Regelmäßige BesucherInnen wissen, dass ich (z.T. mit der Unterstützung fabelhafter KollegInnen und Studierender) im Rahmen des Prison Songs Project hier auf Criminologia regelmäßig über den Zusammenhang von Kriminologie und Musik schreibe. Die Idee zu dem Projekt entsprang der simplen Frage, welche Lieder eigentlich das Thema „Strafvollzug“ behandeln. Nach nunmehr fünfjähriger Beschäftigung mit dem Thema, freue ich mich zum einen, Antwort auf die Ausgangsfrage geben zu können (Antwort: 11.000) und zum anderen, verkünden zu können, dass die Arbeitsergebnisse jetzt als Buchveröffentlichung vorliegen.
Kriminologie und Musik. Haft und Gefängnis in der englischsprachigen Populärmusik (1954 – 2013) ist im Beltz Verlag in der Reihe Verbrechen & Gesellschaft erschienen.
Die Kriminologie hat Musik als Forschungsgegenstand bislang weitgehend vernachlässigt. Diese Lücke schließt die vorliegende Arbeit und legt ein theoretisches Fundament für eine ‚auditive Kriminologie‘, die Musik und Klang im Kontext der Darstellung, Kontrolle, Prävention und Bestrafung von Verbrechen betrachtet. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen zwischen 1954 und 2013 veröffentlichte Gefängnislieder, die – anknüpfend an das Konzept vom „Penal Spectator“ (Brown) – als Bestandteil eines Diskurses über strafrechtliche Sanktionspraxen analysiert werden.
Das Buch beinhaltet vier größere Themenkomplexe:
Im ersten und umfangreichsten Teil der Arbeit lege ich die möglichen Grundzüge einer „auditiven Kriminologie“ dar, die Musik und Klang im Kontext der Darstellung, Kontrolle, Prävention und Bestrafung von Verbrechen betrachten. Die Darstellung von Verbrechen, Devianz und Bestrafung in Liedtexten, die Zensur und Kontrollbemühungen von Liedern, Liedtexten und Musikkulturen stehen hier also ebenso im Mittelpunkt wie der Einsatz von Klängen und Musik als Mittel der Kriminalprävention, aber auch der strafrechtlichen Sanktion.
Hieran schließt sich eine Beschreibung der Datensammlung der besagten 11.000 englischsprachigen Gefängnislieder an, wobei die absolute Zahl der identifizierten Gefängnislieder in Relation zu den genrespezifischen Gesamtveröffentlichungen gesetzt wird. Der so ermittelte Anteil von Gefängnisliedern in einem Musikgenre, dient der Herleitung und Unterstützung von Aussagen zum Stellenwert des Themas Strafvollzug innerhalb der betrachteten unterschiedlichen (Musik-)Kulturen. In dem anschließenden methodologischen Abschnitt wird ein Verfahren zu (kritischen) diskursanalytischen Auswertungsmöglichkeiten von Liedtexten erörtert. Die hier entwickelte inhaltsanalytische Methode wird sodann im abschließenden Teil des Buches exemplarisch an vier Liedtexten aus den Musikgenres Blues, Hip Hop, Country und Rock erprobt.
Das Inhaltsverzeichnis sowie eine Leseprobe ist auf der Verlags-Webseite verfügbar.
Zitierte Musikwerke [Update]
Die unten stehende Musik-Kompilation gibt einen Überblick über die Vielzahl und Bandbreite der in der Arbeit zitierten Lieder.
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