Die in den Jahren 1908/1909 erbaute Anstalt am Marliring im Lübecker Stadtteil St. Gertrud wird im Volksmund auch gerne noch als Lauerhof bezeichnet. Lange hieß die heutige JVA zum Beispiel „Frauenzuchthaus und Sicherungsanstalt Lübeck-Lauerhof“ – und die Gefangenenzeitung heißt heute Lauerhof-Kurier.
Von 1933 bis 1945 diente Lübeck-Lauerhof auch als makabrer Wartesaal. So verbrachten etwa France Bloch-Sérazin (die in Frankreich ein Labor für die Herstellung von Bomben für Heckenschützen und Partisanen betrieben hatte) und (die ebenfalls im Widerstand tätig gewesene) Suzanne Masson die Zeit zwischen Todesurteil und Hinrichtung (in der Untersuchungshaftanstalt am Holstenglacis in Hamburg) in Lübeck-Lauerhof.
1995 wurde aus der JVA das ehemalige RAF-Mitglied Irmgard Möller entlassen. Sie hatte sich 1971 der Gruppe angeschlossen, wurde 1972 verhaftet, überlebte während der U-Haft (1972-1979) als einzige die sog. Todesnacht von Stammheim (1977) und war 1979 zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Ab Ende 2007 wurde als Reaktion auf die spektakuläre Flucht von Christian Bogner (der noch am selben Tag den Landschaftsgärtner Engelbert Danielsen getötet und später in der Nordheide vergraben haben soll) und als Reaktion auf Kritik am Kieler Justizministerium durch die Gewerkschaft der Polizei (GdP: „Sicherheitsdefizite wegen Personalmangels“) eine neue 6 Meter hohe Mauer um die bestehenden Mauern herum errichtet.
Über Personalmangel dürfte die Anstalt eigentlich nicht mehr klagen: die Anstalt verfügt über 322 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. 234 Bedienstete auf 230 Stellen sind im allgemeinen Vollzugsdienst und Werkdienst tätig. Bei 387 Haftplätzen für Männer plus 39 Haftplätzen für die Sozialtherapie plus 81 Haftplätzen für den Frauenvollzug ist das jedenfalls bei rein quantitativer Betrachtung eine im Bundesdurchschnitt eher gute Ausstattung.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin Vollzugsbeamter dieser JVA. Das Thema Personal, Mangel oder nicht möchte ich folgender Maßen erklären. Faktisch herrscht ein chronischer Personalmangel hier. Hier wird oft vergessen, dass das Personal sich natürlich auch im Urlaub befindet. Andererseits sind es häufige externe Bewachungen, die über mehrere Tage dauern. Teilweise sogar 2 Wochen. In diesen Fällen sind grundsätzlich 6 Bedienstete pro Tag mit dieser Aufgabe beschäftigt und fehelen in de JVA. Dann gibt es einige Beamte, die dauerhaft erkrankt sind. Diese Dienstposten bleiben auf lange SIcht unbesetzt. Der psychische Druck auf uns bleibt hoch. Die ständigen Wechselschichten erzeugen ebenfalls Erkrankungen. Die ständigen Änderungen im Vollzug stellen Veränderungen in unseren Aufgaben dar, die aber einfach nicht adäquat umgesetzt werden können. Theorie und Praxis sind eben einfach nie deckungsgleich
Vielen Dank für die Differenzierung der Thematik Personalmangel. Werde versuchen, das Thema noch mal etwas weiter zu ergründen und mich dann hoffentlich mit einem konstruktiven Beitrag mal wieder dazu melden. Dankeschön für den Anstoß.