Als Administrator des Blogs kommt mir hin und wieder die Aufgabe zu, Beiträge mit kleinen Artikelbildern zu versehen, um ein einheitliches Erscheinungsbild der Startseite zu gewährleisten. Diese Aufgabe fällt mir im Allgemeinen nicht schwer. Zumeist legt der Inhalt des Beitrages die Auswahl des „richtigen“ Bildes nahe; ansonsten dient die Google-Bildersuche, oder ein Blick in die Wikimedia Commons-Bibliothek oder das Flickr-Archiv als Inspirationsquelle. Die letzten Beiträge, die unter dem Titel Amok 1 bis Amok 7 veröffentlicht wurden, ließen indes folgende Frage aufkommen:
Wie bebildert man Amok?
Laut Google-Bildersuche ist die Frage schnell zu klären: das Unvorstellbare, Abnormale bekommt ein Gesicht. Das Konterfei von Anders Behring Breivik, Tim Kretschmer, Bastian B., Robert Steinhäuser gibt dem Grauen Gestalt, ist Ansatzpunkt für Erklärungen und nimmt Furcht. Das Phänomen ist jedem Filmzuschauer aus (Slasher-)Horrorfilmen bekannt: die Überwältigung des Slashers mündet in seiner Demaskierung und gibt dem Unbegreiflichen menschliche Gestalt und bietet damit einen ersten Ansatzpunkt für Rationalisierungen.
Was aber, wenn der Täter gestaltlos bleibt – weil sein Foto niemals veröffentlicht wird oder aber seine individuellen Züge aufgrund der Uniformierung nicht auszumachen sind? Dann bleiben die Bilder des Tatortes: Absperrungen, Tote, Verletzte, Blutlachen, verzweifelte Angehörige, fassungslose Zuschauer …
Das klingt und ist voyeuristisch. Aber auch die pietätlose Darstellung des Leids dient der Begreiflichmachung des Abnormen. Das Abnorme aber hat keine Gestalt, keine symbolische Repräsentation, da ein Symbol stets auf Bekanntes verweist.Laut Wortherkunft bezeichnet Amok einen Zustand „blinder Wut“. In diesem Zustand sieht der Agierende „rot“, sein Weltbild und seine Psyche geraten „aus den Fugen“ und der Zustand gipfelt in einem eruptiven Ausbruch von Gewalt. All das soll in der nebenstehenden kleinen Grafik zum Ausdruck kommen.
Andreas P. schreibt
Ja, das Unbenennbare als solches ist das eigentliche Grauen.