Die Ausstellung „Im Gefängnis“ wurde gemeinsam vom Deutschen Hygiene-Museum Dresden, dem Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum, Genf, und dem Musée des Confluences, Lyon konzipiert. Vom 26. September 2020 bis zum 31. Mai 2021 ist die Ausstellung in Dresden zu sehen.
Die Kuratorinnen eröffnen den BesucherInnen der Ausstellung „Im Gefängnis“ einen Blick in Haftanstalten und den Gefängnisalltag in verschiedenen europäischen Ländern und den USA. Neben einem geschichtlichen Blick auf die Institution Gefängnis steht der Haftalltag der Strafgefangenen mit seinen Entbehrungen im Mittelpunkt. Neben Fotografien und Alltagsgegenständen sind auch die filmische und musikalische Beschäftigung mit Haft Gegenstand der Ausstellung.
Jede Form der kulturellen Beschäftigung mit dem Gefängnis birgt die Gefahr, einem voyeuristischen Blick auf einen „Menschenzoo“ Vorschub zu leisten und zum „penal spectator“ (Brown, 2009) zu werden. Den Kuratorinnen gelingt es jedoch, dieser Gefahr zu entgehen, indem Sie die BesucherInnen zu einem Perspektivwechsel zwingen und diese selbst zeitweilig inhaftieren. Denn die Ausstellungsräume sind als übergroße orangene Gefängniszellen gestaltet.
Zudem ist die Intention der Ausstellung eine klar politische. Die Institution Gefängnis und die von ihr ausgehende Wirkung wird kritisch hinterfragt. So ist beispielsweise der letzte von fünf Ausstellungsräumen der Frage „Anders strafen?“ gewidmet. Hier erläutert der Rechtswissenschaftler und Gefängniskritiker Prof. Bernd Maelicke in einem Videointerview Möglichkeiten und Grenzen der Resozialisierung. Daneben wird über den Täter-Opfer-Ausgleich ebenso aufgeklärt wie über Alternativen zum Strafvollzug. Hierbei werden u.a elektronische Fußfesseln wie auch das Konzept des offenen Vollzugs thematisiert.
Schließlich wird der Perspektivwechsel durch den Einbezug von (ehemaligen) Strafgefangenen erreicht. So werden Führungen durch die Ausstellungen mit ehemaligen Gefangenen angeboten. Zudem wird die Ausstellung durch das Projekt Knast-Post flankiert, bei dem Fragen der Ausstellungsbesucher im Anschluss an die Führung durch Insassen der JVA Zeithain oder JVA Chemnitz via Skype beantwortet werden bzw. die Antworten auf der korrespondierenden Webseite veröffentlicht werden.
Ich selbst hatte leider noch keine Gelegenheit mir die Ausstellung „Im Gefängnis“ vor Ort anzuschauen. Allerdings hatte ich das Glück und Vergnügen mich mehrfach mit einer der Kuratorinnen zu unterhalten und anknüpfend an meine Dissertation eine kleine Expertise zum Thema Darstellung des Gefängnisses in Liedtexten zur Ausstellung beizusteuern.
Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Mai 2021 jeweils von Dienstag bis Sonntag von 10:00 – 18:00 Uhr im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden zu sehen.
Weitere Informationen zur Ausstellung sind auf der Webseite des Deutschen Hygienemuseums in Dresden zu finden.
Das Gefängnis ist ein Ort, den viele von uns vor allem aus Filmen oder Serien kennen: Auf engstem Raum leben straffällig gewordene Männer oder Frauen zusammen, getrennt nur durch kahle Zellwände. Ihr Leben wird einerseits streng kontrolliert, gleichzeitig aber sind sie nicht selten Gewalt oder sexuellen Übergriffen durch ihre Mitgefangenen ausgesetzt.
Sieht die Welt hinter gepanzerten Türen wirklich so aus? Und wie stehen Sie selbst zum Gefängnis: Sorgt es für Gerechtigkeit, bietet es Schutz vor weiteren Verbrechen und können Haftanstalten tatsächlich ihr Ziel der Resozialisierung erfüllen? Oder braucht es dazu eine ganz andere Form des Strafvollzugs? Weil es das eine Gefängnis nicht gibt, hat das Deutsche Hygiene-Museum gemeinsam mit seinen Projektpartner*innen vom musée des Confluences in Lyon und vom Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum in Genf nach grenzüberschreitenden Themen und Gemeinsamkeiten gesucht.
Mit Hilfe von Alltagsobjekten, historischen Zeugnissen, audiovisuellen Medien und Kunst „aus dem Gefängnis“ zeigen wir Ihnen, wie das Leben der Gefangenen in verschiedenen europäischen Ländern und in den USA heute aussieht.
Impressionen aus der Ausstellung „Im Gefängnis“
Foto: Radek Brunecky
Gestaltung: Holzer / Kobler Architekturen (Zürich, Berlin)