Das Parlament in Uganda diskutiert diese Woche einen Gesetzesentwurf, der unter bestimmten Umständen die Einführung der Todesstrafe für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT) vorsieht.
Zur Zeit wird Homosexualität in Uganda mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft. Der neue Gesetzesentwurf sieht vor, auch das „nicht Denunzieren von LGBTs“ mit einer Strafe von bis zu 7 Jahren Haft zu ahnden. Dies ist selbst manchem ausgesprochenen Anti-Gay Pastor zu hart. Pastor Martin Ssempa stellte sich gegen den Gesetzesentwurf, denn nach diesem müssten auch Ärzt_innen ihre Patient_innen denunzieren, wenn diese sich ihnen gegenüber beispielsweise als schwul outen.
Uganda gilt gemeinhin als der „worst place to live, if you are gay“ und wird von LGBTs aus Uganda als „homophobic country“ bezeichnet. Anfang des Jahres kam es zu Anti-Gay-Protesten. Große Teile der Bevölkerung sind für den Gesetzesentwurf, weil sie Homosexualität für gesellschaftsschädigend halten.
https://www.youtube.com/watch?v=y0hIO-Jt8Hk
Im Januar diesen Jahres wurde der LGBT-Aktivist David Kato in seinem Haus ermordet, nachdem er in der ugandischen Zeitung „Rolling Stone“ mit Foto, Name und Adresse geoutet wurde. Insgesamt ist die Situation in Uganda sehr repressiv für LGBTs, daher ist die Zahl derjenigen, die offen schwul oder lesbisch leben können sehr gering.
Am Sonntag, den 05.06.11 wird es im Freien Sender Kombinat (FSK) eine Radiosendung zu repressiven Verbrechen an LGBT geben. Zwischen 15.00 und 17.00 Uhr gibt es weitere Infos zu der Situation von LGBT in Uganda und in einigen anderen – u.a. europäischen – Ländern.
FSK kann mensch in Hamburg auf 93,0 über Antenne; auf 101,4 im Kabel oder über den Internetlivestream auf http://www.fsk-hh.org/livestream anhören.
Unser (Noch-)Außenminster wird begeistert sein. 😉
Scheint wie ein Stück aus dem Tollhaus. Aber dann wiederum: wie war es in Deutschland im 20. Jahrhundert? War es so viel besser? Und ist es so lange her?
@ Sebastian:
Fachlich besser beschlagene KriminologInnen mögen mich verbessern, aber: Der angedeutete dürfte kein guter Vergleich sein. Bis die Nazis mit ihren §§ 175 (neu), 175a RStGB kamen, um ihre mörderischen Männerbünde in Zucht und Ordnung zu halten, galt z.B. englischen Interessierten die deutsche Gesellschaft als nachgerade liberal. Kam da wirklich Sanktionsdruck aus „der“ Gesellschaft?
Mich würde bei den ugandischen (und süd-saharisch afrikanischen Verhältnissen allgemein) eher interessieren, ob die Anti-Homosexuellen-Gesetze an informelle Anti-Hexerei-/Magie-Sanktionen anknüpfen. Die Vergleichsebene wäre dann eher das Deutschland des 16. Jahrhunderts (Studie u.a. über Daniel Hauff in Esslingen/homophober Hexenjäger).
@ Martin: in A Debate beyond Sexuality: “Tradition,” Human Rights and Uganda’s Gay Death Penalty schlägt die Autorin vor, die ugandische Anti-Gay-Bewegung als Ausdruck einer „Moral Panic“ zu begreifen, die ihren Ursprung in der „overwhelming concern with fertility in the Ugandan society“ hat.
Wie Amnesty International berichtet ist die Gesetzesinitiative vorerst vom Tisch – vorerst!