Im Rahmen des Themenabends Der Siegeszug der Hacker zeigte ARTE gestern die Dokumentation Vom Digitalangriff zum Cyberkrieg? sowie den Bericht Die Welt der Cyberpir@ten. Beide empfehlenswerte Sendungen sind auf ARTE+7 verfügbar.
Vom Digitalangriff zum Cyberkrieg?
[Direktlink]Nach Boden, Wasser und Luft erobert der Krieg nun einen neuen Raum, den Cyberspace. Der Cyberkrieg begann fast unbemerkt, unterscheidet nicht wie herkömmliche Konflikte zwischen Militär und Zivilbevölkerung und wird das 21. Jahrhundert in einem Maße prägen, das für frühere Zeiten mit der Atombombe oder dem Kalten Krieg vergleichbar ist.
Die neuen Waffen heißen Virus, Cyberspionage, Wurmangriff und Social Engineering. Und im digitalen Wettrüsten will kein Staat hinten anstehen. Anschaulich berichtet die Dokumentation über einen Paradigmenwechsel in der Kriegsführung, die jetzt im Verborgenen stattfindet: Sabotage eines iranischen Nuklearprogramms durch den israelischen Computerwurm Stuxnet, Botnetze als Waffe im Cyberkrieg zwischen Russland und Georgien, der Kalte Cyberkrieg zwischen den USA und China mit digitalen Attacken und Gegenschlägen. Die modernen Gesellschaften sind mittlerweile so abhängig vom Internet, das nicht nur der Kommunikation, sondern auch der Verwaltung von Wasser- und Stromversorgung und Transportwegen dient, dass eine Cyberattacke ganz Frankreich, Deutschland, Japan oder Amerika lahmlegen könnte.
Richard Clarke, Anti-Terror-Experte unter Bill Clinton und George W. Bush, erkannte als einer der Ersten die Gefahr des Cyberkriegs. Mit seiner Hilfe gibt die Dokumentation mögliche Antworten auf die Fragen: Wie reagiert man auf eine Cyberattacke? Wie demaskiert man einen hinter digitaler Anonymität verborgenen Feind? Ist der digitale Gegenangriff die beste Verteidigung im Cyberkrieg? Und vor allem: Wie weit kann man gehen?
Die Welt der Cyberpir@ten
[Direktlink]Die digitalisierte Gesellschaft bietet modernen Hackern eine riesige, vielleicht sogar unbegrenzte Angriffsfläche. Unbemerkt dringen sie in Systeme ein, um diese unter ihre Kontrolle zu bringen, Daten zu verändern oder zu entfernen, Webseiten nach Belieben zu sperren oder großräumig Informationen zu verbreiten. Die Liga der Netzwerkprofis wird zur neuen Macht des Untergrunds und gilt für manche bereits als „fünfte Staatsmacht“. Bedrohlich wird diese Macht, wenn sich Hacker Zugriff auf die digitalen Lebensadern unserer Gesellschaft verschaffen.
Wer sind diese Menschen, denen es gelingt, in die Hochsicherheitsnetzwerke von Verwaltungsinstitutionen und Großunternehmen einzudringen, Börsenkurse zu beeinflussen, E-Mail-Adressen und Bankkonten zu knacken – selbst Nicolas Sarkozys Kontodaten wurden bereits gestohlen – ja sogar Politikerkarrieren zu beenden. So wurde Außenminister Guido Westerwelles ehemaliger Büroleiter Helmut Metzner nach der Enthüllung seiner Informantentätigkeit durch WikiLeaks des Amtes entbunden. Liegen unsere wertvollen Systeme in den Händen jugendlicher Computerfreaks oder gemeingefährlicher „Hightech-Terroristen“, wie US-Vizepräsident Joe Biden es formulierte? Sind diese Menschen idealistische Informatiker oder unkontrollierbare Verschwörer? Entsteht etwa eine neue echte politische Gegenmacht? Und sind sich die Hacker ihrer Macht überhaupt bewusst?
Um Klischees und vorschnelle Urteile zu vermeiden, taucht die Dokumentation ein in die Welt der Hacker. Protagonisten des Cyberkriegs geben ein ungeschminktes Bild ihrer Aktivitäten, Vertreter der größten Hackerbewegungen schildern ihre Beweggründe, ihre Werte und ihren Blick auf die Cyberwelt, beschreiben ihre Lebenswege und erklären, wie sie ihre neue Macht wahrnehmen.