Ich bin Experte für Prokrastination. Nur zu leicht lasse ich mich bei meiner Arbeit ablenken.
Während die Stunden verstreichen, ertapppe mich dabei, im Minutentakt nach neuen Emails, interessanten Twitter-Nachrichten oder Mitteilungen auf Facebook Ausschau zu halten oder mich auf Nachrichtenseiten ausführlich über das aktuelle Tagesgeschehen zu informieren. Habe ich es trotz dieser mannigfaltigen Ablenkungsmöglichkeiten schließlich geschafft, meine Arbeit zu beginnen, dauert es zumeist nicht lange, bis kleine Pop-up Fenster auf meinem Bildschirm erscheinen, die mich freundlich darauf hinweisen, dass ich x neue E-mails erhalten habe und neue Feeds und Tweets lesen könnte. Leider ist die Neugierde oft größer als die Vernunft und die Prokrastination beginnt von Neuem.
Das Schreibprogramm OmmWriter verspricht hier Abhilfe zu schaffen und will ein meditatives Schreiberlebnis fördern. Dazu setzt das Programm konsequent auf die Weniger-ist-Mehr-Devise. Bei Programmstart öffnet sich die Oberfläche im Vollbildmodus und unterdrückt sämtliche Benachrichtigungsdienste. Die übersichtlich gehaltenen, wenigen Bedienelemente des Programms werden automatisch ausgeblendet.
Auch die Programmfunktionen sind bewusst spärlich gehalten. Es stehen vier Schrifttypen (serif, serifenlos, Schreibschrift, und monospace) in jeweils drei Schriftgrößen zur Verfügung. Eine Änderung der Einstellungen wirkt sich stets auf den gesamten Text aus, so dass man nicht Gefahr läuft, sich in stundenlangen Anpassungen der Formatvorlagen zu verlieren. Auch eine die Ablenkung fördernde automatische Rechtschreibkorrektur sucht man vergeblich. Ferner können Nutzer zwischen einer hellen oder dunklen Arbeitsfläche wählen. Als weitere Besonderheiten bietet der OmmWriter optional eine akustische Hintergrunduntermalung durch verschiedene Ambient-Klänge sowie ein akustisches Signal für den Tastaturanschlag.
Texte lassen sich im *.rtf- oder *.pdf-Format abspeichern. Über eine Druckfunktion verfügt das Programm nicht.
In der kostenlosen Version für Mac oder PC verfügt das Programm über jeweils drei verschiedene Programmhintergründe und Soundeffekte. Die kostenpflichtige Vollversion bietet hier mehr Abwechslung. Die Grundfunktionen des Programms sind jedoch in beiden Versionen uneingeschränkt nutzbar.
Nach einer einwöchigen Testphase kann ich den OmmWriter (fast) uneingeschränkt empfehlen. Für das Verfassen längerer Texte ist das Programm weniger geeignet. Hier machen sich die rudimentären Formatierungsoptionen und die fehlende Einbindungsmöglichkeit weitere Programme (z.B. zur Literaturverwaltung) negativ bemerkbar. Für kürzere Texte oder Textpassagen ist der Ommwriter jedoch eine wahre Bereicherung Reduktion und eine große Hilfe bei akuter Prokrastinationsgefahr.
Das Programm ist auf der Webseite http://www.ommwriter.com erhältlich. Eine Demonstration der Programmfunktionen liefert das unten eingebettet Video.
P.S.: Die geneigte Leserschaft mag sich jetzt fragen, was dieser Beitrag auf einem Kriminologie-Blog zu suchen hat. Die Antwort ist einfach: NICHTS! Dieser Artikel stellt reine Prokrastination dar, um sich für den Moment nicht mit kriminologischen Themen beschäftigen zu müssen 😉
Mit dem OmmWriter ließen sich aber auch hervorragend themenrelevante Blogbeiträge und kriminologische Hausarbeiten verfassen.
Xaerdys schreibt
Die Ironie habe ich für mich selbst entdeckt, indem ich während einer Kriminologie-Vorlesung prokrastinierend diesen Artikel gelesen habe.
Achim K. schreibt
ich finde ja vor allem dieses Wort so herrlich… *ggg*
Andreas P. schreibt
Ja, man tut etwas, ohne zu wissen was…
Ich frage mich nur, ob die so verfassten Texte dann nicht unwillkürlich auch etwas Einschläferndes bekommen.
Om.
Andreas P. schreibt
Noch eine Überlegung: Die Affinität zur Prokrastination (ach die Fremdwörter wieder) könnte natürlich als viszerale Emergenz (konsquent ist konsequent) und Ausdruck des Nirvana-Prinzis oder Todestriebs (Freud) auf eine Relaxationsappetenz hinweisen, die man trotz Realitätsprinzip nicht ganz aus dem Perzeptionssystem segregieren sollte – jedenfalls soweit man die Freudsche Auffassung affirmiert, dass auch das Realitätsprinzip final dem Lustprinzip ministriert.
Andreas P. schreibt
… es muss natürlich „Nirvana-Prinzip“ heißen (die einfachsten Wörter kann er nicht richtig schreiben!).