Wer zum beliebten Nachtmarkt will, fährt am besten – wie ich es gestern auch machte – mit der roten U-Bahn bis zur Station Yau Ma Tei. Zwei Journalisten der International New York Times fuhren eine Station weiter bis in den ebenfalls dicht besiedelten Stadtteil Mong Kok, der allerdings fern des Finanz- und Verwaltungsherzens der Stadt liegt und wohin sich im Interesse der De-Eskalation die letzten verbliebenen Demonstranten zurückgezogen hatten. (Nun ja, einige wenige sind sogar noch in „Central“ zu finden.) Jedenfalls war meine Überraschung groß, als ich heute früh in der Zeitung von „New Clashes amid Hong Kong protests“ las, nur eine Station vom Gewimmel des night markets entfernt. Und noch größer wurde sie, als ich las, wer die helmtragenden Demonstranten waren, die den Reportern inmitten der neuen Zusammenstöße erläuterten, dass sie nunmehr einer neuen Taktik folgen würden – nicht mehr der pazifistischen Logik des zivilen Ungehorsams, die auch die Festnahme für die Unbotmäßigkeit gegenüber der Polizei und der Politik in Kauf nimmt, sondern einer Taktik des „Guerilla“-Protests, bei der es darauf ankäme, weder verletzt noch verhaftet zu werden und immer wieder zu Aktionen zurück zu kommen. Bei allen drei Interviewten an den Barrikaden von Nathan Street Ecke Argyle Street, bei jedem einzelnen von ihnen – bei Mars Ng, bei Dominic Yuen und bei Kenny Yeung – handelte es sich um Hongkonger Kriminologie-Studenten.
Das machte mich auf die Kriminologie in Hongkong neugierig. Im Internet ist sie als Teil der Fakultät für Sozialwissenschaften leicht zu finden:
http://www.crime.hku.hk/web/fellow.html
Aber vielleicht schaffe ich es ja auch in den nächsten Tagen, mir mit dem grünen Minibus der Linie 22 mal einen unmittelbaren Eindruck vom Centre for Criminology zu verschaffen … .
Bildquelle: Sham Shui Po Night Market by Kevin Lau, on Flickr
Magda schreibt
Das ist ja außerordentlich interessant und vielleicht sollten sich deutsche Kriminologie-Studierende aber auch Lehrende davon eine Scheibe abschneiden. Es sollte mehr Kriminologische und Gesellschaftsforschende Institute geben, die einen solchen oder zumindest ähnlichen Einsatz irgendeiner Art zeigen. Ich hoffe mehr von Hongkongs KriminologInnen zu hören!