Möglichkeiten der Resozialisierung durch die winterREISE
Die Liebe liebt das Wandern –
Gott hat sie so gemacht –
von einem zu dem andern.
Fein Liebchen, gute Nacht!
(Musik: Schubert, 1827; Text: Wilhelm Müller)
Diese bekannten Zeilen führen uns zu dem romantischen Liederkomponisten Franz Schubert und seinem Liederzyklus Winterreise. Der Refrain stammt aus dem Lied Gute Nacht und erinnert uns an die Epoche der Romantik, eine Zeit der großen Dichter wie Johann Gottfried von Goethe und der klassischen Musik. Schwer fällt die Vorstellung dieses Lied in Verbindung mit Rap-Musik zu bringen, eines der Elemente des Hip Hop. Noch unrealistischer erscheint der Gedanke daran, Schuberts Winterreise im wörtlichen Sinne hinter Gittern zu führen und jugendliche Strafgefangene für dieses klassische Lied zu begeistern. Doch genau das ist im Berliner Jugendstrafvollzug am Friedrich-Olbricht-Damm durch das Projekt winterReise ein HipHopOperFilmTheater im Jugendknast gelungen.
Der nachfolgendende Beitrag nimmt Bezug auf dieses außergewöhnliche Musikprojekt. Dabei wird zunächst auf das Ziel des Jugendstrafvollzugs eingegangen, welches der Prämisse folgt die jungen Strafgefangenen zu verantwortungsvollen Gesellschaftmitgliedern zu erziehen bzw. zu fördern, die fähig sind ein Leben ohne Straftaten zu führen. Dies soll durch den Grundsatz des sozialen Lernens mit Hilfe von speziellen Förderangeboten ermöglicht werden. Als konkretes Beispiel wird auf das Projekt winterReise ein HipHopOperFilmTheater im Jugendknast verwiesen. Abschließend wird die öffentliche Darbietung des Liedes Gute Nacht von der Rap-Crew Artikel 5 geschildert.
Zum Jugendstrafvollzug
Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh´ ich wieder aus.
Mit diesen Versen beginnt Schuberts Winterreise, einer der bekanntesten Liederzyklen der Romantik. Durch die Texte des Dichters Wilhelm Müller wird der Zuhörer zum Begleiter des Wanderers, der Hauptfigur der Winterreise. Schubert beschreibt in dem Stück die Schmerzen des Wanderers, der Liebe und Geborgenheit bewusst und aus eigener Entscheidung hinter sich lässt und sich ohne ein Ziel und jegliche Hoffnung auf den Weg in die Winternacht bzw. auf die Winterreise begibt.
Die Rolle des Wanderers, der sich ohne Ziel und Hoffnung auf die Winterreise begibt, lässt sich dem Sinn entsprechend auf die straffällig gewordenen Jugendlichen übertragen. Kritisch könnte danach gefragt werden, inwiefern sich die jugendlichen männlichen Strafgefangenen bewusst und aus eigener Entscheidung für ihre Straftat entschieden haben. Der Jugendstrafvollzug, als härteste Sanktion des Jugendgerichtsgesetz (JGG) stellt für viele Jugendliche eine Form des längeren Zwischenstopps auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden dar. Bei der Überzahl der Jugendlichen handelt es sich um Mehrfachtäter, die bevor sie zu einer Jugendstrafe ohne Bewährung verurteilt wurden, wiederholt straffällig geworden sind. Bis zu dieser Sanktion, welche als Ultima Ratio, als letztes Mittel angewandt wird, wurden den Jugendlichen bereits zahlreiche Möglichkeiten gemäß des sogenannten Erziehungsgedanken entgegengebracht (vgl. Walter 2007, S. 101-103).
Doch im Sinne des Sprichworts: „Man kann den Hund nicht zum Jagen tragen“, hat zwangsweise Gelerntes, nur kurzen Bestand. Die Jugendlichen selbst müssen eine intrinsische Motivation entwickeln, ihr Leben positiv verändern zu wollen. Es stellt sich jedoch die Frage, wie dies in einer totalen Institution1, wie der des Jugendstrafvollzugs möglich sein soll. Es muss darum gehen, Lernanreize zu schaffen, um soziales Lernen zu ermöglichen. Scheitern wird, wer das Erziehungsziel des Jugendstrafvollzugs – ein Leben ohne Straftaten in sozialer Verantwortung – durch Druck und Zwang zu ermöglichen versucht (Walter 2007, S. 112-113).2 Der Resozialisierung entsprechend soll die Wiedereingliederung des Straftäters in die Gesellschaft ermöglicht werden. Dem Wortsinn folgend, wird durch die Vorsilbe Re deutlich gemacht, dass ein Teil der Sozialisation des Jugendlichen außerhalb der Gesellschaft stattgefunden hat, so dass eine Wieder-Eingliederung erforderlich ist. Es findet demnach eine Ausgliederung aus der Gesellschaft durch den Jugendstrafvollzug statt (vgl. Maelicke 2007, S. 778).
Aufgrund dessen muss es gemäß des Kriminologen und Strafrechtlers Michael Walter, um den Import von Normalität in die totale Institution gehen. Dies entspricht der Prämisse des Angleichungsgrundsatzes, der in Deutschland einen wichtigen und gesetzlich verankerten Gestaltungsgrundsatz des Strafvollzuges darstellt. Als dessen Hauptziel wird die Zurückdrängung der Besonderheiten des Anstaltslebens betrachtet und die Anpassung des Vollzugslebens an die allgemeinen Lebensverhältnisse (vgl. Walter 2007, S. 116). Nur dann kann es gemäß § 2 JGG möglich sein, die Rechtsfolgen vorrangig am sogenannten Erziehungs-gedanken auszurichten. Doch was bedeutet ein pädagogisch geprägter Begriff wie Erziehung in einer Institution, in der das Leben meist vollständig reglementiert ist?! Diese Debatte herrscht schon seit Jahrzehnten. Es wird von einer never ending story gesprochen oder auf das bekannte Lied: „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten“ verwiesen. Kurz soll deshalb das allgemeine Verständnis von Erziehung in der Pädagogik betrachtet werden, welches als Entwicklung im Sinne der Entfaltung der Persönlichkeit verstanden wird. Dieser pädagogische Ansatz wird gemäß § 1 Absatz 1 Sozialgesetzbuch VIII unterstützt, wodurch jedem jungen Menschen in Deutschland „ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“ zugesprochen wird. Auf diesen Ansatz bezieht sich auch ein neuerer Entwurf zum Jugendstrafvollzugsgesetz (vgl. Walter 2007, S.111).3 Neben der Erziehung wird der Begriff des Förderns in diesem Gesetzesentwurf benannt. Einem solchen Begriffsverständnis ist prinzipiell zuzustimmen, da Fördern die Entwicklungsmöglichkeiten des Jugendlichen in den Vordergrund stellt und nicht ausschließlich die Fehlentwicklungen beseitigen will (vgl. Ostendorf 2009, S. 117).
Es geht demnach um die Befähigung der Jugendlichen zu einer autonomen, mündigen Persönlichkeit. Neben der Entfaltung der Autonomie muss es jedoch im Sinne des Ziels des Strafvollzuges – ein Leben ohne Straftaten zu führen – um Erziehung gehen, welche die Jugendlichen befähigt, in sozialer Verantwortung Gesetz und Recht zu achten (vgl. Walter 2007, S. 111). Demnach steht die Übernahme von sozialer Verantwortung für die Jugendlichen selbst und andere im Mittelpunkt. Das soziale Lernen der Jugendlichen muss ermöglicht werden. Hierbei haben sie eine Vielzahl von Veranstaltungen zur Auswahl, die allerdings zumeist defizitorientiert sind (Alltags-, Arbeits-, und Berufswelt, Schulden, Suchtprobleme, Anti-Aggressionstrainings, Soziale Trainingskurse etc.) (vgl. Walter 2007, S. 117).
Zur Entwicklung einer positiven Verhaltensänderung bedarf es jedoch der eigenen Motivation. Um diese zu entfalten, muss ein persönlicher Zugang zu den Jugendlichen geschaffen werden, der ihr Interesse weckt. Als äußerst geeignetes Medium kann dabei auf den Hip-Hop verwiesen werden, der mittlerweile für das Lebensgefühl ganzer Jugendgenerationen weltweit steht. Im Speziellen soll das meist verbreitete Element des Hip-Hop, der Rap betrachtet werden.4 Rap kann insbesondere als ein Sprachrohr angesehen werden, welches es ermöglicht auf bestimmte Thematiken oder Lebenssituation aufmerksam zu machen. Es kann als die gemeinsame Sprache vieler Jugendlicher verstanden werden, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen und sich Gehör zu verschaffen (vgl. Schulz 2010, S. 104). Getreu dem bekannten Spruch: „Musik sagt manchmal mehr als tausend Worte“.
winterReise – HipHopOperFilmTheater im Jugendknast
Das Projekt winterReise ein HipHopOperFilmTheater im Jugendknast ist ein Teil des Bundesprogramms Xenos-Integration und Vielfalt5 und wird seit dem Frühjahr 2012 in der Jugendstrafanstalt (JSA) Berlin mit einer Gruppe von dort inhaftierten jugendlichen männlichen Straftätern durchgeführt. Unter der Anleitung erfahrener Künstler aus den Bereichen Oper, Theater, Tanz, Film, Gesang und Musikproduktion wird der bekannte Liederzyklus Winterreise von Franz Schubert auf eine ganz neue Art und Weise von den jugendlichen Inhaftierten interpretiert. Insgesamt ist das Projekt auf einen Zeitraum von drei Jahren angelegt. In geschlossenen Modulen wird im Abstand von drei Monaten jeweils eines der vierundzwanzig Lieder des Original-Zyklus Winterreise kreativ und eigenverantwortlich von der Idee bis zum fertigen Ergebnis von den Jugendlichen umgesetzt. Das kulturelle Produkt, in der Form eines professionell produzierten Lieds, Kurzfilms oder Theaterstücks wird am Ende eines jeden Quartals in der JSA präsentiert. Für Ende 2014 ist angedacht, alle Endprodukte im Rahmen eines Liederabends vor öffentlichem Publikum aufzuführen. Das Projekt winterReise soll mit einem ca. 60 minütigen Wander-Rap-Zyklus abschließen (vgl. http://winterreise.gefaengnistheater.de/, Abruf: 25.05.2013).
Durch die Thematiken Schuberts wie Trennung, Trauer, Abschied, Einsamkeit etc. wird für die Jugendlichen ein persönlicher Zugang zu den Liedern geschaffen. Viele dieser Emotionen sind für sie greifbar und in der totalen Institution Jugendstrafvollzug von permanenter Präsenz. Sie entwickeln dadurch einen starken Bezug zu den Inhalten der Winterreise und interpretieren diese durch sprachliche, gesangliche, bühnenbildnerische und tänzerische Elemente auf ihre ganz persönliche Art und Weise. Der offene Gestaltungsrahmen der Jugendkultur Hip-Hop, ermöglicht vielfältige künstlerische Einflüsse und Ideen mit einzubeziehen und dadurch die Interessen und Fähigkeiten aller Teilnehmer zu berücksichtigen. Dabei haben Begriffe wie Respekt und Toleranz im Kontext des Hip-Hop eine zentrale Bedeutung, ebenso wie die Gleichbehandlung der unterschiedlichen Ausdrucksformen (vgl. http://winterreise.gefaengnistheater.de/konzept/umsetzung/, Abruf: 25.05.2013).
Durch die eigenständige Arbeit in den Modulen haben die Teilnehmer die Chance, Interessenbereiche kennenzulernen und persönliche Kompetenzen zu entdecken. Sie lernen vielfältige Tätigkeitsbereiche und Berufsfelder kennen, die Anreiz für eine berufliche Perspektive darstellen können. Zudem werden äußerst talentierte, zuverlässige und leidenschaftliche Teilnehmer nach ihrer Entlassung weiterhin gefördert und es wird ihnen die Möglichkeit geboten, ihr entdecktes Talent zum Beruf zu machen. Dabei werden sie von ihren Dozenten unterstützt, die ihnen notwendige Kontakte vermitteln.6
Im Rahmen der Projektarbeit entwickeln die jugendlichen Inhaftierten neben der beruflichen Orientierung grundlegende Sozialkompetenzen gemäß der Grundidee des sozialen Lernens. Sie übernehmen im Gruppenprozess Verantwortung für sich selbst und für die gesamte Gruppe. Grundlegende Schlüsselkompetenzen wie bspw. Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit, sowie Empathievermögen werden gefordert und gefördert. Der gesamte Prozess trägt zur Stärkung der Persönlichkeitsentwicklung bei und Vertrauen in die eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten wird ermöglicht (vgl. http://winterreise.gefaengnistheater.de/konzept/ziel/, Abruf: 25.05.2013).
Der persönliche Höhepunkt des Projektes wird für die Jugendlichen durch die Auftritte in der JSA geschaffen. Dort können sie ihr über drei Monate entwickeltes Endprodukt der Öffentlichkeit präsentieren. Durch das positive Feedback und insbesondere den Applaus des Publikums erfahren sie teilweise zum ersten Mal, was Anerkennung bedeutet. Viele der Jugendlichen sind auf ihrem bisherigen Lebensweg mit etlichen Enttäuschungen konfrontiert worden und haben wenig Wertschätzung erfahren. Der Auftritt verdeutlicht ihnen, dass sie etwas wert sind und etwas können. Dadurch stärkt sich ihre persönliche Selbstachtung und ihr Selbstbewusstsein (vgl. Schulz 2007, S. 117).
Eines der Hauptziele des Projektes winterReise ist es den Jugendlichen während ihrer Haftzeit eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung aufzuzeigen, der sie bei Interesse auch nach ihrer Inhaftierung weiter nachgehen können oder die auch in einer beruflichen Karriere münden kann. An dieser Stelle sei daher erneut auf den Appell des Kriminologen Michael Walter verwiesen, nach dem es um den Import von Normalität in die totale Institution Jugendstrafvollzug gehen muss, um Resozialisierung überhaupt zu ermöglichen (vgl. Walter 2007, S. 116). Das Projekt winterReise kann nach einem solchen Verständnis als innovatives Resozialisierungsprojekt betrachtet werden, welches jedoch sinnbildlich gesprochen über die Mauern des Strafvollzugs hinausgeht.
Als konkretes Beispiel soll abschließend auf das Modul 2 des Projekts winterReise verwiesen werden, welches sich durch das Medium der Musik bzw. des Rap dem bekannten Lied Gute Nacht von Schubert widmete.
Artikel 5 – Gute Nacht
Fremd bin ich eingezogen fremd zieh´ ich wieder aus.
Der Mai war mir gewogen mit manchem Blumenstrauß.
Das Mädchen sprach von Liebe, die Mutter gar von Eh´,
nun ist die Welt so trübe, der Weg gehüllt in Schnee.
(I Strophe Gute Nacht – Schubert 1827)
Keine Liebe mehr, seit sie weg ist
und nicht Glück, sondern Schmerz tief in mei´m Herz sitzt.
Sie ist gegangen in einer für mich schweren Zeit
und ich hoffte, dass die Wunde meine Seele heilt.
Ich ließ mich hängen, lauschte bösen Klängen
denn du warst nicht da, warst nicht hier, um mich abzulenken.
Dann in den Knast, sie zerrissen mich,
ich brauch´ deine Liebe, Baby, ich vermisse dich.7
(I Strophe Gute Nacht – Artikel 5 2012)
Im Rahmen des Crossculture-Projekts winterReise8 entstand die Rap-Crew Artikel 5, benannt nach dem Grundgesetzartikel zur Meinungsfreiheit. So heißt es in Artikel 5 Grundgesetz: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten (…)“. Einer der jungen Künstler äußert sich dazu wie folgt: „Das ist das Einzige, was einem bleibt, wenn man nicht viel hat. Die Meinungsfreiheit ist das was uns verbindet.“
Am 6. September 2012 fand in der JSA Berlin die öffentliche Präsentation des durch Rap-Musik neuinterpretierten Liedes Gute Nacht statt. Um die 13 jungen Männer der Rap-Crew Artikel 5 zu sehen, mussten die ca. 100 geladenen Gäste an der Gefängnispforte ihren Personalausweis abgeben und bekamen dafür einen Besucherausweis. Unter den geladenen Gästen befanden sich auch Prominente Zuschauer wie die Hip-Hop-Musiker Peter Fox und Materia sowie der Schirmherr des Projektes Herbert Grönemeyer. Sie alle waren gekommen, um das über drei Monate entstandene Endprodukt der inhaftierten Jugendlichen zu sehen und ihre Anerkennung zu vermitteln.
Neben der Prominenz hatte auch ich selbst die Ehre im Publikum sitzen zu dürfen.9 Bereits nach ein paar Sekunden wurde klar, dass es sich um eine ganz andere Version des Liedes Gute Nacht handelte. Der Pianist wurde von einem Beatboxer begleitet und kurz darauf begannen die Jungs, ihre eigenen Texte bzw. ihre persönlichen Emotionen durch Rap zu verkünden. An den Originaltext erinnerte ausschließlich noch der sogenannte Hook bzw. Refrain, der von einem professionellen Opernsänger gesungen wurde.10
Quelle: http://winterreise.gefaengnistheater.de/
Durch die typische blau-weiße Häftlingskleidung und die weißen Masken zum Schutz der Identität wurde noch einmal verdeutlicht, wer jetzt das Wort hat – jugendliche Straftäter. Auszugehen war von einer durch die Institution Strafvollzug gedrückten Atmosphäre, doch dies war nicht der Fall. Aus den hinteren Reihen war zu beobachten, wie die Köpfe der Zuschauer begannen, zum Beat zu nicken. Bestätigt wurde die Begeisterung und Anerkennung der Zuschauer durch den Beifall bzw. die standing ovations.
Dem stimmte auch Herbert Grönemeyer in der anschließenden Podiumsdiskussion zu: „Ich bin beeindruckt von euren Stimmen, das war ein tierisch guter Auftritt“. Des Weiteren ging er davon aus, dass Schubert sich über diesen Auftritt sehr gefreut hätte.11 Zudem betonte er, dass alle Menschen Fehler machen und dass es in der Verantwortung der Gesellschaft läge, sich gegenseitig zu unterstützen. „Wir sind alle Menschen, wir gehören alle zusammen“.
Abschließend möchte ich auf ein Zitat des Sängers ONG verweisen. Dieser sagte: „Es sei ein gutes Gefühl wenn man seinen eigenen Text vermitteln und zeigen kann, was man drauf hat“. Das Resozialisierungsprojekt winterReise sollte als Paradebeispiel betrachtet werden, welches es im Sinne Walters ermöglicht, ein Stück Alltag in den Vollzug zu bringen. Gemäß Grönemeyer ist die Jugend die Zukunft der Gesellschaft, sie ist unser höchstes Gut!
Literatur
BOERS, K./ SCHAERFF, M.: Abschied vom Primat der Resozialisierung im Jugendstrafvollzug? In: Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe, 19. Jg., H. 4, 2008, S. 316-323.
GOFFMAN, E.: Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. Frankfurt am Main 1973, 1. Aufl.
MAELICKE, B.: Resozialisierung. In: DEUTSCHER VEREIN FÜR ÖFFENTLICHE UND PRIVATE FÜRSORGE E.V. (Hrsg.): Fachlexikon der sozialen Arbeit. Baden-Baden 2007, 6. Aufl., S. 778-779.
OSTENDORF, H. (Hrsg.): Jugendgerichtsgesetz. Köln 1991, 2. Aufl.
OSTENDORF, H. (Hrsg.): Jugendstrafvollzugsrecht. Eine kommentierende Darstellung der einzelnen Jugendstrafvollzugsgesetze. Baden-Baden 2009, 1. Aufl.
SCHULZ, D.: FROM THE STREETZ 2 YOUR MIND. Hip-Hop in der offenen pädagogischen Jugendarbeit. München 2010.
WALTER, J.: Jugendstrafvollzug – Wege zur Resozialisierung junger Straftäter. In: NICKOLAI, W./ WICHMANN, C. (Hrsg.): Jugendhilfe und Justiz. Gesucht: Bessere Antworten auf Jugendkriminalität. Freiburg im Breisgau 2007, S. 100-124.
Internetquellen
http://www.berlin.de/sen/justiz/justizvollzug/jsa/, Abruf: 25.05.2013
http://www.gangway.de/gangway.asp?cat1id=2&cat2id=5132&cat3id=5136&DocID=5401&client=gangway, Abruf: 27.06.2013
http://www.gefaengnistheater.de/, Abruf: 25.05.2013
http://winterreise.gefaengnistheater.de/, Abruf: 25.05.2013
http://winterreise.gefaengnistheater.de/module/modul-2/, Abruf: 28.06.2013
http://winterreise.gefaengnistheater.de/partner/kronstadta/, Abruf: 28.06.2013
http://winterreise.gefaengnistheater.de/wp-content/uploads/2012/05/Gute-Nacht-MegaMix-Vocal-Mix.mp3, Abruf: 28.06.2013
http://winterreise.gefaengnistheater.de/wp-content/uploads/2012/09/10-Herbert-Groenemeier.mp3, Abruf: 28.06.2013
http://www.youtube.com/watch?v=fjG6F9INcFQ, Abruf: 27.06.2013
Der Jugendstrafvollzug kann als totale Institution im Sinne des US-amerikanischen Soziologen Erving Goffman gesehen werden. Der straffällige Jugendliche wird auf Grund seiner Tat bestraft und für eine gewisse Zeit durch die Mauern des Gefängnisses von der übrigen Gesellschaft ausgeschlossen. Er soll zu einem Leben ohne Straftaten befähigt bzw. erzogen werden (vgl. Goffman 1972, S. 11). ↩
Bis 2009 war das Ziel des Jugendstrafvollzugs in § 91 JGG geregelt. Dort hieß es, dass durch den Vollzug der Jugendstrafe der Verurteilte zu einem rechtschaffenen und verantwortungsbewussten Lebenswandel erzogen werden solle (vgl. Ostendorf 1991, S. 801). ↩
Der Jugendstrafvollzug unterlag bis zum Ende des Jahres 2007 keiner eigenständigen gesetzlichen Regelung, sondern war nur stellenweise in verschiedenen Gesetzen und Verwaltungsvorschriften bestimmt. Durch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) vom 31.05.2006 reichten die bis dato gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht aus, es sollte eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden, die den besonderen Anforderungen in Bezug auf Jugendliche und Heranwachsende gerecht wird. Auf Grund des Urteils des BVerfG wurde bis zum Ende des Jahres 2007 eine gesetzliche Grundlage für den Jugendstrafvollzug geschaffen. Zur grundlegenden Ausrichtung des Jugendstrafvollzuges wurde festgelegt: „Der Vollzug der Freiheitsstrafe muss auf das Ziel ausgerichtet sein, dem Inhaftierten ein künftiges Leben in Freiheit zu ermöglichen. (…) Zwischen dem Integrationsziel des Vollzugs und dem Anliegen, die Allgemeinheit vor weiteren Straftaten zu schützen, besteht insoweit kein Gegensatz. Für den Jugendstrafvollzug hat das Ziel der Befähigung zu einem straffreien Leben in Freiheit besonders hohes Gewicht“ (Boers, Schaerff 2008, S. 317). ↩
Die Jugendkultur Hip-Hop besteht aus den folgenden vier Elementen: Rap, Graffiti, Breakdance und DJ-Techniken. Das bekannteste dieser Elemente ist der Rap, die sprachliche und musikalische Umsetzung des Hip-Hops (vgl. Schulz 2010, S. 9). ↩
Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. ↩
Als Paradebeispiel sei hier auf GittaSpitta verwiesen. Die ehemalige KnastRapCrew GittaSpitta bildete sich 2005 im Rahmen eines Projektes der EU-Entwicklungspartnerschaft, welche die Förderung „Interkultureller Kompetenz in der (vor)beruflichen Bildung im Strafvollzug“ fokussierte. GittaSpitta gaben während ihrer Haftzeit mehrere Konzerte und produzierten professionelle Rap-Songs, teilweise mit Videoclips (siehe auch: http://www.youtube.com/watch?v=fjG6F9INcFQ, Abruf: 27.06.2013). Mittlerweile sind mehrere Mitglieder der Crew als HipHop-Trainer tätig und produzieren auch weiterhin Lieder. Aus dem Projekt entstand zudem die HipHop Plattform GittaSpitta, die inhaftierten Jugendlichen in Workshops während ihrer Haftzeit unterstützen. Im Fokus stehen dabei die berufliche Orientierung, sowie die Vermittlung von sozialen und persönlichen Kompetenzen. Für weitere Informationen sei auf die folgende Internetseite verwiesen: http://www.gangway.de/gangway.asp?cat1id=2&cat2id=5132&cat3id=5136&DocID=5401&client=gangway, Abruf: 27.06.2013. ↩
Der komplette Original Text, als auch die neu interpretierte Version des Liedes von Artikel 5 ist unter folgendem Link zu finden: http://winterreise.gefaengnistheater.de/module/modul-2/, Abruf: 28.06.2013 ↩
Zur Umsetzung des Moduls arbeitet das Gefängnistheater aufBruch intensiv mit dem Musiker und Workshopdozenten Jörn Hedtke a.k.a kronstädta zusammen. Dieser entwickelte auch die künstlerische Konzeption des Projektes winterReise. ↩
Im Rahmen eines Praktikums erfuhr ich von dem Projekt winterReise und bekam dadurch die Möglichkeit, Teil des geladenen Publikums sein zu dürfen. ↩
Die von der Rap-Crew Artikel 5 neuinterpretierte Version des Liedes Gute Nacht lässt sich unter folgendem Link anhören: http://winterreise.gefaengnistheater.de/wp-content/uploads/2012/05/Gute-Nacht-MegaMix-Vocal-Mix.mp3, Abruf: 28.06.2013 ↩
Der Podiumsbeitrag von Herbert Grönemeyer ist unter folgendem Internetlink als Audioversion verfügbar: http://winterreise.gefaengnistheater.de/wp-content/uploads/2012/09/10-Herbert-Groenemeier.mp3, Abruf: 28.06.2013 ↩