2008 habe ich gemeinsam mit einigen Kolleginnen und Kollegen aus dem Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg eine größere Befragung von Drogenkonsumenten in 13 deutschen Städten durchgeführt. Bei den Konsumenten handelte es sich überwiegend um Zugehörige der jeweiligen städtischen Offenen Drogenszene sowie Besuchern von niedrigschwelligen Drogenhilfeeinrichtungen.
Der Fragebogen deckte ein breites Themenspektrum ab und umfasste u.a. Fragen zu Konsumprävalenzen, dem Safer-Use-Verhalten, dem Gesundheitszustand und der Inanspruchnahme verschiedener Hilfeangebote.
Ein aktuell erschienener Artikel in der Zeitschrift SUCHT fasst die wichtigsten Studienergebnisse zusammen.
Zusammenfassung
Fragestellung: Welche städteübergreifenden Gemeinsamkeiten und Unterschiede existieren bezüglich Konsummustern, Risikoverhalten sowie Hilfebedarf und -Inanspruchnahme von Konsumenten der offenen Drogenszenen? Methodik: Eine standardisierte Befragung wurde im Sommer 2008 in 13 deutschen Städten mit Konsumraum unter Konsumenten der offenen Szene durchgeführt. Ergebnisse: Es wurden 791 Fragebögen eingeschlossen. Multipler Substanzkonsum ist die Regel, wobei Heroin am häufigsten konsumiert wird (24-Stunden-Prävalenz: 68,3?%). Risikoverhalten in Form von Mehrfachverwendung der Spritze (45,5?%) und gemeinsamer Nutzung von Spritze/Spritzbesteck (13,8?%) und Crackpfeife (60,2?%) lässt sich feststellen. Die Konsumenten nutzen Hilfeangebote regelmäßig (72,6?% mindestens mehrmals wöchentlich), insbesondere Kontaktcafés, Konsumräume und Spritzentausch. Suchtberatung wird von rund zwei Dritteln als wichtig eingeschätzt. Schlussfolgerungen: Die Konsumenten der offenen Drogenszene werden durch niedrigschwellige Angebote gut erreicht. Safer-Use-Botschaften stellen auf Grund des nach wie vor vorhandenen Risikoverhaltens einen wichtigen Bestandteil dar. Aufenthalts- und Beschäftigungsmöglichkeiten für diejenigen mit geringem Konsum und Substituierte erscheinen notwendig.