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Aktualität der Vergeltung (3): Rache für den Mord an Osama bin Laden

Am 13. Mai 2011 gepostet von Sebastian

Die gezielte Tötung des unbewaffneten Osama bin Laden war aus der Perspektive der Freiheitskämpfer ein feiger Mordanschlag, für den es sich zu rächen galt. Damit sind wir zurück in der Welt der partikularen Rechtsauffassungen: jede Seite hat ihre Moral und ihr (Privat-) Strafrecht. Und in der Watzlawick’schen Welt der diskrepanten Interpunktion: jede Seite glaubt, dass sie von der anderen Seite praktisch dazu gezwungen wird, zu reagieren – und dass nicht sie angefangen hat, sondern der jeweils andere. Wer hatte denn nun wirklich angefangen?

Der Anschlag der pakistanischen Taliban von heute (siehe z.B. hier: Schwerer Anschlag in Pakistan. Taliban rächen sich für Bin Ladens Tod) war jedenfalls nicht der Beginn, sondern eine Reaktion: ein Racheakt für den Mord an bin Laden, der aus einem Angriff zweier Selbstmordattentäter auf ein Ausbildungszentrum der paramilitärischen Grenztruppen im Distrikt Charsadda bestand und zweifellos eine Vergeltungsaktion aus dem gegnerischen Lager veranlassen wird, auf die hin dann die Taliban wiederum mit einer weiteren Vergeltung antworten können. Der heutige Anschlag war erheblich: mindestens 80 Menschen wurden getötet, Dutzende schweben in Lebensgefahr. Die Vergeltung wird auch erheblich sein. Und die Vergeltung darauf wohl auch. Solange die diskrepante Interpunktion nicht aufgearbeitet und solange keine zukunftsorientierte Versöhnung realisiert wird, bringt jede Vergeltung der jeweilig aktiven Seite eine vorübergehende Entlastung. Das Problem damit ist nur: die Endlosigkeit – und die vielen unschuldigen Toten.

Der Weg zurück zur Barbarei wird von beiden Seiten beschritten. Wollen wir wirklich warten, bis die andere Seite sich zivilisiert – und dann erst langsam hinterher hinken in Richtung Zivilisation? Dass die Vergeltung auch im Westen wieder an Boden gewinnt, ist verständlich, aber nicht zweckmäßig, wenn wir nicht allesamt baden gehen wollen.

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Kategorie: Devianz und Kriminalität, Terrorismus Stichworte: Anschlag, Freiheit, Moral, Osama bin Laden, Pakistan, Vergeltung

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Stephan Brannys schreibt

    14. Mai 2011 um 00:03

    Es gibt viele Beweise und Indizien, welche darauf hindeuten, dass Bin Laden bereits am 16.12.2001 an Nierenleiden starb.Die Ägyptischen Zeitung „al-Wafd, Mittwoch, Dezember 26, 2001 Vol 15 No 4633, verkündete die Nachricht über den Tot von Bin Laden und dessen Beerdigung.

    http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2007/05/bin-laden-ist-schon-lange-tot.html

    http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2011/05/sie-konnten-die-luge-nicht-mehr.html

    http://www.mmnews.de/index.php/etc/7761-al-qaida-a-cia

  2. Stephan Brannys schreibt

    14. Mai 2011 um 00:41

    Die FBI-Unterlagen, die beweisen, dass Osama Bin Laden am 19.09.2001 mit einem gemieteten Flugzeug seine Familie in den USA „eingesammelt“ hat und dann nach Paris flog ( 7 Passagiere und 3 Pordpersonal ).Anscheinend wurde auf Anordnung von Präsident Bush dieser Flug genehmigt, da zu dieser Zeit, ab dem 11.9., in den USA Flugverbot befohlen wurde und nur der Präsident diesen aufheben konnte.

    http://www.judicialwatch.org/archive/2007/Saudi%20Docs%202.pdf

    Die Taliban boten der USA an, den Vorfal ( 11.9. ) zu prüfen, in wieweit Bin Laden beteiligt gewesen sein soll.Zudem wurde von den USA Beweismittel angefordert, dieses wurde aber nie ausgehändigt.

    http://www.cbsnews.com/stories/2001/09/11/world/main310852.shtml

    Interessant ist, das Bin laden vom FBI n i c h t wegen dem 11.9.-Anschlag gesucht wurde, sondern wegen Tötung von 200 US-Bürgern außerhalb der USA ( Dar es Salaam, Tanzania, Nairobi, Kenya )!

    http://www.fbi.gov/wanted/wanted_terrorists/usama-bin-laden

  3. Andreas Prokop schreibt

    14. Mai 2011 um 15:23

    Der Jurist kennt das schöne Wort „adäquat kausal“. Das bedeutet, dass mächtige gesellschaftliche Gruppen nach Gutdünken entscheiden können, wer wem was als Straftat zurechnen darf.

    Vielleicht sollte man mal generell über neue Möglichkeiten der politischen Organisation nachdenken, da der eine totalitäre Rationalismus als generelles Legitimationsprinzip nicht mehr ganz adäquat ist. (Wir erinnern uns an Foucault.) Aber wer entscheidet dann, wann welche Rationalität adäquat ist, zumal der Empfängerhorizont ja nicht wirklich kontrollierbar ist?

    Die Hinrichtung bin Ladens scheint jedenfalls eine objektivierbare Botschaft der Legitimität von Rache zum Ausdruck gebracht zu haben. Leider haben da auch hiesige Politiker keine gute Figur gemacht.

    Zu Watzlawick passt übrigens die „shame-rage-spiral“ von Thomas Scheff. Das ist sozusagen etwas leiblicher. Da hilft nur Respekt.

  4. Grace schreibt

    18. Mai 2011 um 04:12

    Um mal ein ganz unseriösen kleinen Einwurf zu machen:

    http://artoftrolling.memebase.com/2011/05/02/facebook-troll-this-is-a-relevant-post-about-timely-events/

  5. U. Stardust schreibt

    10. März 2012 um 16:42

    Perhaps the following link is relevant here. A very cleverly made – and in my opinion very accurate – take on Bin Laden’s demise at the hands of the USA: http://www.youtube.com/watch?v=S77icnRG3_c

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