, die sich durch gemeinsame Eigenschaften von anderen Menschen unterscheiden liessen. Deshalb sah er die Aufgabe der Kriminologie darin, (1) die Aktivitäten des Strafrechtssystems zu beschreiben, zu erklären und zu entmystifizieren und dessen kontraproduktiven Folgen zu thematisieren – und dies unter Betonung der Definitionsprozesse, (2) zu illustrieren, wie problematische Situationen ohne Nutzung des Strafrechtssystems bearbeitet werden, (3) Strategien der Abschaffung des Strafrechtssystems zu studieren und (4) ein Vokabular zu schaffen, das es erlaubt, Fragen problematischer Situationen zu thematisieren, ohne dem „Bias“ des herrschenden „control babble“ (Stanley Cohen) zum Opfer zu fallen (Hulsman 1986: 78 f.).