Stellt Euch folgendes Szenario vor: Ihr habt ein vierjähriges Promotionsstipendium erhalten und stürzt Euch voller Tatendrang in die Forschungsarbeit. Diverse Fallstricke im Forschungsprozess und nicht zuletzt der eigene Schweinehund lassen die Monate dahinschwinden, ohne dass sich die Promotionsarbeit der Fertigstellung nähert. Anstelle Euch dem Schreiben zuzuwenden, verbringt Ihr Eure Tage mit dem Genieren immer neuer, besserer Daten. Schließlich, nach dreieinhalb Jahren, droht Euch Euer Doktorvater mit dem Rauswurf, wenn Ihr nicht unmittelbar mit dem Schreiben beginnt.
it took three and a half years of full time research to gather the data for my thesis- the three months refers only to the writing, which I did quickly at the end. I do not claim that everybody can write that fast, and certainly if you have not done the research it will be impossible. You probably won’t write as fast as I did, but you might gain some useful insights from the way I approached it.
So ist es James Hayton ergangen, der 2007 seine Dissertation durch eiserne Selbstdisziplin und Optimierung seines Arbeitsprozesses in lediglich drei Monaten fertigstellte.
Hayton hat aus seiner einstigen Not eine Tugend gemacht und seine Erfahrungen und Tipps in dem Buch „PhD – an uncommon guide to research, writing & Phd life“ veröffentlicht.
PhD: an uncommon guide to research, writing & PhD life is your essential guide to the basic principles every PhD student needs to know. Designed to be applicable to virtually any field of study, it covers everything from finding a research topic, getting to grips with the literature, planning and executing research, coping with the inevitable problems that arise, through to writing, submitting and successfully defending your thesis.
Auch wenn die Erfahrungen des promovierten Naturwissenschaftlers sich sicherlich nicht eins zu eins auf die Sozialwissenschaften übertragen lassen, sind die Hinweise, die Hayton in dem Buch, aber auch auf seinem Blog unterbreitet, auch für Kriminologen/ Soziologen lesenswert. Viele Tipps bewegen sich irgendwo zwischen gesundem Menschenverstand und bekannten Selbst-Management-Methoden – so z.B. der Hinweis, dass das Verfassen einer seitenstarken Dissertation viel eher zu bewältigen ist, wenn das tägliche Arbeitspensum auf ein realistisches Maß heruntergebrochen wird (Hayton empfiehlt ein Pensum von 500 Wörtern. Das sind in etwa doppelt so viele Wörter wie dieser Beitrag.) oder Hinweise wie man sein Arbeitsumfeld am besten gestaltet, um die Prokrastination auf ein Minimum zu beschränken.
In diesem Sinne: Schaut Euch noch den unten verlinkten Vortrag von James Hayton an und dann geht’s aber wirklich zurück an den Schreibtisch. Die fünfhundert Wörter schreiben sich nicht von alleine.