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„Wir haben kein Problem mit Rechts“ – Thüringer Ignoranz

Am 17. November 2011 gepostet von Andreas Prokop

Als Thüringer und gebürtiger Jenaer (nicht Jenenser, das sind die Alteingesessenen) fühle ich mich jetzt doch bemüßigt, zur gegenwärtigen Debatte über den braunen Terrorismus ein paar Reflexionen beizusteuern. Tatsächlich ist meine Sicht auf Thüringen eher ambivalent und die Kritik am Freistaat entspricht auch durchaus einem gewissen Unbehagen, das mich dort begleitet hat. Ich erinnere mich lebhaft an einen braunen Aufmarsch, den ich vom Fenster meiner Wohnung in Jena aus beobachten konnte – vor allem die Eskorte aus Polizei und Gegendemonstranten beeindruckte. Auch einen Fackelumzug von Burschenschaftlern gab es da einmal- gespenstisch. Der DLF-Korrespondentin Claudia von Laak zufolge hat sich die Thüringer Regierung als einzige aus Ostdeutschland nicht an einem Bundesprogramm gegen Rechtsextremismus beteiligt, weil man der Meinung war, es gäbe in hier kein Problem. Aktivisten wie etwa der Jugendpfarrer Lothar König in Jena hatten da wenig Unterstützung und wurden eher ignoriert – die Verantwortlichen mussten gewissermaßen zum Jagen getragen werden. Das hat wohl auch die Eskalation im Fall der Terrorzelle begünstigt, deren mörderisches Treiben nun nach über 10 Jahren mehr oder weniger zufällig aufgeflogen ist. Das autoritäre Milieu der thüringischen Politlandschaft mag da eine gewisse Rolle gespielt haben und die Gerichte sind den Städten, die sich gegen braune Demos verwahren wollten, in den Rücken gefallen. So mag sich mancher Adept hier sichergefühlt haben, zumal Karl-Heinz Hoffmann, ehemaliger „Chef“ der gleichnamigen „Wehrsportgruppe“, sich nach der Wende in Kahla (nahe Jena) angesiedelt hatte (bis 2000), wo er auch herstammt. Schon zu DDR-Zeiten gab es Zusammenstöße zwischen Rechtsextemen und (linken) Punks – damals aber noch mit der bloßen Faust ausgefochten. Derweil herschte ansonsten Verleugnung und Schlagerseligkeit.

Dass allein eine Ideologie nicht ausreicht, um jemanden zum Mörder zu machen, sollte bei all alldem aber auch klar sein.

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Kategorie: Devianz und Kriminalität, Terrorismus Stichworte: Ideologie, Jena, Rechtsextremismus

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Kommentare

  1. Achim schreibt

    17. November 2011 um 22:00

    Als ehemaliger „zugelaufener“ Student in Jena (also weder Jenear noch Jenenser – ich nannte mich immer ItalJena *g*) weiß ich auch ein bißchen um die Diskussionen bezüglich Rechtsextremismus dort.
    Mir persönlich ist tatsächlich nicht einmal in 3 Jahren ein Neonazi in die Quere gekommen oder sonst wirklich aufgefallen (und das, obwohl ich lange im berüchtigten Jena-Lobeda wohnte). Unter Studenten gab es auch diesbezüglich (zum Glück) kaum etwas zu hören – eher das Gegenteil war der Fall.

    Sobald es jedoch zum Kontakt zur älteren Generation oder zu Nicht-Studenten kam, musste ich feststellen, dass das allgemeine Verhältnis zu Migranten und Ausländern doch sehr anders ist als beispielsweise in Hamburg. Vermutlich liegt das schlicht und ergreifend an der geringeren Zahl von Migranten in Thüringen.

    Burschenschaftler? Ja, viele! Kahla? Aus Erzählungen hört man, es sei eine wahre Hochburg von Neonazis…

  2. Murke schreibt

    18. November 2011 um 14:59

    OT & nur zum Scherz:

    Die dritte Ableitung der Einwohnerschaft von Jena sind vielleicht die Jenischen?

  3. Andreas Prokop schreibt

    18. November 2011 um 15:51

    Ich denke, die Rechten hatten ihre speziellen Locations, aber die JG (Junge Gemeinde)ist wohl direkt auch mal überfallen worden. Gestern ist der Jenaer OB Schröter wegen Engagements gegen rechts ausgezeichnet worden – ich entsinne mich, dass er vor seiner OB-Zeit auch mal eine Sitzblockade mitgemacht hatte, damit das sogenannte „Fest der Völker“ dort nicht stattfinden konnte, wo es die Justiz genehmigt hatte.

    … übrigens – den Ausdruck „Jensche“ gab es wohl auch, aber eher unspezifisch.

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