Criminologia

das deutschsprachige Kriminologie Blog

  • Startseite
  • Blogansicht
  • Studium
    • Was ist Kriminologie?
    • Kriminologiestudium in Hamburg
    • Kriminologisches Glossar und Personenverzeichnis
    • Zeitleiste zur Geschichte der Kriminologie
    • Kriminologische Lehrbücher
    • Aktuelle Journal-Artikel
    • Hinweise zum Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit
    • Prison Song Project
    • Rezensionen
  • Linkportal
  • Veranstaltungen
  • Kontakt

Krawall und Kommerz – Wattebäuschchenschmeißen am 1. Mai

Am 1. Mai 2011 gepostet von Christian Wickert

Es ist ein Spektakel, ein carnival of crime – wenn sich heute am 1. Mai Demonstranten und Polizeikräfte in Berlin Kreuzberg und im Hamburger Schanzenviertel gegenüberstehen. Das alljährlich wiederkehrende Ritual ist Selbstzweck; der historische Ursprung des gesetzlichen Feiertags ist weitgehend in den Hintergrund gerückt. Politische Interessen von Vertretern der Arbeiterbewegung, Forderungen von Gentrifizierungs- und Globalisierungsgegnern vermischen sich mit Transgression: der Lust nach Überschreitung von Grenzen und der Suche nach dem Kick. Aus dieser Perspektive ließen sich die 1. Mai-Krawalle als Edgework (Stephen Lyng, 1990) beschreiben. Das ritualisierte Aufbegehren gegen die Ordnungsmacht verspricht eine physische aber auch emotionale Grenzerfahrung, die in der postindustiellen Arbeitswelt mit ihren bürokratischen und institutionellen Rollenvorgaben nicht mehr geboten wird. Die gesuchte Konfrontation ist dabei als Protest gegen das Alltägliche zu erklären und fungiert als emotionszentrierter, identitätsstiftender Gegenentwurf zur alltäglich erlebten ontologischen Unsicherheit in einer von Rationalen dominierten Welt.

Der karnevaleske Charakter des Krawallrituals offenbart sich nicht zuletzt auch in seiner Vermarktung. Im Schanzenviertel, in Berlin und München kann man dieses Jahr eine besonderen Marketingaktion eines großen Tabakkonzerns beobachten: die „friedlichsten Steine der Welt“ (siehe Fotos unten). Der Konzern verteilt Styropor-Würfel in Form und Farbe eines Pflastersteins und mit Aufdrucken wie „Auch mal Gelassenheit demonstrieren“ oder „Für Alle, die das Leben leicht nehmen“.

Nur das aufgedruckte Firmenlogo und ein Link auf eine Webseite verweisen auf den Ursprung der Kommerz-Wurfgeschosse, die geradezu ein Paradebeispiel darstellen für die Vermarktung von Widerstand wie sie in der Cultural Criminology beschrieben wird:

Commodification of Resistance
Some times the safest of corporate products becomes, in the hand of acticvists or artists or criminals , a dangerous subversion: stolen away, remade, it is all the more dangerous for its ready familiarity, a Trojan horse sent back into the midst of the everyday.
Other times the most dangerously illegal of subversions becomes, in the hands of corporate marketers, the feast of selling schemes, a sure bet precisely because of its illicit appeal. Mostly, though, these process intertwine, sprouting further ironies and contradictions winding their way in and out of little cracks in the system, often bearing the fruits of both ‚crime‘ and ‚commodity‘.
(Ferrell, Jeff; Hayward, Keith; Young, Jock (2008) Cultural Criminology, Sage Publications, S. 19)

  • twittern 
  • teilen 
  • E-Mail 

Ähnliche Beiträge:

  1. Jeff Ferrell on Cultural Criminology and Drift
  2. The Wanted – Terrorismusbekämpfung zur Primetime
  3. Jeff Ferrell on Trespass, Trash and Trains at TEDxCMU
  4. Seminar: „Sound of da Police – Zeitgenössische Musik im Kontext von Kriminalität, Kriminalitätskontrolle und Strafjustiz“

Kategorie: Anarchismus, Devianz und Kriminalität, Polizei/ Policing, Recht und Gesetz Stichworte: 1. Mai, Cultural Criminology, Hamburg, Kommodifizierung, Protest, Schanzenviertel

Haupt-Sidebar

Social Media

  • Pinterest
  • Twitter
  • Vimeo

Neueste Beiträge

  • Rezension: The Politics of Personal Information
  • Rezension: Abolitionismus. Ein Reader.
  • Vortragsreihe „Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf Instanzen Sozialer Kontrolle“
  • Interview mit Benjamin Derin: Polizeikritik ist immer auch Gesellschaftskritik
  • GReeeN & Richter Müller – Entkriminalisierung Sofort

Neueste Kommentare

  • Carmen Gransee bei Femizid – Bedeutung und Nutzen für die strafrechtliche Normgenese bei Gewalt gegen Frauen im sozialen Nahraum
  • Yvonne Dölle bei Femizid – Bedeutung und Nutzen für die strafrechtliche Normgenese bei Gewalt gegen Frauen im sozialen Nahraum
  • Christine Bartsch bei Akademie der Polizei Hamburg

Veranstaltungen

15 Mai
Spring Common Session 2023: Rethinking the dangerous in scary times
15 Mai 23
Hamburg
12 Jun
The Stockholm Criminology Symposium
12 Jun 23
Stockholm
06 Sep
23th Annual Conference of the European Society of Criminology
6 Sep 23
Florenz
  • weitere Veranstaltungen anzeigen
  • Partnerseiten

    Surveillance Studies.org

    http://www.surveillance-studies.org/

    SozTheo

    Krimpedia

    Kriminologische Sozialforschung (Universität Hamburg)
    Institut für Kriminologische Sozailforschung (IKS)

    Copyright © 2023 — Criminologia • Alle Rechte vorbehalten. • Impressum & Datenschutzerklärung

    Anmelden