Die Kolleginnen und Kollegen in NRW haben vorgelegt, jetzt zieht die Polizei in Berlin nach und präsentiert einen Einblick in ihre Arbeit im Berliner Bezirk Wedding durch einem Rap-Song: „Wild Wedding“ wurde von Cop Thirty-Six, einem 32-jährigen Zivilfahnder, der seit Jahren im Bezirk Wedding (Abschnitt 36) arbeitet, aufgenommen.
Das Lied gibt Einblicke in die Polizeiarbeit im Berliner Problembezirk Wedding. Das Musikvideo, das seit letzter Woche auf Youtube zu finden ist, zeigt im Stile amerikanischer Ganster-Rap-Videos trostlose Straßenzüge und Häuserschluchten, konfiszierte Drogen und Waffen und Polizisten auf Streifenfahrt.
Wild Wedding ist anlässlich einer internen Betriebsfeier entstanden und hat erst nachträglich – nachdem Polizeiführung und der Berliner Innensenator Frank Henkel ihr OK gegeben haben – seinen Weg ins Internet gefunden. Der Innensenator zeigt sich laut eines Beitrages der Berliner Zeitung erfreut über das im Lied vermittelte Bild der Polizei:
Das Video zeigt bürgernahe Polizei, die auch bei hartem Alltag engagiert und idealistisch bleibt.
Auch nach mehrmaligem Hören des Songs verwundert die Aussage von Innensenator Henkel. Das angeblich vermittelte Bild des bürgernahen Polizeibeamten will sich mir partout nicht erschließen. Möglicherweise findet sich ein Hinweis in der ersten Strophe (siehe Transkript), wo es heißt: „[…] die Crew in Blau braucht sich hier nicht zu verstecken [denn sie] sind die Macher“. Bürger hingegen, sollten lieber aufpassen, denn wenn Sie die Polizei sehen, „geht es nur“. Es folgt ein Sample des Lieds „Sound of da Police“ des US-amerikanischen Rappers KRS-One. Spätestens an dieser Stelle erhärtet sich der Verdacht, dass hier ein Urteil in Unkenntnis der Materie abgegeben wurde.
Der hier zitierte Song – zweifelsfrei ein Rap-Klassiker mit einem hohen Wiedererkennungswert – beschäftigt sich mit dem rassistischen und gewalttätigen Vorgehen der Polizei gegen die afroamerikanische Bevölkerung. KRS-One vergleicht die Polizeibeamten (Officer) mit Sklavenaufsehern (Overseer) und schildert Gewaltexzesse der Polizeibeamten („The officer has the right to arrest, And if you fight back they put a hole in your chest“). KRS-One resümiert am Ende seines Liedes „The real criminals are the C-O-P“.
Es ist unwahrscheinlich, dass das von KRS-One gezeichnete Bild der Polizei dem politischen Ideal von „Bürgernähe der engagierten und idealistischen Polizei“ entspricht. Wahrscheinlicher ist, dass hier Bürgernähe mit Anbiedern verwechselt wird: die Polizei – Dein Freund und Rapper?!? Lieber nicht! Schuster, bleib‘ bei deinen Leisten und Polizei, bleib bei deinem Amtsdeutsch.
Wild Wedding von Cop Thirty-Six
1. Strophe:
Das das ist ein Song über unsere Hood
Das ist 36 manchmal richtig kaputt
Schwerpunktbereich, Brennpunkt an allen Ecken
Doch die Crew in Blau braucht sich hier nicht zu versteckenJeden Tag rocken wir durch den Bereich
Das alles nur für die Gerechtigkeit
Zum Dienstbeginn geht’s meistens richtig los
Ob häusliche Gewalt, Diebstahl oder WaffG-VerstoßWir geben immer einhundert Prozent,
sind immer am Ball, Straftäter werden getrennt
Hier passt jeder auf den anderen auf,
Eigensicherung ist Pflicht im gesamten AblaufJa so sind wir drauf
Die Cops aus dem Wedding, ja das sind wir
Wir sind die Macher in unserem Revier
Also pass‘ gut auf, wenn Du Cops siehst, geht es nur:Woop-woop, that’s the sound of da police.
[Sample: KRS-ONE – Sound of da Police]Refrain:
[…]
Es ist Berlin, Berlin Wedding. Das ist unsere Hood.
Hier im Wedding, wild, wild Wedding ist sehr viel kaputt.
Es ist Berlin, Berlin Wedding. Das ist unsere Hood.
Hier im Wedding, wild, wild Wedding ist sehr viel kaputt.