
(Bildquelle: Nicole Barthel / Polizeiakademie Niedersachsen)
Sich auch außerhalb des Dienstes für die Gesellschaft zu engagieren, ist nicht nur löblich, es ist insbesondere für junge Polizeibeamte eine gute Gelegenheit, um Erfahrungen zu sammeln und Fertigkeiten zu lernen, die später nützlich sein können. Zehn Studentinnen und Studenten der Polizeiakademie Niedersachsen haben sich für ein ungewöhnliches Ehrenamt entschieden: Die Kolleginnen und Kollegen sind seit dem 6. November ehrenamtliche Strafvollzugshelfer. Als „Onlinebegleiter/in“ erhalten sie E-Mails von Insassen und sind für jeweils einen Häftling Ansprechpartner, Brieffreund und sozialer Kontakt nach draußen.
Dass sich der Strafvollzug für die Nutzung neuer Medien überhaupt öffnet, ist relativ neu. Nicht alle Vollzugsanstalten können die notwendigen technischen Voraussetzungen für Gefangene zur Verfügung stellen. Darüber hinaus wird das Internet vielfach auch als unkontrollierbare Gefahrenquelle gesehen, die missbrauchsanfällig sei. Die JVA Wolfenbüttel – in der alle teilnehmenden Gefangenen inhaftiert sind – hat daher die Voraussetzungen geschaffen, um den Zugriff auf nur eine Internetseite zu beschränken, welche den Login-Bereich für die externe und datensichere Begleitungsplattform von „crimeic“ beinhaltet.
Geschrieben werden darf über alles, was den Gefangenen auf der Seele liegt. Derartige Kontakte können stabilisierend wirken und helfen, die vielfältigen Eindrücke der Haft zu verarbeiten. Zugleich sollen die Gefangenen erleben, dass eine Polizeibeamtin oder ein Polizeibeamter keine Feinde sind, sondern Mitbürger, die sich auch um Menschen am Rande der Gesellschaft kümmern. Die zehn jungen Beamten sind damit zugleich Teilnehmer eines Pilotprojekts, das der Beantwortung sozialwissenschaftlicher Fragen dient.
Es sind Studierende aus den drei Standorten Nienburg, Hann. Münden sowie Oldenburg, die sich den kleinen wie großen Problemen der Inhaftierten zuwenden. Sie haben zur Vorbereitung auf die Onlinebegleitung im Oktober einen halben Tag in der JVA Wolfenbüttel zugebracht. Dort haben sie wichtige Informationen über den Alltag in einer Vollzugsanstalt erfahren und konnten sich selbst ein Bild vom Innenleben eines Gefängnisses machen.
Geleitet wird das Projekt von den beiden Kriminologie-Studenten Peter Lutz Kalmbach und Tim Krenzel. Begutachtet wird die wissenschaftliche Seite von Frau Prof. a.d. PA Dr. Daniela Klimke, die am Studienort Nienburg/Weser die Studienfächer Kriminologie und Kriminalistik unterrichtet. Auch der erste Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, der Freiburger Kriminologe Prof. em. Dr. Helmut Kury, betreut das zukunftsorientierte Projekt.
Die beiden Projektleiter sind stolz auf ihr zehnköpfiges Begleiterteam, freuen sich über das gesellschaftliche Engagement und möchten sich auf diesem Wege recht herzlich bei allen freiwilligen Helfern sowie den Unterstützern des Projekts bedanken.
Weitere Informationen zum Projekt „crimeic“ finden Sie im Internet unter: www.crimeic.de