Yuppies haben es auch nicht leicht …
vor allem in Hamburg, wo sich nach einer ganzen Reihe von politisch strittigen Stadtentwicklungs- und Baumaßnahmen der Unmut auch in den Reihen der bürgerlichen Mitte niederschlägt. Betroffen von dieser „durch Erneuerungsmaßnahmen und/oder Eigentümerwechsel entstehende[n] Dominanz einkommensstarker Haushalte in attraktiven urbanen Wohnlagen zu Lasten von weniger verdienenden Bevölkerungsgruppen“ (zur Definition und Begriffsgeschichte der Gentrifizierung siehe hier) sind vor allem der Hamburger Stadtteils St. Pauli und das Schanzenviertel.
Während der Protest des Pöbels in Demonstrationen, Gebäudebesetzungen und dem Inbrandsetzen von Nobelkarossen Ausdruck findet, geht auch in den Reihen der besserverdienenden, mediengestaltenden, werbetreibenden, kunstschaffenden und Galão-trinkenden Zuzüglern dieser Stadtteile die Angst vor den Folgen des sozialräumlichen Entwicklungsprozesses um.
Das Projekt Yuppies gegen Gentrification bildet unterschiedliche Positionen und Meinungen, die von Gleichmut bis Wut reichen, ab. Diese augenzwinkernde Thematisierung von Gentrification und einhergehenden sozialen Aus- und Abgrenzungsprozessen ist nicht nur ein kurzweiliger Spaß, sondern verrät auch, wie der Carsten Janke in der taz m.E. zutreffend schreibt,
wie hörig die alltägliche Protestsprache den verschiedensten Interessen dient. In großer Ironie bringt die Website das Problem auf den Punkt, dass der junge, hippe Recht-auf-Stadt-Protest ganz schnell in sein eigenes Feindbild umschlagen kann. Hier ist tiefergehende Analyse gefragt und bewusste „De-Attraktivierung“, wie Holm das nennt.
Zu der besagten De-Attraktivierung kann wiederum die Kriminologie ihren Beitrag leisten. Basierend auf der Broken-Windows-Theorie liefert die Webseite www.esregnetkaviar.de eine Strategie zur systematischen Abwertung des eigenen Wohnviertels. Das Abwertungskitt – bestehend aus einer Satellitenschüssel und einem Wäscheständer auf dem Balkon sowie der gezielten Platzierung von Lidl-Plastiktüten und einigen ausländisch klingenden Nachnamen am Briefkasten – sorgt dafür, dass der Galão auch morgen noch bezahlbar ist.