Diese Woche gibt es in 3sat eine Reihe von Sendungen über „das Böse“. So kommt heute 20.15 Uhr der Beitrag „Täter ohne Reue“ und danach eine Talkshow mit Gerd Scobel. Kann man sicherlich auch über die Mediathek ansehen.
Täter ohne Reue
Film von Karin Jurschick
ErstausstrahlungIst kriminelles Verhalten angeboren oder erlernt? Ist „Das Böse“ – durch welche Umstände auch immer – erlernt, müsste es therapierbar sein. Ist es angeboren, müsste es detektierbar sein. In den Genen? Im Gehirn? Sind diese „Monster,“ die andere Menschen gezielt und ohne Reue töten, wirklich anders als ihre Mitmenschen? Das sind die Fragen, die sich Neurowissenschaftler und Forensische Psychiater stellen. Und kann man „Das Böse“ in Hirnscans sehen, wie der Neurobiologe Gerhard Roth an der Universität Bremen mittels Magnetresonanztomographie-Untersuchungen zu belegen versucht? Er zeigt, dass der für Schmerz und Empathie zuständige Bereich bei Gewalttätern kaum aktiv ist. Doch dieses Manko muss nicht angeboren sein, sagt Roth. Umwelteinflüsse könnten das Gehirn verformen. Noch weiter geht der Neuropsychologe Thomas Elbert von der Universität Konstanz, der behauptet: „Prinzipiell glaube ich, dass man jeden Mann zu einem Killer machen kann.“ Elbert hat im ostkongolesischen Goma, Schauplatz jahrelanger Bürgerkriege, Gespräche mit ehemaligen Kindersoldaten geführt und glaubt, Moral und Erziehung würden angeborene Killer-Instinkte nur eindämmen. „Das Böse“, so Elbert, schlummert in jedem von uns.
Die Dokumentation „Täter ohne Reue“ geht diesen Thesen nach.
Andreas Prokop schreibt
Die Behandlung des Themas erschien mir übrigens ein bisschen so hingebogen, dass es als Rechtfertigung der bürgerlichen Zwangsmoral dienen kann – das Böse ist auf jeden fall da und möglich und es braucht Zwang, damit es nicht ausbricht. Dass die Entgegensetzung von „Gut“ und „Böse“ eine rein sprachliche Fiktion ist, wurde dagegen überhaupt nicht thematisiert.
Interessant fand ich das Interview, das nach meiner Wahrnehmung nicht frei von Suggestion und Manipulation war – mit Sicherheit entgegen den Intentionen der Interviewenden. Das ist die Art, wie wir gelernt haben, das „Böse“ (die Aggression) als trojanisches Pferd im (vermeintlich) „Guten“ zu verstecken.
Auf die koloniale Vergangenheit in Afrika (Rwanda) wurde auch mit keinem Wort eingegangen.
Der Tenor war: „ihr seht doch selbst – Selbstkontrolle muss sein!“