Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Frau Dyckmann, stellte heute in Berlin den Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2011 vor. Nachdem (bedingt durch den Personalwechsel im Amt der Bundesdrogenbeauftragten) im Vorjahr die Veröffentlichung des Drogen- und Suchtberichts entfiel, umfasst das heute vorgelegte Dokument den Berichtszeitraum 2009-2010.
Ein besonderer Schwerpunkt des Berichts liegt auf dem Sucht-/ Konsumverhalten Jugendlicher. Die entsprechenden Berichtsdaten entstammen den alljährlich durchgeführten repräsentativen Erhebungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
2010 sank die Zahl der Jugendlichen, die regelmäßig (d.h., mindestens 1x/ Woche) trinken auf 34,5 Prozent (Altersgruppe 18-25 Jahre) bzw. 12,9 Prozent (Altersgruppe 12-17 Jahre). Auch die Zahl der minderjährigen Raucher ist gesunken. Der Anteil der RaucherInnen in der Altersgruppe der 12-17-jährigen beträgt 2010 13 Prozent. Fünf Prozent der befragten Jugendlichen gaben zudem an, im letzten Jahr Cannabis konsumiert zu haben. Auch dieser Prävalenzwert stellt einen Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren dar.
Etwas moderater fällt der Rückgang in Bezug auf das sog. Rauschtrinken (d.h., fünf oder mehr alkoholische Getränke zu einer Gelegenheit) aus. 16,7 Prozent der befragten Jugendlichen geben an, innerhalb der letzten 30 Tage „Komasaufen“ betrieben zu haben.
Keine Erwähnung im Bericht findet im Übrigen, dass sich die Einnahmen des Fiskus aus der Alkoholsteuer im Jahr 2009 auf 3,3 Milliarden Euro beliefen.
Es scheint mir auch ein eklatanter Widerspruch zu bestehen, in der Vermarktung von Alkoholika und dem erklärten Ziel der Bundesdrogenbeauftragten „Jugendliche davon zu überzeugen, dass Suchtmittel und Drogen keine Freizeitbeschäftigung und keine Problemlöser sind.“ (Pressemitteilung: Drogen- und Suchtbericht 2011 der Bundesregierung veröffentlicht)
Früher – als die Etiketten auf den Schnaps- und Bierflaschen noch weniger bunt waren, sich das Fernsehen auf zwei werbefreie Sender beschränkte, Sich-Betrinken noch nicht Komasaufen hieß und die Veranstaltungen in Discos noch Saturday Night Fever und nicht Flatrate-Party hießen – ja damals, da war alles besser. Das findet zumindest die Satiresendung Xtra3, die anlässlich des heute vorgelegten Berichts einen Kurzfilm zum Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen aus dem Jahr 2007 erneut veröffentlicht.
https://www.youtube.com/watch?v=6x01h4ea9nQ
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Andreas Prokop schreibt
Über pathologische Arbeits- Aufstiegs- Geld- oder Anpassungssucht steht da (abgesehen vielleicht von der Sparte „Glücksspielsucht“) leider nichts.