Zwischen achtzig- und hunderttausend Strafgefangene sind in US-amerikanischen Gefängnissen in Isolationshaft (Solitary Confinement) untergebracht. Sie verbringen 23 Stunden am Tag in einer 6 mal 9 Fuß großen Zelle (das entspricht einer Raumgröße von ca. fünf Quadratmetern). Ursprünglich als „last resort“ für gewalttätige Strafgefangenen vorgesehen, reichen in den ‚Supermax Prisons‘ bereits geringfügige Verstöße gegen die Anstaltsordnung oder auch eine bloße Tätowierung, die auf eine Gangmitgliedschaft schließen lässt, aus, um Gefangene z.T. über Jahre in Einzelhaft zu verwahren. Es versteht sich von selbst, dass hier nicht länger eine Resozialisierung der verurteilten Straftäter das vorherrschende Behandlungsziel ist, sondern die Unschädlichmachung (Incapacitation) potentieller Gewalttäter und die Verwahrung potentieller Opfern von Gewalttaten wie z.B. Gefangene mit psychischen Störungen, besonders ’schutzbedürftige‘ junge Insassen oder homosexuellen oder transsexuellen Häftlingen. Menschenrechtsorganisationen wie Solitary Watch mahnen, dass bereits nach einer kurzen Verweildauer in Isolationshaft psychopathologische Störungen (wie z.B. Wahnvorstellungen, Panikattacken, Depressionen) auftreten können.
The Guardian macht mit einem heute veröffentlichten journalistischen Experiment auf die fragwürdige Strafvollzugspraxis aufmerksam. „6×9: a virtual experience of solitary confinement“ verbindet Hintergrundberichte und Podcasts mit ehemaligen Gefängnisinsassen mit einer Smartphone-App, die die Erfahrung der Isolationshaft simuliert.

Die nachfolgend verlinkten Videos geben einen Eindruck der virtuell simulierten Gefängniserfahrung.
Trailer: 6×9 – a virtual experience of solitary confinement
Die App 6×9 ist im Apple iTunes Store und bei Google Play kostenlos verfügbar.