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Die Polizei am Tag X

Am 17. August 2012 gepostet von Sebastian

1976 veröffentlichte der bekannte Kriminologe Bill Chambliss ein Buch mit dem Titel „Whose Law? What Order?“.

Hier ein Hinweis auf die mögliche Lösung.

Nachrichtenagenturen berichten, die Polizei habe am gestrigen Donnerstag im südafrikanischen Rustenberg mehr als 30 Menschen erschossen. Sie habe dabei Recht und Ordnung verteidigt, erklärte der zuständige Minister der südafrikanischen Regierung.

Diese Menschen waren streikende Arbeiter einer Platin-Mine. 3000 von ihnen hatten sich mit Macheten und Stöcken zusammengefunden, um zu demonstrieren.

Die Polizei schützte in diesem Konflikt nicht das Demonstrationsrecht und nicht das, was die UNO heutzutage als „human security“ bezeichnet.

Sie schützte die Minenbesitzer, die um ihre Jahresproduktionsziele und ihren Aktienkurs fürchteten, indem sie den Aufbegehrenden eine Lektion erteilte, die sie so schnell nicht vergessen werden.

So standen die furchterregenden 3000 Arbeiter mit ihren Nahkampfwaffen einer noch furchterregenderen Koalition aus Minenbesitzern, Ministern, Verwaltungsbehörden und eben hochmodern ausgerüsteten Polizeikräften gegenüber. Die Partie „Ressourcen vs. Menschen“ war schon entschieden, bevor sie anfing: die Minenbesitzer mussten nur warten, bis die Polizei Stacheldrahtbarrikaden errichtet hatte, die Verhandlungen für gescheitert erklärt hatte, die gewaltsame Auflösung der Demonstration angekündigt hatte  („Heute ist leider der Tag X“) und das Feuer auf die Streikenden eröffnete.

Die Gewerkschaften konnten mit diesem Grad der Organisations- und Konfliktfähigkeit der Ressourcenextrahierer und ihrer Verbündeten nicht mithalten.

Der Preis von Platin stieg auf dem Weltmarkt um bis zu 30 Dollar je Unze, der Aktienkurs der Platinmine brach vorläufig ein und die von Bill Chambliss vor Dekaden gestellte Frage ist (wieder einmal) beantwortet.

 

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Filed Under: Devianz und Kriminalität, Menschenrechte, Polizei/ Policing, Recht und Gesetz, Wirtschaftskriminalität Tagged With: Bill Chambliss, Demonstration, Südafrika

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Kommentare

  1. Svea schreibt

    17. August 2012 at 15:20

    Da mag man erst richtig sauer sein auf die Polizei, aber wer weiß, wer den Befehl gegeben hat. Und wenn die Police sich verbrüdert mit den Demonstranten oder auch Revolutionären, was ich auch erstmal gut finden würde, macht sie das vielleicht auch nur aufgrund eines charismatischen Maos oder Ches, der dann dasselbe nochmal andersherum macht. Alles nicht so leicht!

  2. Sebastian Scheerer schreibt

    20. August 2012 at 11:19

    Ja, gut, die Frage nach dem Schießbefehl interessiert mich auch. Vielleicht kriegt die von der Regierung eingesetzte Untersuchungskommission ja etwas heraus (wenn sie das denn wirklich soll, bzw. darf).
    Noch bin ich aber nicht überzeugt, dass die Dinge nicht so einfach liegen sollen wie ursprünglich angenommen. Mich beeindrucken folgende Informationen:
    Die Arbeiter gehörten zu einer der niedrigsten Lohngruppen. Sie hatten eine Lohnerhöhung von 4000 auf 12500 Rand pro Monat gefordert (von 400 auf 1250 Euro). Warum? Weil man sie bei den Tarifverhandlungen und Lohnerhöhungen gar nicht berücksichtigt hatte. Die maßgeblichen Gewerkschaften, Minen- und Regierungsvertreter hatten sie einfach ignoriert. Die besseren Lohngruppen erhielten Lohnerhöhungen, die am schlechtesten Bezahlten gar nichts. Kein Wunder, dass sie sich ungerecht behandelt fühlten. Die Polizei dann einfach schießen zu lassen, ist vielleicht auch ein Zeichen für eine Regierung, die blind geworden ist gegenüber den Bedürfnissen der eigenen Bevölkerung und gegenüber den Forderungen nach Gerechtigkeit. Regierung? Ja, Regierung. Die Regierungspartei ANC bildet zusammen mit der Kommunistischen Partei und den etablierten Gewerkschaften sowie den Minenbetreibern eine Art Bündnis zum allgemeinen Vorteil. Nur nicht zu dem der Arbeiter. Geschweige denn zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Südafrika hat eine Arbeitslosigkeit von 25% (offizielle Zahlen; in Wirklichkeit noch höher). Und: 18 Jahre nach Ende der Apartheid wird die Kluft zwischen Arm und Reich immer tiefer. Südafrika gehört heute – immer noch oder vielleicht sogar mehr denn je – weltweit zu den Ländern mit der höchsten Ungleichverteilung von Einkommen. Bei so viel Aufregung über die Verurteilung von Pussy Riot zu zwei Jahren Straflager frage ich mich: wo bleiben entsprechende Angela-Merkel-Äußerungen gegenüber Südafrikas Massaker?

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