Ende November letzten Jahres ist nach zweijähriger Planung und Produktion die CD „Musikalische Lebenszeichen aus deutschen Justizvollzugsanstalten“ erschienen. Die Doppel-CD beinhaltet 33 Musiktitel, die von Gefängnisinsassen aus 28 verschiedenen Justizvollzugsanstalten in zehn Bundesländern eingespielt wurden.
Musikalisch erwartet den Hörer ein breites Spektrum, das sich über viele Genres erstreckt und von Blues (z.B. The Freaks), Rap (z.B. Outlaws, JVA Allstars, GittaSpitta, Mendez), Rock (z.B. Notorios Booknum, Church of Pain), Crossover (z.B. Musikgruppe der SOTHA) über Chanson (Andreas und Norbert), deutsche Volkslieder (Collegium Libertatis) und Pop (z.B. The Outcast, Jail Mail) bis hin zu Balkan-Pop (Boban Zaric) reicht.
CD 1 | CD 2 |
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01 – Old Love – The Freaks (Heilbronn) | 01 – Hilflos – CollabRo (Rottenburg a.N.) |
02 – Erinnerung – Aaron Hoffmann (Adelsheim) | 02 – Du musst Dein Herz öffnen – Anstaltsband (Adelsheim) |
03 – Live from the Bing – Outlaws (Butzbach) | 03 – Gospel Medley – Chor der JVA (Neumünster) |
04 – Ohne Dich – Musikgruppe der SOTHA (Berlin-Tegel) | 04 – Kassam – Mendez (Raßnitz) |
05 – Was Du Willst – JVA Allstars (Herford) | 05 – Geigenspiel – Adrian Trübsbach (Berlin Moabit) |
06 – The Same Old Story – White Raven (Bruchsal) | 06 – Balkan Lambada – Boban Zaric (Freiburg) |
07 – Permanent Stalking – Notorios Booknumbers (Berlin Charlottenburg) | 07 – Setz die Teile richtig – Stacheldraht Connection (Büzow) |
08 – In Erinnerung – Minne-SothA (Kassel II) | 08 – Kinder Gottes – Jail Mail (Schwäbisch Gmünd) |
09 – Die Legende von Babylon – Chor der JVA (Bayreuth) | 09 – Not Too Late – Church of Pain (Straubing) |
10 – I want to break free – Bonnie and the Clydes (Landshut) | 10 – Maybe – Unbroken Prisoners (Straubing) |
11 – Satmo – The Outcast (Remscheid) | 11 – What it is – VED Druckhaus (Waldheim) |
12 – Life Story – Jail House Brothers (Zweibrücken) | 12 – Piano – HipHop-Gruppe (Schwäbisch Hall) |
13 – Snippet – GittaSpitta (Jugendstrafanstalt Berlin) | 13 – Nie zuvor – The Smiley Outlaws (Zeithain) |
14 – Armageddon – Look Out (Werl) | 14 – Telefonsong – Andreas und Norbert (Hagenfelde) |
15 – Still got the Blues – Schlaganfall (Rottenburg a.N.) | 15 – Die Gedanken sind frei – Collegium Libertadis (Ludwigshafen) |
16 – Hallo Mutter – Victor Steiger (Schwäbisch Hall) | |
17 – Der dritte Mann – Frank Michael (Bruchsal) | |
18 – Menschlichkeit – Gemischter Chor (Würzburg) |
Ein beiliegendes Booklet (das hier auch online einzusehen ist) klärt über die Hintergründe des Musikprojektes auf. In seinem Grußwort schreibt der baden-württembergische Justizminister, Rainer Stickelberger
Die vorliegende CD ist die Fortsetzung des landesweiten Projekts „Dahinter ist Leben“. Im Rahmen des damaligen Projekts wurde eine Doppel-CD mit Liedern von Gefangenenbands aus baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten aufgenommen, deren Verkaufserlös im Jahr 2008 an die Opferhilfsorganisation „DER WEISSE RING“ gespendet wurde.
Da das Projekt großen Anklang auch und gerade über den Vollzug hinaus fand, ist es nur konsequent, diese Idee nun auch bundesweit umzusetzen.
Der Initiator des Projektes, Gerhard Brüssel – Beauftragter für Freizeit und Sport in der JVA Rottenburg, erklärt inwiefern das Projekt auch als eine Maßnahme der Resozialisierung zu verstehen ist:
Inhaftierte bekommen relativ selten eine Plattform geboten, um sich den Menschen außerhalb der Gefängnismauern positiv ins Gedächtnis rufen zu können. Diese CD soll eine solche Plattform sein. Gedanken an Gefangene kommen einem in der Regel nur durch negative Schlagzeilen über schwere Verbrechen in den Sinn. Aber auch straffällig gewordene Menschen haben eine zweite Chance verdient. Deshalb wird mit diesen Menschen in deutschen Justizvollzugsanstalten daran gearbeitet, nach der Haft ein straffreies Leben in der Gesellschaft führen zu können. Dieses Projekt soll beispielhaft zeigen, wie mit Inhaftierten an diesem hohen Ziel gearbeitet werden kann. Das Schaffen von Möglichkeiten für den Einzelnen, sich während der Haftzeit auch seiner Stärken bewusst zu werden und damit etwas sinnvolles schaffen zu können, ist Sinn und Zweck der strukturierten und angeleiteten Freizeitprogrammen in den einzelnen Anstalten. (siehe auch hier und hier in einem Zeitungsinterview)
Die CD „Musikalische Lebenszeichen aus deutschen Justizvollzugsanstalten“ ist gegen eine Spende von 12 Euro über die JVA Rottenburg zu beziehen. Der Erlös geht an die Opferhilfe-Organisation DER WEISSE RING und die Straffälligenhilfe Südwürttemberg-Hohenzollern. Das Bestellformular ist hier zu finden.