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Drei Gründe nicht Kriminologie zu studieren

Am 24. Juni 2014 gepostet von Christian Wickert

In wenigen Wochen endet die Bewerbungsfrist für die Studiengänge Master Internationale Kriminologie und den Weiterbildenden Masterstudiengang Kriminologie an der Universität Hamburg. Ich nehme dies zum Anlass und stelle drei Gründe vor, nicht Kriminologie zu studieren:

1. „Ich will Profiler werden.“

Profiler
Ein hartnäckiger Mythos besagt, dass KriminologInnen für das Berufsfeld des Profilers prädestiniert sind. Die vor allem im amerikanischen Spielfilmen beheimatete Spezies des Profilers, trägt im Amtsdeutschen die wenig sexy Bezeichnung des Operativen Fallanalysten. Anders als die Fernsehbeispiele uns Glauben machen wollen, sind Operative Fallanalysten nicht Tag ein Tag aus mit der Erstellung von Täterprofilen von – in Deutschland auch rar gestreuten – psychopathischen Serienmördern beschäftigt. Das Bundeskriminalamt stellt in dem kleinen Handzettel Wie kann ich Profiler werden? Informationen zum Anforderungsprofil und Tätigkeitsbereich von MitarbeiterInnen in der Operativen Fallanalyse (OFA) bereit.

Wer Kriminologie studieren möchte, um Fallanalytiker zu werden, sollte seinen Studienwunsch noch einmal gründlich überdenken. Ein Studium der forensischen Psychologie und/ oder Ausbildung bei der Polizei würde sich hier deutlich besser eignen – wobei allerdings auch hier der Stellenbedarf bei der Polizei im Auge behalten werden sollte.

2. „Ich möchte gerne zur Polizei.“

By Daniel Schwen (Own work) [CC-BY-SA-2.5], via Wikimedia Commons
By Daniel Schwen (Own work) [CC-BY-SA-2.5], via Wikimedia Commons
Hiermit wären wir auch schon bei dem zweiten, weit verbreiteten Missverständnis, dass Kriminologen Polizisten wären oder aber, dass ein Studienabschluss in Kriminologie den Absolventen für den Polizeidienst qualifizieren würde. Dem ist nicht so!
Richtig ist, dass es viele Polizisten gibt, die auch Kriminologen sind. So sind ca. ein Drittel der Studierenden im Weiterbildenden Masterstudiengang Kriminologie PolizistInnen, die sich berufsbegleitend weiterqualifizieren. Der Lehrplan an der  Akademie der Polizei, Hamburg beinhaltet ebenfalls bereits einen kriminologischen Grundlagenkurs.
Auch sieht das Curriculum des Masterstudiengang Internationale Kriminologie ein mehrwöchiges Praktikum vor, das nach Wunsch bei einer Polizeidienststelle absolviert werden kann. Aber weder die Masterurkunde in Kriminologie noch das Praktikum bei der Polizei qualifiziert zur Verbrecherjagd oder zur Verkehrsregelung.

Polizisten sind Kriminalisten. Kriminalistik und Kriminologie ist gemein, dass sich beide Disziplinen mit Verbrechen beschäftigen (lat.: crimen). Das lateinische Wort Crimen heißt jedoch nicht nur Verbrechen, sondern lässt sich auch mit Tadel oder Beschuldigung übersetzen. Während sich die Kriminalistik auf Methoden zur Ermittlung von Straftätern, deren Ergreifung und zur Prävention von Straftaten fokussiert (also alleine auf das Verbrechen), versteht sich Kriminologie als Disziplin, die sich der Analyse des „lawmaking, lawbreaking, and the reactions to lawbreaking“ (Sutherland/ Cressey 1974) verschrieben hat (also neben Verbrechen auch die gesellschaftlichen Reaktionen auf den Normenbruch untersucht).

Die School of Criminal Investigation & Forensic Science (School CIFoS) in Berlin bietet seit Kurzem ein Studiengang Master Kriminalistik an. Ob und inwieweit dieser Studienabschluss BewerberInnen Tür und Tor bei der Polizei öffnet, vermag ich nicht einzuschätzen. Die Studieninhalte weichen jedoch stark vom Curriculum der Kriminologie ab.

Wer in den Polizeidienst eintreten will, sollte sich am besten bei der Polizei über die Einstellungsverfahren erkundigen. Da Polizei Sache der Bundesländer ist, unterscheiden sich die Einstellungsmodalitäten von Bundesland zu Bundesland. Die Bewerbungsunterlagen für Einstellung in den Polizeivollzugsdienst der Polizei Hamburg oder eine Zulassung zum Studium an der Akademie der Polizei, Hamburg sind beispielsweise hier zu finden.

3. „Ich lese gerne Krimis“ a.k.a. „Ich schaue gerne die Fernsehsendung …“

csiDu liest gerne Krimis, verpasst keinen Tatort und kennst den Episodenführer zu CSI auswendig? Toll! Das spricht möglicherweise dafür, dass Du zu viel Freizeit hast, die sinvoll(er) durch ein Kriminologiestudium gefüllt werden könnte. Eine besondere Qualifikation für das Studium der Kriminologie stellt Dein Film- und Literaturgeschmack jedoch leider nicht dar.

Wer den FernsehpathologInnen nacheifern möchte, sollte ein Studium der (Rechts-)Medizin in Betracht ziehen.

Die Kriminologie beschäftigt sich u.a. mit Einstellungen zu Sanktionen. Kulturerzeugnisse wie Filme, Bücher, Lieder, Theaterstücke und Videospiele zeugen mitunter von spezifischen Strafeinstellungen und lassen darüber hinaus in der Rückschau einen Einstellungswandel in Bezug auf bestimmte Arten der Devianz schließen (siehe zum Beispiel Drogenaufklärungsfilme der 1950er und 60er Jahre). Als KriminologIn kann man sich somit sehr gut mit Fernseh- und Kinofilmen beschäftigen, eine hinreichende Bedingung für eine erfolgreiche Bewerbung auf einen Studienplatz in Kriminologie stellt der persönliche Filmgeschmack jedoch nicht dar.

 … und was ist mit den guten Gründen, Kriminologie zu studieren?

Für eine erfolgreiche Bewerbung auf einen Studienplatz in Kriminologie musst Du zunächst natürlich die Zulassungsvoraussetzungen zum Studium erfüllen. Wie diese für den Weiterbildenden Masterstudiengang Kriminologie bzw. den Master Internationale Kriminologie aussehen, kannst Du auf den entsprechenden hier verlinkten Webseiten nachlesen.

Wie aus den vorangegangenen Ausführungen deutlich wurde, ist die Kriminologie ein interdisziplinäres Fach mit vielen Schnittstellen zu anderen Disziplinen. Entsprechend erlaubt das Studium Einblicke in eine breite Vielfalt von Themen und einen fächerübergreifenden Austausch.

Wer sich informieren möchte, mit welchen Themen sich KriminologInnen beschäftigen, dem sei ein Blick in die zahlreichen Fachpublikationen empfohlen, z.B. in der Zeitschrift Criminology, dem British Journal of Criminology oder dem deutschsprachigen Kriminologische Journal. Viele weitere fachrelevante Zeitschriften sind auf den Internetseiten der American Society of Criminology oder auch in der Linksammlung Kriminologie der Universität Tübingen gelistet. Einen kurzen Überblick über einführende Lehrbücher hatte ich an anderer Stelle bereits einmal zusammengestellt. Schließlich sei noch auf diesen kurzen Multi-Choice Test zum Thema „Kriminalwissenschaften“ verwiesen. Wer hier die volle Punktzahl erzielt, ist bestens gerüstet für das Kriminologiestudium.

Wem diese Vielfalt an spannenden Themen noch nicht Grund genug ist, ein Studium der Kriminologie zu beginnen, dem sei versprochen, dass sie/er stets Mittelpunkt einer jeden Party wird, sobald er sein Studienfach preisgibt: „Ahhh, Du studierst CSI!„.

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Kategorie: Berufsfeld, Kriminologie allg. Stichworte: Ausbildung, Berufsfeld, Bildung, CSI, Institut für Kriminologische Sozialforschung, Kriminalistik, Kriminologen, Kriminologie, Kriminologiestudium, Polizei, Psychologie, Rechtsmedizin, Universität Hamburg

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    29. Juni 2014 um 12:43 Uhr

    […] wer­den Deutsch­lands Rich­ter er­tei­len sich (zu­recht) ein Talkshow-Auftrittsverbot Drei Gründe nicht Kri­mi­no­lo­gie zu stu­die­ren (gilt im Üb­ri­gen auch für Jura) Mas­sa­chu­setts high court or­ders sus­pect to de­crypt his […]

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