Criminologia

das deutschsprachige Kriminologie Blog

  • Startseite
  • Blogansicht
  • Studium
    • Was ist Kriminologie?
    • Kriminologiestudium in Hamburg
    • Kriminologisches Glossar und Personenverzeichnis
    • Zeitleiste zur Geschichte der Kriminologie
    • Kriminologische Lehrbücher
    • Aktuelle Journal-Artikel
    • Hinweise zum Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit
    • Prison Song Project
    • Rezensionen
  • Linkportal
  • Veranstaltungen
  • Kontakt

Rezension: Schlüsselwerke der Kritischen Kriminologie

Am 7. November 2017 gepostet von Christian Wickert

In Kooperation mit dem Surveillance Studies Blog veröffentlicht Criminologia Rezensionen von Büchern aus den Bereichen Überwachung & Kontrolle und Kriminologie.

Weitere Rezensionen finden sich hier.

Die Rezension wurde verfasst von Christian Wickert, Hamburg
Titel:

Schlüsselwerke der Kritischen Kriminologie

HerausgeberInnen: Christina Schlepper und Jan Wehrheim
Jahr: 2017
Verlag: Beltz Juventa
ISBN: 978-3-7799-3484-4

Im Kleinen Kriminologischen Wörterbuch (Kaiser et al., 1993, 3. Aufl.) ist unter dem Eintrag zu „Kritische Kriminologie“ zu lesen:

Die Entwicklung der kritischen Kriminologie zu ihrer heutigen Gestalt läßt sich an einigen Daten, Personen und literarischen Ereignissen festmachen, ohne daß allerdings mit ihnen von Beginn an schon die Identität und der Zusammenhang etabliert waren, für die sie im Kontext der kritischen Kriminologie heute reklamiert werden.“ (S. 330)

Die beiden HerausgeberInnen, Christina Schlepper und Jan Wehrheim – die selbst einen Teil Ihrer beruflichen Sozialisation bei den ‚kritischen Kriminologen‘ am damaligen Institut für Kriminologische Sozialforschung der Universität Hamburg erfahren haben – versammeln in dem kürzlich erschienen Sammelband Schlüsselwerke der Kritischen Kriminologie nun eben eine Auswahl jener „literarischer Ereignisse“, die prägend für das Programm der Kritischen Kriminologie waren und sind.

Das gut dreihundert Seiten umfassende Buch untergliedert sich in sieben thematische Abschnitte und umfasst 23 Rezensionen zu Monographien (Aufsätze und Journalartikel wurden nicht berücksichtigt). In den Worten des Herausgeberteams soll hiermit ein „zweifacher Schlüssel  bereitgelegt werden: zu den Büchern und dadurch  zur Kritischen Kriminologie“ (S. 11).

Dieses Projekt ist nach meiner Auffassung nur teilweise gelungen. Überaus überzeugend ist die Auswahl der hier versammelten Texte und der AutorInnen, die die jeweiligen Rezensionen zu den Monographien verfassen (s.u.). Die ‚Schlüsselwerke‘ werden aus aktueller Perspektive – teilweise viele Jahrzehnte nach ihrer ursprünglichen Veröffentlichung – vor allem hinsichtlich ihrer heutigen Bedeutung und Aktualität besprochen.

Wer sich jedoch einen leichten und kompakten Einstieg in die Kritische Kriminologie erhofft, wird vermutlich enttäuscht. Hier entpuppt sich der zugesagte „Schlüssel“ eher als rostiger Nagel, da es weitgehend den LerserInnen überlassen bleibt, den Stellenwert der verschiedenen Werke für die Kritische Kriminologie herauszuarbeiten. Hier wäre ein deutlicherer roter Faden (z.B. in Form eines vorangestellten Absatzes zu jedem Beitrag) wünschenswert gewesen, der in wenigen Sätzen die „Identität und de[n] Zusammenhang“ (Kaiser et al., 1993, ebd.) der versammelten Aufsätze für die Kritische Kriminologie herausstellt.

Dieser Wunsch ist sicherlich nicht einfach zu erfüllen. Denn die Kritische Kriminologie ist von ihren Anfangstagen an kein einheitliches, in sich kohärentes Forschungs- und Wissenschaftsprogramm. Sie ist vielmehr einerseits durch die Ablehnung einer ätiologischen und positivistischen Perspektive auf Verbrechen und Verbrecher geeint, anderseits jedoch ein höchst umstrittenes und ideologisch besetztes Wissenschaftsfeld. Wer das Vorwort der HerausgeberInnen aufmerksam liest, wird bemerken, dass einige der „ideologischen Grabenkämpfe“, die nicht nur in Abgrenzung zu VertreterInnen der „Mainstream-Kriminologie“ geführt wurden (und werden), sondern auch innerhalb der Wissenschaftsgemeinde, die sich selbst der Kritischen Kriminologie verbunden fühlt, offensichtlich bis heute nachwirken.

Somit ist das Buch „Schlüsselwerke der Kritischen Kriminologie“  weniger für ‚kriminologische Neulinge‘ geeignet, die sich einen schnellen und kompakten Überblick über das Wissenschaftsfeld der Kritischen Kriminologie verschaffen wollen, sondern gerät stellenweise eher zu einem zeit-, ideen- und wissenschaftgeschichtlichen Abriss über den Stand der nicht mehr ganz so neuen, aber nach wie vor notwendigen ’new criminology‘.

Nachfolgend findet sich eine Übersicht über die besprochenen Texte und Rezensenten.

Inhaltsverzeichnis

Methodologische Grundlagen

Blumer, Herbert: Symbolic Interactionism. Perspective and Method
Michael Lindenberg

Garfinkel, Harold: Studies in Ethnomethodology
Fritz Sack

Spector, Malcolm/Kitsuse, John I.: Constructing Social Problems
Axel Groenemeyer

Etikettierung

Becker, Howard S.: Außenseiter. Zur Soziologie abweichenden Verhaltens
Jan Wehrheim 

Lemert, Edwin M.: Human deviance, social problems, and social control
Roland Anhorn

Matza, David: Abweichendes Verhalten. Untersuchungen zur Genese abweichender Identität
Bernd Dollinger

Keckeisen, Wolfgang: Die gesellschaftliche Definition abweichenden Verhaltens. Perspektiven und Grenzen des labeling approach
Helge Peters 

Goffman, Erving: Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen
Christine M. Graebsch 

Goffman, Erving: Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität
Birgit Menzel 

Instanzen sozialer Kontrolle

Cicourel, Aaron V.: The social organization of juvenile justice
Helga Cremer-Schäfer

Peters, Helge/Cremer-Schäfer, Helga: Die sanften Kontrolleure. Wie Sozialarbeiter mit Devianten umgehen
Christina Schlepper

Feest, Johannes/Blankenburg, Erhard: Die Definitionsmacht der Polizei. Strategien der Strafverfolgung und soziale Selektion
Rafael Behr

Peters, Dorothee: Richter im Dienst der Macht. Zur gesellschaftlichen Verteilung der Kriminalität
Rüdiger Lautmann

Moralpaniken und soziale Probleme

Gusfield, Joseph R.: Symbolic Crusade. Status Politics and the American Temperance Movement
Johannes Stehr

Cohen, Stanley: Folk Devils & Moral Panics. The Creation of the Mods and Rockers
Bettina Paul

Hall, Stuart/Critcher, Chas/Jefferson, Tony/Clarke, John/ Roberts, Brian: Policing the Crisis. Mugging, the State, and Law and Order
Bernd Belina

Recht, Ökonomie und Strafe

Rusche, Georg/Kirchheimer, Otto: Sozialstruktur und Strafvollzug
Karl-Ludwig Kunz

Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses
Karsten Uhl

Chambliss, William J./Seidman, Robert B.: Law, Order and Power
Aldo Legnaro

Kriminalität der „Mächtigen“

Jäger, Herbert: Makrokriminalität. Studien zur Kriminologie kollektiver Gewalt
Michael Jasch

Alternative Reaktionen

Schur, Edwin M.: Radical Nonintervention. Rethinking the Delinquency Problem
Dörte Negnal

Christie, Nils: Grenzen des Leids
Sebastian Scheerer

Hanak, Gerhard/Stehr, Johannes/Steinert, Heinz: Ärgernisse und Lebenskatastrophen. Über den alltäglichen Umgang mit Kriminalität
Daniela Klimke

  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 

Ähnliche Beiträge:

  1. 10. Beiheft des Kriminologischen Journals erschienen – „Kritische Kriminologie und Sicherheit, Staat und Gouvernementalität“
  2. Stanley Cohen (1942-2013)
  3. Stellungnahme der HerausgeberInnen des KrimJ zur geplanten Schließung des Studienganges Internationale Kriminologie

Kategorie: Geschichte der Kriminologie, Kriminologen, Kriminologie allg., Rezension Stichworte: Kriminologen, kritische Kriminologie

Seitenspalte

Social Media

  • Pinterest
  • Twitter
  • Vimeo

Neueste Beiträge

  • Call for Papers – KrimJ-Themenheft 1/2026 – Von Artenschutz bis Ökozid
  • Tagungsbericht: „Hate Crime – Hate Speech – gruppenbezogene menschenfeindliche Einstellungen in Deutschland im Fokus von kriminologischen/soziologischen Analysen“
  • Tagungsbericht: „Hate Crime – Hate Speech – gruppenbezogene menschenfeindliche Einstellungen in Deutschland im Fokus von kriminologischen/soziologischen Analysen“
  • Virtueller kriminologischer Fachtag zum Thema Hate Crime – Hate Speech – gruppenbezogene menschenfeindliche Einstellungen in Deutschland
  • Rezension: Der große Rausch. Warum Drogen kriminalisiert werden.

Neueste Kommentare

  • Christian Wickert bei Studium
  • Noemi Laib bei Studium
  • Rezension: Restorative Justice – Surveillance Studies.org bei Neuerscheinung: Restorative Justice. Heilung, Transformation, Gerechtigkeit und sozialer Frieden

Veranstaltungen

  • Keine Veranstaltungen
  • weitere Veranstaltungen anzeigen
  • Partnerseiten

    Surveillance Studies.org

    http://www.surveillance-studies.org/

    SozTheo

    Krimpedia

    Kriminologische Sozialforschung (Universität Hamburg)
    Institut für Kriminologische Sozailforschung (IKS)

    Copyright © 2025 — Criminologia • Alle Rechte vorbehalten. • Impressum & Datenschutzerklärung

    Anmelden